Paderborns Abstieg dank Microsoft Windows lässt Basketballer abstürzen
26.03.2015, 12:54 Uhr
War's das mit der zweiten Liga? Die Paderborn Baskets wollen nicgt aufgeben
Die Paderborn Baskets trifft es hart: Ein Windows-Update legt ihre Anzeigetafel lahm, das Spiel geht am Grünen Tisch verloren, das Team muss absteigen. Geschäftsführer Seidel zeigt sich im Gespräch geschockt - und kündigt Widerstand an.
Man kann absteigen wie ein Depp - zum Beispiel wie der 1. FC Nürnberg 1999 aus der Fußball-Bundesliga. Vor dem letzten Spieltag lag der Club auf Rang zwölf, die Bratwürstchen für die Nichtabstiegsfeier lagen bereit, im Stadionheft war schon der Antrag auf die Dauerkarten für die nächste Erstliga-Saison abgedruckt. Nürnberg verlor, alle Mitkonkurrenten gewannen, Radio-Legende Günther Koch meldete sich "vom Abgrund".
Man kann aber auch einfach unfassbares Pech haben - so wie der Basketball-Zweitligist Paderborn Baskets. Den kostet ein Windows-Update zur Unzeit den Klassenerhalt. Kurz vor dem so wichtigen Spiel gegen die ebenfalls abstiegsbedrohten Chemnitz Niners stürzte der Computer ab, über den die Anzeigetafel bedient wird. Den Neustart nutzte das Betriebssystem für ein Update. Erst mit 25 Minuten Verzögerung konnte die Partie angepfiffen werden, die Niners legten Protest ein. "Das ist ihr gutes Recht", sagt Paderborns Geschäftsführer Patrick Seidel im Gespräch mit n-tv.de. "Was man davon sportlich hält, ist eine andere Sache."
Kritik an der Liga-Führung
Seidel ist hörbar konsterniert, als er die Ereignisse der letzten Tage erzählt. Am Mittwoch um halb zehn Uhr morgens teilt ihm die Liga mit, dass sie dem Einspruch der Chemnitzer stattgegeben hat. Das Spiel war trotz der Verzögerung angepfiffen worden, Paderborn gewann 69:62, das ist aber nun wertlos. Die Liga wertete die Partie mit 0:20, zusätzlich zur Niederlage kassierten die Baskets einen Minuspunkt als Strafe. Damit steht Paderborn schon vor dem letzten Spieltag an diesem Wochenende als Absteiger fest. Seidel bittet die Liga, die Nachricht noch zurückzuhalten, fährt zur Mannschaft, die beim Krafttraining versammelt ist. Doch schon um 10 Uhr heißt es auf der Seite der ProA: "Paderborn steht als Absteiger fest." Einige Spieler der Baskets, die nicht zum Krafttraining erscheinen müssen, erfahren aus den sozialen Medien vom Abstieg. "Das ist alles andere als optimal gelaufen", sagt Seidel.
Seinen Unmut muss der Geschäftsführer aber erst einmal zurückstellen. "Auch das Team und der Trainer waren natürlich geschockt", sagt er. "Aber wir müssen Samstag spielen und gewinnen." Das letzte Spiel der Saison steht an. Gegen Cuxhaven soll die Halle voll sein, der Verein appellierte auf seiner Homepage an die "Solidarität" der Paderborner. Der Plan von Patrick Seidel: Am Wochenende einen Sieg einfahren, "und dann wollen wir alle rechtlichen Schritte ausschöpfen."
Aussage gegen Aussage
Der erste Schritt wäre ein Einspruch gegen die Entscheidung der ProA. Den wollen die Baskets laut Seidel in jedem Fall einlegen, drei Tage bleiben dafür Zeit. Allerdings steht schlicht Aussage gegen Aussage. Seidels Version geht so: Der Techniker konnte das Windows-Update nicht stoppen, also boten die Paderborner den Schiedsrichtern an, die Ersatzanlage aufzubauen. Die Referees aber wollten lieber abwarten. "Sie waren ganz entspannt", sagt Seidel. "Nur dauerte es dann nicht nur zwei, drei Minuten." Verspätet bauten die Paderborner die Ersatzanlage auf, bis zum Anwurf lief dann aber auch der Computer wieder. Das Spiel wurde mit der großen Anzeigetafel bestritten, ohne weitere Probleme.
Nur wollen sich die Schiedsrichter offenbar nicht mehr daran erinnern, dass sie das Angebot der Baskets, die Ersatzanlage aufzubauen, ausschlugen. Einen Vermerk darüber im Spielberichtsbogen gibt es offenbar auch nicht. Der Chemnitzer Geschäftsführer Rayk Lorz will auf Anfrage lieber nichts sagen - die Beweislast bei einem Einspruch liegt ja ohnehin bei den Baskets. Die hatten übrigens in den vergangenen Monaten schon öfter Probleme mit ihrer Anzeigetafel, mussten deswegen auch schon Geldstrafen zahlen. Vor rund vier Wochen gab Patrick Seidel ein Interview, er sagte: "Wir müssen uns nur vorstellen, dass wir einmal einen Punktabzug wegen der Anzeigetafel bekommen." Seidel muss lachen, als er das Zitat hört. Es klingt verzweifelt. Denn das Problem war gelöst, für 8.000 Euro wurde die Anzeigetafel repariert, lief seitdem ohne Probleme. Und dann war ein Windows-Update fällig.
Quelle: ntv.de