Duell elektrisiert Eishockey-WM Russland und Kanada tanzen Gigantenwalzer
20.05.2017, 10:30 Uhr
Russland plant die WM-Revanche gegen Kanada. Diesmal allerdings bereits im Halbfinale.
(Foto: imago/Beautiful Sports)
Das Endspiel wird schon im Halbfinale ausgetragen: Die alten Rivalen Kanada und Russland treffen bei der Eishockey-WM bereits in der Vorschlussrunde aufeinander. Die Russen wollen dabei auch eine Schmach vergessen machen.
Wenn Jon Cooper an Russland denkt, leuchten seine Augen. Der Trainer der kanadischen Eishockey-Stars sieht im Duell mit der Sbornaja im WM-Halbfinale nicht nur das vorweggenommene Finale. Für ihn ist es mehr. "Wenn wir uns die Geschichte unseres Spiels anschauen, ist dieses Duell das große Ding", sagte der 49-Jährige vor dem Gigantentreffen (ab 15.15 Uhr im n-tv.de Liveticker) in Köln.
Russland gegen Kanada. Rekordweltmeister gegen Titelverteidiger. Das klingt nach einem Kampf der Systeme, auch Gedanken an den Kalten Krieg schwingen mit. "Schauen wir in die 50er-, 60er- und 70er-Jahre zurück, da gab es nur Russland gegen Kanada. Das sagt alles über dieses Spiel", erklärte Cooper.
Revanche für die letzte WM
Der ersten WM-Partie beider Eishockey-Mutterländer im Jahre 1954 - die damalige Sowjetunion triumphierte mit 7:2 - folgten 50 weitere, nur 13-mal gewann Kanada. Doch zuletzt liefen die Ahornblätter den Russen den Rang ab. Im letzten WM-Duell 2015 in Prag ging der Rekordweltmeister mit 1:6 unter, dummerweise handelte es sich um das Endspiel. Die Schmach ist bis heute nicht verdaut. Neben dem Einzug ins Finale geht es also auch um Revanche.
Und die Chancen standen lange nicht so gut. Bereits in der Gruppenphase war die Auswahl von Coach Oleg Snarok in Köln hinter der deutschen Mannschaft zweites Heimteam. Die feierwütigen russischen Fans stürmten die Ticketkassen rudelweise und sorgten gar im Gruppenspiel gegen die Slowakei für ein ausverkauftes Haus. Sportlich präsentierte sich Kanada im laufenden Turnier solide, jedoch mitnichten überragend. Die Abwesenheit ihrer Superstars Sidney Crosby und Connor McDavid fällt ins Gewicht. Nach der überraschenden 2:3-Vorrundenniederlage nach Verlängerung gegen die Schweiz mangelte es trotz Überlegenheit auch gegen die Deutschen im Abschluss.
Russen treffen auf ihren Klubcoach
"Ich hoffe, wir erreichen unseren Leistungszenit zur rechten Zeit", sagte Weltmeister und Olympiasieger Matt Duchene. Dies gelang den Russen bislang besser. Mit 38 Turniertreffern in acht Spielen stellen sie die beste Offensive der WM. In Artemi Panarin von den Chicago Blackhawks (14 Punkte) und Nikita Kutscherow von Tampa Bay Lightning (13) hat der 27-malige Titelträger die besten Scorer in seinen Reihen. Vor allem der 25-jährige Panarin entpuppte sich als einer der Stars der Weltmeisterschaft. "Wir sind froh über seine Leistung, aber auch er braucht Hilfe", sagte Snarok.
Diese bekommt er ausreichend von Kutscherow und dessen Vereinskollegen Wladimir Namestnikow. Gemeinsam mit Torhüter Andrej Wassilewski bilden sie den Tampa-Block im russischen Team - und treffen in der WM-Vorschlussrunde auf ihren Klubcoach. Cooper betreut den Klub aus Florida seit 2013 und führte ihn vor zwei Jahren ins Stanley-Cup-Finale. "Im Laufe dieses Turniers habe ich immer mit Kutscherow und Wladi mitgefiebert", sagte Cooper: "Aber hier spielt nicht Jon Cooper gegen seine Spieler, sondern Kanada gegen Russland."
Quelle: ntv.de, Florian Krebl und Thomas Lipinski, sid