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Schmid ist "bitter enttäuscht" "Vierschanzentournee light" sorgt für Sprengstoff

Schmid ist siebenfache Weltmeisterin und träumt davon, beim Skifliegen als erste Deutsche die 200-Meter-Marke zu knacken.

Schmid ist siebenfache Weltmeisterin und träumt davon, beim Skifliegen als erste Deutsche die 200-Meter-Marke zu knacken.

(Foto: IMAGO/Geisser)

Seit Jahren fordern die Skispringerinnen, endlich auch eine Vierschanzentournee bestreiten zu dürfen. Doch mehr als eine "Goldene Eule" ist nicht drin, diesmal gibt es nur eine halbe Tournee. Mit der anhaltenden Ungleichbehandlung fällt die Sportart immer mehr aus der Zeit.

Katharina Schmid ist genervt. Und wirkt ein Stück weit resigniert. "Ich kann mich schon selbst nicht mehr jammern hören", gesteht Deutschlands beste Skispringerin. Dabei ist der Frust der Dreifach-Weltmeisterin von Planica nur zu verständlich. Denn während ihre männlichen Kollegen am Freitag mit Riesen-Tamtam in die populäre Vierschanzentournee starten, werden Schmid und Co. wieder mit einem Light-Produkt abgespeist. Eine halbe Tournee ist besser als keine. Sagen die Befürworter. Eine halbe Tournee ist eben keine ganze. Sagen die Kämpferinnen für Schanzengleichheit.

Am Samstag in Garmisch-Partenkirchen und am Montag in Schmids Heimatort Oberstdorf steigt die Premiere des "Two Nights Tournaments", offiziell abgekürzt: TNT. Und in der Tat birgt der Tournee-Torso Sprengstoff. "Es ist bitter und schon langsam enttäuschend, dass wir noch keine Vierschanzentournee haben", sagt Schmid. Die Frauen, die im Skispringen längst Spitzenniveau erreicht haben, fühlen sich abgespeist.

Lediglich "ein kleines Trostpflaster" sei "TNT" für Schmid, besser bekannt unter ihrem Mädchennamen Althaus: "Mittlerweile ist es ein bisschen mühsam, dass nicht alle Orte dabei sind." Ein Wink mit dem Holzbakken in Richtung Nachbarland. "Wir wollen das haben, diese Vierschanzentournee. Wir hoffen sehr, dass Österreich nachzieht", sagt auch der deutsche Sportdirektor Horst Hüttel fast schon flehentlich. Der Deutsche Skiverband zog vor, ist mit seinen traditionellen Tournee-Orten Oberstdorf und Garmisch, wenngleich in umgekehrter Reihenfolge, schon am Start.

Jenseits der Grenze, in Innsbruck und Bischofshofen, tut sich wenig. Stattdessen springen die Frauen am 3./4. Januar auf der Villacher Kleinschanze. Ein Kleinst-Fortschritt: 2022/23 verbrachten die Frauen den Jahreswechsel auf der Mini-Anlage im slowenischen Ljubno, statt wie bei den Männern um den Goldenen Tournee-Adler ging es dort um die - ernsthaft - Goldene Eule.

Zwei Vorkämpferinnen sind nicht mehr dabei

Die Geringerstellung der Skispringerinnen ist anachronistisch, in nahezu allen großen Wintersportarten herrscht Gleichgewicht. Im Biathlon, Skilanglauf, Bob, Skeleton, Rodeln oder Eisschnelllauf sind Männer und Frauen stets zeitgleich an denselben Weltcuporten im Einsatz. Beim Alpin-Ski starten die Geschlechter zwar aus organisatorischen Gründen mit Ausnahme des Finals im Weltcup örtlich getrennt, das Programm ist aber praktisch identisch.

Warum also hängt das Skispringen hintendran? Das fragt sich auch Schmid, vorerst ohne eindeutige Lösung. "Wir können nur in der Öffentlichkeit Druck machen", sagt sie. Umso bitterer, dass zwei der wichtigsten Kämpferinnen für die Emanzipation des Frauenspringens, die Norwegerin Maren Lundby und die Österreicherin Daniela Iraschko-Stolz, mittlerweile zurückgetreten sind.

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Nebenbei muss sich Schmid, die auch als Botschafterin des Kinderhilfswerks Plan International für bessere Chancen von Mädchen in Afrika, Asien und Lateinamerika kämpft, freilich auch um ihr eigenes sportliches Wohlergehen kümmern, denn bislang lief es sportlich gar nicht rund: Platz acht als bestes Saisonergebnis - das zehrt an der ehrgeizigen Allgäuerin.

Und deshalb ist auch diese Teil-Tournee mit dem Heimspiel in ihrem Oberstdorf am 1. Januar ein Lichtblick. "Das ist genial, wenn alle Freunde und die Familie an der Schanze stehen können", sagt Schmid: "Zu Hause so ein Springen am Neujahrstag zu haben, ist etwas ganz Spezielles."

Quelle: ntv.de, tsi/sid

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