Ein Star kommt, ein anderer geht Wolfsburg kauft sich zum Bayern-Jäger
01.02.2014, 04:40 Uhr
		                      In Wolfsburg ist nicht genug Platz für zwei Stars und Topverdiener: Diego wechselt deshalb nach Madrid.
(Foto: picture alliance / dpa)
In der Winter-Transferphase beweisen die Fußball-Bundesligisten Bescheidenheit. Alle? Nein, ein Verein fällt aus der Rolle, denn der spektakulärste Neuzugang der Liga ist so teuer wie alle anderen Einkäufe zusammen - und sorgt für den Abgang eines Stars.
Auf dem Transfermarkt hat sich in den letzten 48 Stunden noch einiges getan - große Stars mussten kurz vor Ende der Wechselfrist aber nicht mehr ihre Koffer packen. Bis auf einen: Wolfsburgs Diego. Die Niedersachsen einigten sich mit Atletico Madrid kurz vor Toresschluss auf einen Wechsel des Mittelfeld-Regisseurs zurück nach Spanien.
Der Fußball-Bundesligist, der den 28-jährigen Brasilianer schon einmal für eine Saison an Atlético verliehen hatte, kassiert diesmal eine Ablösesumme. Sie wird auf rund 1,5 Millionen Euro geschätzt. Diegos Vertrag in Wolfsburg läuft im Sommer aus. Den Abschied kann der VfL gut verkraften, nachdem der Belgier Kevin De Bruyne schon vor einigen Tagen verpflichtet worden war.
40 Millionen vs. 13,5 Millionen
Insgesamt übten sich die Fußball-Bundesligisten in diesem Winter eher in Bescheidenheit. Die Bilanz: Vom 1. bis 31. Januar verpflichteten die 18 Erstligisten 33 neue Spieler, 40 Akteure verließen die Clubs. Die Ausgaben betrugen knapp 40 Millionen Euro. Dem stehen Einnahmen von etwa 13,5 Millionen Euro aus Verkäufen gegenüber.
Der spektakulärste und teuerste Wechsel des Winters gelang Wolfsburgs Manager Klaus Allofs. Schon beim 1:3 gegen Hannover debütierte der für das Gesamtpaket von rund 20 Millionen Euro beim FC Chelsea losgeeiste belgische Nationalspieler De Bruyne im Team des VfL. Wolfsburg investierte damit im Winter genauso viel wie alle anderen Erstligisten zusammen.
Die Verpflichtung von De Bruyne hatte Folgen für Diego. Obwohl Allofs und Trainer Dieter Hecking den bis zum Saisonende vertraglich gebundenen Brasilianer im Winter eigentlich nicht ziehen lassen wollten, kam es kurz vor Toresschluss doch noch zur Trennung. Als seine Mitspieler die Reise zum Auswärtsspiel beim FC Schalke antraten, führte Diego Gespräche auf der Geschäftsstelle der Niedersachsen über seinen Abschied gen Madrid.
Ein Pole an die Weser
Kurz vor Ladenschluss schlug auch Diegos Ex-Club Werder Bremen zu und präsentierte Mittelfeldspieler Ludovic Obraniak, der für geschätzte zwei Millionen Euro vom französischen Pokalsieger Girondins Bordeaux geholt wurde. Der 29 Jahre alte polnische Nationalspieler bekam einen Vertrag bis 2016 und soll das Werder-Offensivspiel wie einst Johan Micoud beleben. "Wir halten große Stücke auf ihn. Er verfügt über sehr viel Erfahrung und war bei Girondins absoluter Leistungsträger", sagte Sportchef Thomas Eichin. Kommende Woche soll Obraniak ins Teamtraining einsteigen.
Am Freitag bestätigte Borussia Dortmund die Verpflichtung des serbischen Nationalspielers Milos Jojic, der für rund 2,2 Millionen Euro von Partizan Belgrad kommt und einen Vertrag bis 2018 erhielt. "Wir freuen uns, in Milos Jojic einen im Mittelfeld vielseitig einsetzbaren Akteur mit großem Entwicklungspotenzial verpflichtet zu haben, der unseren Kader komplettiert", sagte Sportdirektor Michael Zorc.
Kellerkinder rüsten auf
Betriebsamkeit herrschte bis zuletzt auch in Frankfurt, Hoffenheim und Nürnberg. Der FCN verpflichtete im letzten Moment den spanischen Nachwuchs-Nationalspieler José Campana vom englischen Erstligisten Crystal Palace. Der 20-Jährige soll das defensive Mittelfeld der Franken stärken. Die TSG Hoffenheim konnte mit Matthieu Delpierre, der ablösefrei zum FC Utrecht ging, den fünften Spieler von der Gehaltsliste streichen. So viele Abgänge hatte kein anderer Club zu verzeichnen.
Auch die Frankfurter Eintracht wurde noch einen Spieler los. Stürmer Srdjan Lakic kehrte nach Stationen in Wolfsburg, Hoffenheim und Frankfurt auf Leihbasis zum Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern zurück. Leihgeschäfte liegen im Trend. Rund die Hälfte aller Wechsel wurde auf diese für alle Beteiligten günstige Weise abgewickelt.
Draxler-Deal eine Zeitungs-Ente?
Manch ein Schnäppchen blieb Wunschdenken, und angeblich heiße Gerüchte blieben Gerüchte: So sah sich Arsène Wenger, Teamchef beim Premier-League-Club FC Arsenal, zu der Erklärung genötigt, dass Julian Draxler nicht nach London kommt - zumindest nicht vor der WM. Der 20 Jahre alte Nationalspieler ist auch in der Rückrunde beim FC Schalke am Ball. "Die Draxler-Situation wurde von den Zeitungen kreiert, nicht von mir", erklärte Wenger zu den in England seit Wochen angeheizten Spekulationen.
Zuvor hatte Schalke-Manager Horst Heldt einen Wechsel des Supertalents vor dem Ende der laufenden Saison bereits ausgeschlossen: "Julian hat mir nie den Eindruck vermittelt, dass er jetzt den FC Schalke verlassen will."
ter Stegen zu Barca
Und da nach dem Wintertransferschluss vor dem Sommertransferfenster ist, köcheln bereits die nächsten Gerüchte. Der seit längerem bei Barcelona als Nachfolger des Stammtorwarts Victor Valdes heiß gehandelte Marc-André ter Stegen spielt in der neuen Saison bei den Katalanen. Das behauptet zumindest der seriöse und gewöhnlich gut informierte Radiosender Cadena Ser.
Der berichtete, das der 21-Jährige einen Fünf-Jahres-Vertrag bis 2019 erhält. Gladbach soll für den Wechsel ein Jahr vor Ablauf von ter Stegens Vertrag zwölf Millionen Euro erhalten. Cadena Ser berichtete weiter, das ter Stegens Wechsel von Barca bekannt gegeben wird, sobald der bisherige Stammkeeper Valdes seinen neuen Verein genannt hat. Barcelona hatte zuvor mitgeteilt, dass Valdes entgegen einer Meldung von Radio Marca kein Angebot erhalten hat, seinen Vertrag doch noch zu verlängern.
Quelle: ntv.de, bad/dpa/sid