Taumelnde Favoritin bei French Open Williams steht vor ihrem 20. Grand-Slam-Titel
04.06.2015, 20:47 Uhr
Serena Williams könnte sich in Paris ihren 20. Grand-Slam-Titel sichern.
Die Tschechin Lucie Safarova steht im Finale der French Open. Nach ihrem Sieg gegen Ana Ivanovic wartet im Finale Favoritin Serena Williams. Die US-Amerikanerin bot bei ihrer Partie gegen Außenseiterin Timea Bacsinszky eine rätselhafte Vorstellung.
Diesmal brachte der Weltmeister auf der Tribüne des Court Philippe Chatrier kein Glück: Vor den Augen von Bastian Schweinsteiger unterlag Ana Ivanovic im Halbfinale der French Open der Tschechin Lucie Safarova 5:7, 5:7. Die Serbin verpasste damit ihr drittes Paris-Finale nach 2007 und 2008. Vor sieben Jahren hatte sie in Roland Garros ihren bislang einzigen Grand-Slam-Titel gewonnen. Ihre erste Chance auf einen Triumph bei einem der vier Majors bekommt damit etwas überraschend Lucie Safarova.
Die 28 Jahre alte Linkshänderin spielt in Paris das Turnier ihres Lebens, auf dem Weg ins Finale gegen Topfavoritin Serena Williams gab sie keinen Satz ab. Safarova schlug dabei unter anderem Sabine Lisicki und Titelverteidigerin Maria Scharapowa. "Das ist wie ein Traum für mich. Unglaublich", sagte Safarova im Sieger-Interview. Gegen Ivanovic gelang ihr der sechste Sieg im neunten Duell. Dabei war die Tschechin nervös ins Match gestartet. 2:5 lag sie im ersten Satz schon zurück, drehte dann mit starken Winkelschlägen, guter Beinarbeit und souveränen Aufschlagspielen auf.
Einzig im zweiten Satz, als sie bei 5:4 den Sieg vor Augen hatte, zitterte ihr Arm, ihren ersten Matchball vergab sie mit einem Doppelfehler. Wenige Minuten später nach insgesamt 1:52 Stunden Spielzeit hatte Safarova es dann geschafft und viel vor Glück rücklings in den roten Sand. Sie ist die erste tschechische Finalistin in Paris seit Hana Mandlikova 1981 den Coupe Suzanne Lenglen gegen die Münchnerin Sylvia Hanika gewann.
Steffi Graffs Rekord vor Augen
Im Finale trifft Safarova auf die Favoritin Serena Williams. Der Tennis-Superstar aus den USA gab im Halbfinale der French Open gegen die Schweizerin Timea Bacsinszky eine rätselhafte Vorstellung. Zwischenzeitlich sah es danach aus, als wäre sie im Krankenhaus besser aufgehoben als auf dem Court Philippe Chatrier. "Ich bin krank, ich weiß nicht, woher ich die Energie für diesen Sieg genommen habe", sagte sie anschließend, ehe sie das Sieger-Interview mit einem Hustenanfall beendete. Allen Widrigkeiten zum Trotz: Nach 1:54 Stunden gewann Williams 4:6, 6:3, 6:0, im Finale greift sie nach ihrem 20. Grand-Slam-Titel.
Williams' Auftritt erinnerte in manchen Momenten an die seltsame Darbietung in Wimbledon im vergangenen Jahr. Damals war sie im Doppel wie benebelt über den Platz gestolpert, vor dem Aufschlag konnte sie nicht einmal mehr den Ball auf den Boden prellen. Das passierte der 33-Jährigen auch gegen Bacsinszky, was folgte, war ein Ass mit 193 Stundenkilometern.
Wieviel Show in ihrem Drama steckte, kann nur Williams selbst beurteilen. Ihr ging es so schlecht, dass sie sich während der Seitenwechsel auf der Lehne ihrer Sitzbank aufstützen und den Kopf mit dem Eishandtuch kühlen musste. Zwischen den Ballwechseln schlich sie im Zeitlupentempo über die rote Asche - eine Behandlungspause nahm sie allerdings nicht. Schwer gezeichnet gewann sie nach dem 2:3 im zweiten Satz zehn Spiele nacheinander und damit das Match.
Damit setzten sich die seltsamen Auftritte der Tennis-Diva in Paris fort. Dreimal, darunter auch in Runde zwei gegen Nobody Anna-Lena Friedsam aus Neuwied, hatte sie den ersten Satz völlig verschlafen und sich mühsam durchs Turnier gequält. Erst im Viertelfinale am Mittwoch gegen Sara Errani aus Italien überzeugte sie zum ersten Mal.
Williams ist allen Gegnerinnen auf der Welt derzeit allerdings dermaßen überlegen, dass sie selbst sichtlich angeschlagen von Erfolg zu Erfolg eilt. Nach ihrem Triumph bei den Australian Open kann sie nun bereits ihr zweites Grand-Slam-Turnier in dieser Saison gewinnen. So ist auch der Rekord von Steffi Graf, die als erfolgreichste Spielerin in der Geschichte des Profitennis 22 Majortitel gewann, nicht mehr weit entfernt. Dass ausgerechnet Lucie Safarova in ihrem ersten Grand-Slam-Finale Williams bezwingt, ist nur schwer vorstellbar.
Quelle: ntv.de, kbe/SID