Sport

Sicherheitsdebatte bei der Tour Porte-Crash spaltet das Fahrerlager

Die Tour de France wird am Wochenende von einer Serie schwerer Stürze mit schmerzhaften Verletzungen überschattet. Die nicht involvierten Fahrer diskutieren nun vor allem eine Frage: Hat die Frankreich-Rundfahrt ein Sicherheitsproblem?

Die Folgen seines Horror-Sturzes bei der Tour de France fesseln Richie Porte zwar ans Krankenbett, doch seinen Humor ließ sich der Australier nicht nehmen. "Krankenhausessen. Bon Appetit!", schrieb er unter ein Foto seines spartanischen Frühstücks bei Twitter. Dass der 32-Jährige überhaupt so schnell zu Kräften gekommen ist, gleicht einem kleinen Wunder.

Auf der heiklen Abfahrt vom Mont du Chat war Porte, der wohl stärkste Herausforderer von Titelverteidiger Christopher Froome, am Sonntag bei hoher Geschwindigkeit vom Asphalt gerutscht und gegen eine Felswand geprallt. Auch er ist überrascht von seinem Zustand: "Ich habe noch Schmerzen. Es ist eine große Enttäuschung, ich war in einer großartigen Form und hatte ein starkes Team an meiner Seite", so Porte in einer Videobotschaft. "Nachdem ich den Sturz gesehen habe, muss ich aber sagen, dass ich froh sein kann, so glimpflich davongekommen zu sein."

Dabei ist Porte jedoch beileibe nicht der einzige Radprofi, dessen Pläne aufgrund von Stürzen in den rutschigen Abfahrten auf dem Weg nach Chambéry durchkreuzt wurden. Der Brite Geraint Thomas, der nach dem Auftaktzeitfahren in Düsseldorf weitere vier Tage lang "Gelb" getragen hatte, schied als wichtiger Helfer Froomes mit einem Schlüsselbeinbruch aus. Und auch Rafal Majka vom deutschen Team Bora-hansgrohe muss nach dem Sturz am Col de la Biche die Tour vorzeitig beenden. "Nach diesem schweren Sturz macht es einfach keinen Sinn mehr weiterzukämpfen. Ich kann kaum atmen wegen der Schmerzen. Wir mussten eine kluge Entscheidung treffen, für meine Gesundheit und den Rest der Saison", sagte Majka.

War Porte nur unkonzentriert?

Die Sturzserie beschäftigte auch am ersten Ruhetag der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt die anderen Fahrer. In den Sicherheits-Diskussionen gingen die Meinungen dabei weit auseinander. "Der Sturz von Richie Porte war kein Sicherheitsproblem", meinte etwa der deutsche Meister Marcus Burghardt von Bora-hansgrohe. Er vermutet, Porte sei wahrscheinlich kurz unkonzentriert gewesen oder in der Kurve zu weit rausgekommen und habe so die Kontrolle über sein Rad verloren.

"Ich glaube nicht, dass man jetzt der Organisation einen Vorwurf machen kann. Ich denke eher, dass Richie da einen Fehler gemacht hat, was schade ist", sagte der 34-Jährige. Zudem seien Unfälle wie diese ohnehin Teil des Radsports. "Ich denke, wir hatten schon größere Stürze in der Tour. Das gehört leider dazu. Wenn du den Berg hochfährst, musst du ihn irgendwo wieder runterfahren. Das geht nun mal nicht anders", so Burghardt weiter.

"Veranstalter haben bekommen, was sie wollten"

Deutlich anders bewertete Daniel Martin die Situation. Der Ire war von Porte vom Rad gerissen worden, konnte jedoch weiterfahren und erreichte das Ziel. Dort entlud sich sein Frust. "Es war derart rutschig. Ich denke, die Veranstalter haben bekommen, was sie wollten", urteilte der Quick-Step-Teamkollege von Sprinter Marcel Kittel: "Wir gehen Risiken ein. Aber die Strecke mit dem Regen und vielen technischen Abfahrten war sicher nicht hilfreich." Kittel sagte derweil: "Es gibt keine andere Sportart, in der die Balance zwischen Leben und Tod so gegeben ist. Die Tour kann oft schneller vorbei sein, als man denkt. Einmal falsch gebremst und es ist aus." Kritik an der Strecke oder der Organisation äußerte er nicht.

Die kam dagegen von Weltmeister Tony Martin: "Wenn die Organisatoren ein bisschen an die Gesundheit der Fahrer denken würden, dann könnte man sich solche Abfahrten sparen." Er sei kein Freund von solchen Abfahrten, das könne man anders lösen. Das Risiko steige erheblich. Allerdings müsse auch fairerweise gesagt werden, dass das Wetter eine erhebliche Rolle bei den vielen Unfällen gespielt habe.

Quelle: ntv.de, lou//tno/dpa/sid

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