Aggressive Attacken auf Bach Zwischen dem IOC und Russland wird es richtig schmutzig
20.03.2024, 19:38 Uhr
Thomas Bach reagierte kurz und knapp auf die schweren Beleidigungen aus Russland.
(Foto: Laurent Gillieron/Keystone/dpa)
Russische Sportler dürfen wegen Moskaus Angriffskrieg gegen die Ukraine nicht an der Athletenparade bei der Eröffnung der Olympischen Spiele teilnehmen. Der Kreml inszeniert sich nun als Opfer und wählt aggressive Worte. Das IOC reagiert deutlich.
Thomas Bach wirkte durchaus angefasst. Dass die immer heftigeren verbalen Angriffe aus Russland in Richtung des IOC nun auch unsägliche Nazi-Analogien zum deutschen Präsidenten beinhalteten, ließ selbst den sonst sehr hartgesottenen Bach nicht kalt. Die Auseinandersetzung zwischen den Olympia-Bossen und dem Kreml weitet sich vier Monate vor den Sommerspielen zu einer zumindest von Russland schmutzig gestalteten Krise aus.
"Es gab viele Stimmen aus Russland, die sehr aggressiv und zum Teil auch sehr persönlich waren", sagte Bach auf der Pressekonferenz nach der zweitägigen Sitzung des IOC-Exekutivkomitees in Lausanne am Mittwoch. Weiter wollte sich der 70-Jährige dazu nicht äußern - das übernahm Sprecher Mark Adams mit scharfen Worten. "Es gab eine Reaktion, die sich auf den Präsidenten, seine Nationalität und den Holocaust bezog", sagte Adams: "Dies ist total unakzeptabel und stellt einen neuen Tiefpunkt dar."
Russland hatte zuvor "empört" auf den IOC-Beschluss von Dienstag zum Ausschluss russischer und belarussischer Athleten von der Eröffnungsparade in Paris reagiert. Der Kreml wehrte sich gegen angebliche "Einschüchterung" der Sportlerinnen und Sportler, die an den geplanten "Freundschaftsspielen" teilnehmen wollen. An einem Tiefpunkt sind offenbar die gesamten Beziehungen zwischen den abtrünnigen Russen und dem IOC angelangt. Die Zeiten, in denen sich Bach mitunter wegen angeblicher zu großer Nähe zu Russland und dessen Entscheidungsträgern hatte kritisieren lassen müssen, sind längst vorbei. Stattdessen droht weitere Eskalation.
"Rassismus und Neonazismus"
Die Auseinandersetzung scheint aus Moskau endgültig nicht mehr sachlich sondern "ad hominem" geführt zu werden. Maria Sacharowa, Sprecherin des Außenministeriums, warf dem IOC "Rassismus und Neonazismus" vor. Adams äußerte nicht eindeutig, ob er sich auf diese Äußerung oder womöglich noch schlimmeres bezog. Sacharowa bezeichnete die IOC-Entscheidungen am Mittwoch als "rechtswidrig, ungerecht und inakzeptabel" und verurteilte die "Diskriminierung". Die Beschlüsse zeigten, wie weit sich das IOC von seinen eigenen Prinzipien entfernt habe, sagte Sacharowa. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow ging das IOC nach einer offensiven Stellungnahme aus Lausanne gegen die "Freundschaftsspiele" an.
Das Internationale Olympische Komitee hatte beschlossen, Russen und Belarussen nur als Zuschauer zur Eröffnungsfeier auf der Seine zuzulassen. Die Sportlerinnen und Sportler beider Länder sind ohnehin nur als "neutrale individuelle Athleten" in Paris zugelassen, Mannschaften sind komplett ausgeschlossen. Die russischen Bemühungen um Konkurrenzveranstaltungen zu den vom IOC ausgerichteten und vermarkteten Olympischen Sommer- und Winterspielen sind bekannt. Laut IOC sollen die ersten Ausgaben im September, wenige Wochen nach dem Ende der Paris-Spiele, in Moskau und Jekaterinburg sowie 2026 in Sotschi ausgetragen werden. Zudem plant Russland für 2025 die Austragung von "Future" und "BRICS Games" jeweils in Kasan.
In den vergangenen Tagen hatte sich der Konflikt zwischen dem IOC und Russland schon zugespitzt. Präsident Bach sagte in einem Interview mit der Zeitung "Le Monde": "Die Aggressivität der russischen Regierung wächst von Tag zu Tag, gegen das Komitee, gegen die Spiele, gegen mich." Dabei wollte Bach eigentlich am Mittwoch viel lieber über "die große Vorfreude" auf die Sommerspiele reden. Russland scheint aber alles dafür zu tun, dass diese getrübt wird.
Quelle: ntv.de, tno/sid