Audi-Funkspruch sorgt für Ärger "Abschusserklärung" überschattet Rennen
03.08.2015, 11:03 Uhr
Der bisherige DTM-Spitzenreiter Pascal Wehrlein konnte das Rennen nach dem Ausflug ins Kiesbett nicht zu Ende fahren. Nun wird über die Gründe für den Abflug kurz vor dem Ziel diskutiert. Und die Diskussion entzündet sich an einem verdächtigen Funkspruch.
(Foto: imago/HochZwei)
Mattias Ekström gewinnt das DTM-Rennen in Spielberg. Doch schon kurz nach der Zieldurchfahrt interessiert das niemanden mehr. Denn der bisherige DTM-Spitzenreiter Pascal Wehrlein wird in der letzten Runde ins Kiesbett geschoben - offenbar auf Anweisung.
Ein möglicher Abschuss auf Anweisung sorgt in der Motorsportserie DTM für mächtig Ärger und lässt den Sieg von Audi-Pilot Mattias Ekström im österreichischen Spielberg zur Nebensache werden. Mercedes-Youngster Pascal Wehrlein war als Meisterschaftsführender ins Rennen gegangen, kurz vor Schluss wurde der Formel-1-Ersatzfahrer auf Rang sechs liegend jedoch von Audi-Pilot Timo Scheider von der Strecke gedrängt. "Timo, schieb' ihn raus", hatte die Audi-Box kurz zuvor gefunkt - und damit für einen Eklat gesorgt. "Wenn Audi die Meisterschaft auf diese Weise gewinnen will, dann haben sie heute wohl einen Krieg begonnen", sagte Wehrlein bei autosport.com: "Ich hoffe, dass das harte Konsequenzen hat, und ich hoffe, dass jeder darüber berichtet."
Die Rennkommissare leiteten die Vorwürfe zur Prüfung an das Berufungsgericht des Deutschen Motor Sport Bundes (DMSB) weiter. "Wenn es diesen Funkspruch wirklich gab, dann sollte der Verantwortliche nie wieder an eine Rennstrecke kommen", sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff: "Den Meisterschaftsführenden rauszuschieben, ist absolut unter jeder Würde, das gehört sich nicht in dieser Serie." Auch DTM-Ikone Bernd Schneider zeigte sich perplex. "So etwas habe ich in meiner ganzen Laufbahn nicht gehört", sagte der fünfmalige Champion der Bild: "Was soll denn unser Nachwuchs davon halten?"
"Das war eine spontane Reaktion"
Audi-Motorsportdirektor Wolfgang Ullrich nahm die Schuld zunächst auf sich und rechtfertigte den Ausbruch mit der Rennsituation, in der Scheider seiner Meinung nach von den Konkurrenten blockiert worden war. "Das war von mir eine spontane Reaktion, ich habe mich sehr geärgert und diesen Satz gerufen. Es war klar, was da läuft", sagte Ullrich in der ARD: "Eigentlich spricht der Fahrzeugingenieur mit den Fahrern. Aber es kann sein, dass der Funk in der Situation auf war." Auf der Pressekonferenz behauptete Ullrich wenig später, der Satz stamme nicht von ihm - und sorgte für weitere Verwirrung. Wehrlein wurde von Mercedes anschließend von jeglichen Fernsehkameras ferngehalten, Scheider beteuerte, den Funkspruch ohnehin gar nicht gehört zu haben - und Ekström konnte all das im Prinzip egal sein. Die Führung in der Gesamtwertung hätte er auch ohne den umstrittenen Vorfall übernommen.
Bereits kurz nach dem Rennen hatten die Sportkommissare des Deutschen Motor Sport Bundes reagiert und bestraften "Übeltäter" Scheider mit einem Wertungsausschluss. Zudem eröffneten sie wegen des Funkspruchs von Audi-Motorsportchef Wolfgang Ullrich ein Verfahren vor dem DMSB-Sportgericht. "Wir haben da Vertrauen in die Kommissare und den DMSB. Nur Timo Scheider eine Strafe zu geben, wäre aber zu kurz gesprungen", sagte Mercedes' DTM-Chef Ulrich Fritz in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur. "Zu dieser Situation gehören zwei. Der Befehlsgeber in Anführungszeichen und dann derjenige, der es durchführt."
Quelle: ntv.de, tno/sid/dpa