Drei gegen Drei in der DEL Red Bull München als exquisiter Favorit
16.09.2016, 17:50 Uhr
"Wir wollen das Ding wieder holen": Die Eishockeyspieler aus München haben viel vor.
(Foto: imago/regios24)
Meister Red Bull München startet als Titelfavorit in die Eishockey-Saison und hat auch sonst große Pläne. Die Konkurrenz aber lauert: Mannheim, Köln und Berlin wollen den Pott zurück haben. Und sonst? Gibt's einen neuen Medienpartner - und neue Regeln.
Nach knapp fünf Monaten Sommerpause startet die Deutsche Eishockey Liga an diesem Freitag um 19.30 Uhr mit sieben Partien in die 23. Saison. Meister EHC Red Bull München trifft zum Auftakt auswärts auf die Kölner Haie, Finalist Grizzlys Wolfsburg ist beim Liga-Neuling Fischtown Pinguins in Bremerhaven gefordert. Ein Auswärtsspiel hat auch Titel-Anwärter Adler Mannheim in Krefeld. Die Hauptrunde der deutschen Eliteliga endet im Februar. Nach den Playoffs steht dann vom 5. bis zum 21. Mai die WM 2017 in Köln und Paris an.
Wie wird gespielt? In einer Doppelrunde mit 52 Spieltagen werden die Play-off-Teilnehmer ermittelt. Dabei wird erstmals in der maximal fünfminütigen Verlängerung wie in der NHL mit jeweils nur drei Feldspielern pro Team gespielt. Ziel ist es, schneller eine Entscheidung herbeizuführen. Nach wie vior gilt: Wer zuerst ein Tor schießt, hat gewonnen ("sudden death"); fällt kein Tor, entscheidet das Penaltyschießen. Der Sieger in der Overtime oder im Shootout erhält zwei, der Verlierer einen Zähler. Die ersten sechs Mannschaften der Hauptrunde stehen im Viertelfinale, das am 7. März beginnt. Die Teams auf den Plätzen sieben bis zehn ermitteln am dem 1. März im Modus "best of three" die letzten beiden Viertelfinalisten. Dabei trifft der Tabellensiebte auf den Zehnten und der Achte auf den Neunten. Danach geht es im Modus "best of seven" bis zum Titelgewinn - vier Siege sind notwendig, um eine Runde weiterzukommen und am Ende Meister zu werden. Bei Unentschieden nach 60 Minuten wird so lange in 20-Minuten-Abschnitten weitergespielt, bis ein Tor fällt. Dabei wird anders als in der Vorrunde mit Fünf gegen Fünf gespielt.
In München basteln sie an der Eishockey-Zukunft. Nachdem die Vorgänger Hedos und Barons als deutsche Meister den Sport in der Fußballstadt nicht etablieren konnten, setzen die Red Bulls auf eine neue, 10.000 Zuschauer fassende und 100 Millionen Euro teure Arena. Mit der Rückkehr von Uli Hoeneß beim FC Bayern steigen die Chancen, dass man sich mit den Basketballern auf eine gemeinsame Nutzung einigt. In der alten Olympia-Eishalle hat der Meister keine Zukunft. Auch wenn Nationalspieler Dominik Kahun ein "größeres Interesse der Leute in München an Eishockey" feststellt, ist die Resonanz ernüchternd: Der Dauerkartenverkauf stieg zwar um 15 Prozent - auf 1150. Nur Wolfsburg wurde weniger Saisontickets los.
Wer sind die Favoriten? Mit dem Rekordtorjäger, dem Rekordtrainer und dem Rekordbudget hat der Meister aus München nur ein Ziel. "Wir wollen das Ding wieder holen", sagt Nationalspieler Dominik Kahun. Und die Chancen auf Titel Nummer zwei stehen gut. Die Mannschaft um Kapitän Michael Wolf, mit 278 Treffern erfolgreichster Torschütze der DEL, ist zusammengeblieben. Don Jackson, mit sechs Meistertiteln erfolgreichster Coach der Liga, hat die deutschen Nationalspieler Brooks Macek und Jerome Flaake bekommen. Und der österreichische Brausehersteller Red Bull lässt sich sein Eishockeyteam in Deutschland mehr kosten als die Konkurrenten: Der Etat wird erneut auf 12,5 Millionen Euro geschätzt.
Nach der verkorksten vergangenen Saison steht der wichtigste Neuzugang der Adler Mannheim an der Bande: Erfolgstrainer Sean Simpson kehrte nach 13 Jahren aus der Schweiz zurück in die DEL. "Wir wollen neu angreifen", sagt Heimkehrer Matthias Plachta, der nach einem Jahr in Nordamerika ohne NHL-Spiel wieder für die Adler stürmt. Beim Rekordmeister Eisbären Berlin steht Ex-Bundestrainer Uwe Krupp im Blickpunkt. Der erste deutsche Stanley-Cup-Sieger hat seinen Vertrag verlängert und soll nach Rang zwei in der Hauptrunde und dem Viertelfinal-Aus in den Play-offs für Titel Nummer acht sorgen. "Aber den Druck, jetzt Meister werden zu müssen, kriegt er von uns nicht. Das ist völliger Quatsch", sagt Sportchef Stefan Ustorf. Bei Krupps Ex-Klub Köln stehen nach mehreren Jahren mit schwedischen Stars wieder Nordamerikaner hoch im Kurs. Vier der Neuen haben NHL-Erfahrung. "Wir wollen das Team sein, das schwer zu schlagen ist", sagt Trainer Cory Clouston, der im Januar Niklas Sundblad ablöste und Köln noch in die Play-offs und bis ins Halbfinale führte.
Wer ist neu? Nach dem Ausstieg der Hamburg Freezers rückten die Fischtown Pinguins Bremerhaven aus der DEL2 nach. Sie sind der 32. Klub in der DEL. 18 neue Spieler verpflichtete der Neuling, dennoch wird er sich im Keller der Liga wiederfinden. Seit 2000 gelang nur einem von zwölf Auf- oder Quereinsteigern der Sprung in die Play-offs: dem EHC München 2011.
Wann wird draußen gespielt? Am 7. Januar 2017 verwandelt sich das Fußballstadion des Bundesligisten TSG Hoffenheim in eine Eishockeyarena. Die Baden-Württemberg-Rivalen Adler Mannheim und Schwenninger Wild Wings treffen in Sinsheim unter freiem Himmel aufeinander. Es ist das dritte Winter Game - nach 2013 in Nürnberg und 2015 in Düsseldorf.
Was kostet es? In der vergangenen Saison steigerten die 14 Klubs ihren Gesamtumsatz auf den Rekordwert von rund 110 Millionen Euro. In der neuen Spielzeit dürfte es erstmals seit langem wieder einen Rückschritt geben. Grund ist der Ausstieg der Hamburger, die mehr als doppelt so viel Geld bewegten wie Neuling Bremerhaven, der mit knapp vier Millionen Euro den kleinsten Etat hat. Krösus ist weiter Meister München mit geschätzten 12,5 Millionen. Die billigsten Tickets gibt es in Wolfsburg (vier Euro Stehplatz Kinder), die teuersten in Nürnberg (54 Euro Haupttribüne).
Wer überträgt die Spiele? Erstmals wird jedes DEL-Spiel live übertragen. Die Deutsche Telekom zahlt dafür pro Saison rund 3,5 Millionen Euro. Die Spiele sind in HD als Livestream über TV, PC, Tablet oder Smartphone zu sehen - für Telekom-Kunden kostenlos, für alle anderen gegen monatliche Gebühren. Sport1 zeigt mindestens 40 Spiele im Free-TV und löst damit ServusTV ab, den Fernsehpartner der vergangenen vier Jahre.
Quelle: ntv.de, sgi/sid