US-Star erlöst sich mit Silber Shiffrin bricht nach Missverständnis in Tränen aus
08.02.2023, 16:22 Uhr
Mikaela Shiffrin gewinnt für sie selbst überraschend WM-Silber im Super-G.
(Foto: AP)
Kira Weidle hat bei der Ski-WM großes Pech im Super-G. Glücklich sind die neue Weltmeisterin Marta Bassino aus Italien - und eine emotionale Mikaela Shiffrin. Die Amerikanerin weint nach der gewonnenen Silbermedaille hemmungslos und erklärt später, warum.
Kira Weidle schüttelte den Kopf, hob frustriert die Arme, doch der erkennbare Ärger über das miserable Abschneiden hatte wenig mit ihrer Fahrt zu tun. "Mega motiviert" war sie in den Super-G bei der WM in Meribel gestartet, dann aber machte ein Stein auf der Piste alles zunichte. Plötzlich war der linke Ski kaputt, Weidle schlingerte über den Kurs, ein "scheiß Gefühl". Rang 23 war es am Ende, "sehr blöd gelaufen", sagte sie, "wenn sowas bei einer WM passiert, ist es schon sehr ärgerlich".
Bei gleich vier anderen Läuferinnen war die Gemütslage verständlicherweise ganz anders. Marta Bassino holte am schwarzen Tag für die großen Favoritinnen bereits das zweite Gold für Italien, Cornelia Hütter (Österreich) und Kajsa Vieckhoff Lie (Norwegen) freuten sich gemeinsam, weil zeitgleich über Bronze - und dann war da noch Mikaela Shiffrin: Nachdem die Ski-Königin den scheinbar sicheren Kombinations-Sieg verpasst hatte, fuhr sie als Zweite zurück ins Glück.
"Ich bin Zweite und sehr glücklich"
Wie groß die Erleichterung bei Shiffrin nach ihrem Olympia-Drama vor einem Jahr in Peking und dem Fehlstart bei der WM war, zeigte sich in einem Interview mit dem ORF: Sie brach in Tränen aus. "Ich bin so emotional, weil ich nicht das Gefühl habe, dass ich eine Medaille im Super-G gewinnen sollte", sagte sie. Tatsächlich hat die 27 Jahre alte Amerikanerin nun zwölf WM-Medaillen geholt - mehr gewann allein die deutsche Ski-Legende Christl Cranz (15). Und ja, betonte sie: "Ich bin Zweite und sehr glücklich."
Später erklärte sie, warum sie in dem Gespräch so emotional reagierte. "Es war eine Kombination aus vielen Dingen. Einerseits war Silber einfach eine Erleichterung. Die letzten Wochen habe ich 100 Fragen zur WM beantwortet. Ob ich Angst habe. Ob ich besorgt bin, dass sich Olympia wiederholt. Da war es sehr schwer, positiv zu bleiben", erklärte die mit 85 Weltcupsiegen erfolgreichste Skirennfahrerin in der Historie des Alpinsports.
Zum anderen habe es sich einfach um ein Missverständnis gehandelt. "Ich habe eine Frage falsch verstanden und als anstößig empfunden", erklärte die 27-Jährige, die im Interview mit dem österreichischen TV-Sender trotz ihres zweiten Platzes in Tränen ausgebrochen war. Es sei ihr Fehler gewesen und nicht der des TV-Reporters. Für Shiffrin war die Silbermedaille in Méribel das erste Edelmetall bei einem Großereignis seit zwei Jahren. Bei den Olympischen Spielen 2022 in Peking war die Überfliegerin ohne Medaille geblieben.
Der tückische Schlussabschnitt entscheidet
Shiffrin hatte wie Bassino zum großen Kreis der Medaillenanwärterinnen gehört, fuhr den tückischen Schlussabschnitt auf der Piste Roc le Fer aber nicht ganz so gut wie die neue Weltmeisterin, die sich unter strahlend blauem Himmel "einfach nur wunderbar" fühlte. Favoritinnen wie Titelverteidigerin und Olympiasiegerin Lara Gut-Behrami (Schweiz) oder die neue Kombi-Weltmeisterin Federica Brignone (Italien) büßten dagegen ihre Chancen in einer schattigen Passage des Kurses vor der Einfahrt in den Zielhang ein.
Emma Aicher passierte die entscheidende Stelle ohne großen Fehler und wurde als 18. beste Deutsche, Weidle dagegen hatte dort schon keine Chance mehr auf einen Coup. Schon bald nach dem Start fuhr sie über einen Stein, die Kante ihres linken Skis war von der Bindung weg ramponiert. "Das hintere Ende ist mir einfach immer weggegangen", das sei "wie Aquaplaning" gewesen, berichtete sie. Aber: "Hilft ja nix", sagte Weidle, "das sind Dinge, die hat man selber nicht in der Hand. Es ist einfach unglücklich gelaufen."
Und deshalb nahm sich die 26 Jahre alte gebürtige Stuttgarterin gleich vor, das Thema abzuhaken. "Zu lange darf ich mich damit nicht beschäftigen", sagte sie. Am Samstag folgt die Abfahrt (11.00 Uhr/ZDF und Eurosport). Vor zwei Jahren gewann Weidle in dieser Disziplin WM-Silber.
Quelle: ntv.de, tno/dpa/sid