Sport

Zoff um Olympia in Hamburg Wissenschaftler rügen "manipulative Züge"

Mehrere Hamburger Professoren liefern mit dem NOlympia-Netzwerk in der Hansestadt mit ihrem kritischen Schreiben Argumente.

Mehrere Hamburger Professoren liefern mit dem NOlympia-Netzwerk in der Hansestadt mit ihrem kritischen Schreiben Argumente.

(Foto: picture alliance / dpa)

Ende November stimmt Hamburg ab, ob man Olympische Spiele in der Stadt will. Politik und Sport sehen die Bürger ausreichend informiert, namhafte Wissenschaftler nicht. Sie kritisieren eine Desinformation zu Risiken und Kosten - mit scharfen Worten.

Hochrangige Hamburger Wissenschaftler haben die Olympiapläne der Hansestadt scharf kritisiert. In ihrem "Positionspapier zur Bewerbung um Olympische und Paralympische Sommerspiele 2024" nennen die Akademiker die Planungen des rot-grünen Senats "manipulativ". Sechs Wochen vor dem Referendum am 29. November weisen die Wissenschaftler in acht Thesen auf die Risiken der Bewerbung hin, die in der öffentlichen Debatte weitgehend verschwiegen würden.

"Aus unserer fachlichen Sicht lassen die Olympia-BefürworterInnen aus Politik, Wirtschaft, Sportmarketing und Verbänden bislang wesentliche Konfliktpunkte unerwähnt oder unbeantwortet", heißt es in dem Schreiben, das zwölf Professoren von vier Hamburger Hochschulen unterzeichnet haben. Der offene Brief ist im Internet unter www.olympiakritik-aus-der-wissenschaft.de einsehbar.

Konfliktpunkte öffentlich verschwiegen

Zentrale Kritikpunkte der Wissenschaftler sind das aktuell durchgeführte Beteiligungsverfahren für die Bürger und das geplante Referendum am 29. November. Von "manipulativen Zügen" ist die Rede. "Aussagen pro Olympia stehen immer im Vordergrund ohne argumentative Abwägung. Die Fragestellung des Referendums ist tendenziös formuliert und setzt auf psychologische Antworteffekte, um möglichst viel Zustimmung zu erzeugen", heißt es.

Zudem werden von den Wissenschaftlern unkalkulierbare Kosten, soziale Verdrängung und ökologische Nachhaltigkeit thematisiert. Während DOSB-Chef Alfons Hörmann findet, die Hamburger seien ausreichend über Kosten und Konzepte des Großereignisses informiert ("Mehr Klarheit braucht ein Bürger aus Hamburg nicht"), vermissen die Wissenschaftler eine offene Auseinandersetzung mit Konfliktpunkten. Diese blieben in der öffentlichen Diskussion bislang unerwähnt.

"Wir fordern den Senat und die Hamburgische Bürgerschaft als Initiatoren des Olympia-Referendums dazu auf, zu den genannten Risiken Stellung zu beziehen und damit den HamburgerInnen zu ermöglichen, ihre Entscheidung zur Olympiabewerbung sachgerecht abwägen zu können", schreiben die Verfasser.

Angesicht der "sehr gut dokumentierten Korruptionsaffären internationaler Spitzenverbände im Sport, auch des IOC" sei eine klare Aufarbeitung und Positionierung Hamburgs nötig: "Ein Verweis auf die Reformagenda des IOC reicht hier nicht aus."

Quelle: ntv.de, cwo/sid

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