Harsche Kritik an Wimbledon Zverev versteht Ausschluss russischer Profis nicht
22.04.2022, 15:55 Uhr
Rublew (links) und Zverev nach dem Finale des Turniers in Cincinnati im Herbst 2021.
(Foto: imago images/Paul Zimmer)
Der Tennis-Klassiker in Wimbledon verbietet Profis aus Russland und Belarus die Teilnahme. Das stößt jedoch nicht nur auf Verständnis. Deutschlands Nummer Eins, Alexander Zverev, hält den Schritt für ungeeignet - nicht nur, weil einer seiner besten Freunde davon betroffen ist.
Olympiasieger Alexander Zverev hat mit Unverständnis auf den Ausschluss der russischen und belarussischen Profis vom Tennis-Turnier in Wimbledon reagiert. Er sehe "keinen Grund, warum sie nicht im Wimbledon spielen sollten", sagte der 25-Jährige in München, wo er beim dortigen ATP-Turnier in der kommenden Woche an Nummer eins gesetzt ist.
Zverev betonte, dass er es für "absolut korrekt" halte, wenn Nationalmannschaften etwa beim Davis Cup oder im Fußball nicht an den Wettbewerben teilnehmen dürften. "Das ist etwas gegen Russland, das kann ich verstehen. Ich denke, dass wir alle gegen den Krieg sind, und was in der Ukraine passiert, ist unmenschlich, das darf nicht passieren." Sein neun Jahre älterer Bruder und Manager Mischa Zverev hatte im "Spiegel" versichert: "Ich kenne keinen einzigen Spieler, keine Spielerin, der oder die für diesen Krieg ist. Aber trotzdem werden sie jetzt bestraft. Etwas Positives wird das nicht bringen."
Die Entscheidung des unabhängigen All England Clubs als Veranstalter des wichtigsten Rasen-Turniers der Welt betrifft auch Zverevs engen russischen Freund Andrej Rublew, der den Ausschluss als "komplette Diskriminierung" bezeichnet hat. "Ich habe mit Andrej gesprochen", sagte Zverev und betonte, der Weltranglistenachte habe sich bereits gegen den russischen Angriffskrieg positioniert.
Rublew sei "bereit, Kompromisse einzugehen, er ist auch bereit, der Ukraine zu helfen, er ist bereit, gegen den Krieg anzugehen, er ist bereit, sein Preisgeld an die Ukraine zu schicken", sagte Zverev. Er glaube daher nicht, dass es korrekt sei, Einzelspieler wie Rublew oder auch den russischen Weltranglistenzweiten Daniil Medwedew "generell" auszuschließen.
WTA und ATP sehen "Diskriminierung"
Rublew sagte am Rande des Turniers in Belgrad und nach Gesprächen mit den Organisatoren in Wimbledon, in seiner Position "und bei all dem Druck, den ich habe", könne er gar keine richtigen Antworten geben. Ein Ausschluss von russischen und belarussischen Profis ergebe für ihn Sinn, wenn es auch nur minimal etwas am Krieg ändere: "Aber es wird nichts ändern."
Ändern wird sich zumindest sportlich etwas, wie Zverev anmerkte: Sollten Spieler wie Daniil Medwedew oder Rublew nicht in Wimbledon oder anderswo teilnehmen dürfen, ergibt auch "die Weltrangliste keinen Sinn mehr". Mit ihrer Meinung sind die Zverevs nicht alleine. Der Weltranglistenerste Novak Djokovic etwa bezeichnete den Schritt des All England Clubs als "verrückt". Die Profitennis-Organisationen WTA (Frauen) und ATP (Männer) verurteilen den Kriegstreiber Russland "aufs Schärfste", halten jedoch den generellen Ausschluss der Einzelspieler für "diskriminierend" und "zutiefst enttäuschend". Die WTA erwägt sogar, die Weltranglistenpunkte von Wimbledon nicht zu zählen.
Die Tennis-Ikone Billie-Jean King, nach der mittlerweile das weibliche Gegenstück zum Davis Cup benannt wird, hat ebenfalls mit deutlicher Kritik an den Organisatoren des wichtigsten der vier Grand Slams reagiert. Sie könne es "nicht unterstützen", dass "einzelne Athleten" von einem Turnier "allein wegen ihrer Nationalität" ausgeschlossen würden. Die Tennisfamilie müsse zusammenstehen und sich auf die Hilfe für die Ukraine konzentrieren.
Quelle: ntv.de, tsi/sid