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WM-Aus gefährdet Olympia-Traum Zaudernder Schröder und die Drückeberger

Es reichte einfach nicht. Weder für Danilo Barthel, um noch an den Ball zu kommen, noch zu einem Sieg für das deutsche Team.

Es reichte einfach nicht. Weder für Danilo Barthel, um noch an den Ball zu kommen, noch zu einem Sieg für das deutsche Team.

(Foto: imago images / Camera 4)

Das blamable WM-Scheitern der deutschen Basketballer in China wirft viele Fragen auf. Ein Überblick über Gründe, Konsequenzen und die Rolle von Anführer Dennis Schröder nach dem 68:70 gegen die Dominikanische Republik und dem verpassten Sprung in die Zwischenrunde.

Was sind die Gründe für das Scheitern?

Von Schuld kann sich kaum einer freisprechen. Als Regisseur traf Dennis Schröder schlechte Entscheidungen, leistete sich defensive Aussetzer, eine Quote von bislang zwölf versenkten Würfen bei 37 Versuchen aus dem Feld ist deutlich zu wenig. Von seinen Teamkollegen übernahm allerdings auch keiner wirklich Verantwortung. NBA-Profi Maximilian Kleber warf nicht einmal gegen die Dominikanische Republik auf den Korb, Paul Zipser stand bislang neben sich. Außer Schröder blieb im zweiten Spiel nur Daniel Theis, der den eigenen Abschluss suchte, zumindest phasenweise auch Maodo Lo. Kapitän Robin Benzing kritisierte sich daher auch selbst: "Ich war in vielen Situationen nicht gut genug, da muss ich vorangehen."

Unter dem eigenen Korb ließ sich das deutsche Team in beiden Partien dominieren, war oftmals einen Schritt zu langsam, ein echtes Aufbäumen wie noch bei der knappen Auftaktniederlage gegen Frankreich war nicht zu erkennen. Während die Spieler der Dominikanischen Republik jede gelungene Aktion euphorisch bejubelten, blickten sich die deutschen Basketballer oft nur fragend an. "Die Gegner hatten mehr Energie als wir", sagte Schröder. Während des Spiels "hat jeder mit sich selbst gekämpft", deutete der 25-Jährige an, dass die Stimmung im Team nicht so gut war wie erhofft. Auch Bundestrainer Henrik Rödl konnte sein Team nicht entscheidend aufrütteln.

Wie geht es jetzt weiter?

Viel Zeit zur Aufarbeitung bleibt nicht - gegen Jordanien muss am Donnerstag (10.30 Uhr/im Livestream bei Magentasport) ein Sieg her, um zumindest noch eine gute Chance auf den Sprung zu einem Qualifikationsturnier für Olympia 2020 in Tokio zu wahren. Anschließend geht es in der Platzierungsrunde um die Ränge 17 bis 32 in Shanghai gegen Kanada und Senegal. Wie viele Plätze für eins von vier Turnieren im Sommer 2020 noch bei der WM vergeben werden, hängt auch von anderen Ergebnissen ab, möglicherweise könnte Rang 23 genug sein. Bei der Heim-EM 2021 ist die deutsche Mannschaft automatisch dabei. "Wir müssen einen Weg finden, dass wir alle nochmal an einem Strang ziehen und jetzt wenigstens die Aufgabe erfolgreich lösen", sagte Schröder.

Fehlte ein Anführer?

Einen Rücktritt aus der Nationalmannschaft schloss Dennis Schröder vorerst aus.

Einen Rücktritt aus der Nationalmannschaft schloss Dennis Schröder vorerst aus.

(Foto: imago images / Camera 4)

NBA-Profi Schröder proklamiert die Rolle des "Leaders" selbstbewusst für sich. Direkt nach der zweiten Niederlage im zweiten WM-Spiel wollte sich der Aufbauspieler der Oklahoma City Thunder nicht äußern, sprach erst am nächsten Tag. Öffentlich loben Trainer und Mitspieler, wie gereift der junge Familienvater auch abseits des Parketts geworden sei. Auf dem Feld aber war es nur Schröder, der konstant zu punkten versuchte. Gegen Frankreich war dem deutschen Team der Respekt vor der Defensive um 2,16-Meter-Riese Rudy Gobert anzumerken, der bereits zweimal zum besten Verteidiger der NBA gewählt wurde. Gegen die Dominikanische Republik gab es niemanden, der Verantwortung übernahm, vor allem in den Phasen, in denen Schröder pausierte.

Johannes Voigtmann, gegen Frankreich mit 25 Punkten noch Topscorer, nahm diesmal nur mickrige zwei Würfe. Schröder ist der einzige Spieler im deutschen Kader, der in seinem Verein zumindest zeitweise die erste Option im Angriff ist. Es fehlte kein Anführer, dafür aber abseits des Spielmachers die Selbstverständlichkeit, Verantwortung übernehmen zu wollen und zu müssen. "Wir haben uns alle zu sehr auf die Qualität von Dennis verlassen, wir haben ihm zu viel auf die Schultern gepackt", sagte Danilo Barthel. Wir hätten ihn durch den ein oder anderen Spieler, der auf dem höchsten Niveau spielt, entlasten können."

Muss Bundestrainer Henrik Rödl nun um seinen Job bangen?

Offiziell klar nein. "Es wird keinen Wechsel geben. Henrik Rödl steht nicht zur Disposition", sagte Ingo Weiss, Präsident des Deutschen Basketball Bunds. Rödl besitzt noch einen Vertrag bis nach der Heim-EM 2021 und genießt hohe Wertschätzung im Verband. Weitere Niederlagen bei der WM und das frühzeitige Verpassen der sportlichen Olympia-Chance könnten aber zumindest Kritik aus der Öffentlichkeit aufkommen lassen. In beiden Spielen präsentierte sich Rödls Team in der Offensive wenig kreativ, kam kaum zu freien Abschlüssen und erarbeitete sich nur wenige freie Würfe. Ob das an der mangelnden Umsetzung der Taktik lag, oder ob die Taktik eindimensional war, ist von außen schwer zu beurteilen. Dass Rödl während der Spiele vergleichsweise ruhig an der Seitenlinie schien, ist seine Art. Er ist kein Lautsprecher, keiner, der sein Team mit Lautstärke aufzuwecken versucht.

Wird es einen Umbruch im Team geben?

Der Kern der Mannschaft kann mindestens bis zur Heim-EM 2021 und noch für weitere Turniere darüber hinaus zusammenspielen. Lediglich Kapitän Robin Benzing ist bereits 30 Jahre alt. NBA-Profi Maximilian Kleber lief mit 27 Jahren bei seinem ersten großen Turnier mit der A-Nationalmannschaft überhaupt auf. Die NBA-Youngsters Moritz Wagner und Isaac Bonga, 22 und 19 Jahre jung, durften diesen Sommer bereits reinschnuppern. "Wir haben viele Sommer zusammengearbeitet, um hier eine junge, hungrige Mannschaft zu präsentieren", sagte der 26-jährige Maodo Lo. "Aber wir haben es nicht geschafft, das in den entscheidenden Momenten zu zeigen." Schröder wies Gerüchte, er denke über einen Rücktritt nach, zurück: "Ich werde jetzt nicht, weil wir bis jetzt noch kein erfolgreiches Turnier gespielt haben, sagen, dass ich nicht mehr dabei bin. Dafür bin ich ein zu großer Kämpfer. Wir haben natürlich in der Zukunft sehr, sehr viel Potenzial. Wir können viel erreichen. Aber da müssen natürlich auch alle mitziehen, solange alle mitziehen, bin ich auch dabei."

Quelle: ntv.de, tsi/dpa

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