Stroll weiter F1-Seuchenvogel Bottas brilliert, Vettel glänzt und strandet
01.03.2017, 19:29 Uhr
Sebastian Vettel legte im Ferrari die zweitbeste Zeit auf den Asphalt in Barcelona.
(Foto: dpa)
Das Ende der Mercedes-Dominanz und Spannung im WM-Kampf, davon träumen Formel-1-Fans seit Jahren - vergeblich. Bei den Tests in Barcelona deutet sich an: Diesmal fährt Ferrari mit den Silberpfeilen auf Augenhöhe. Williams erlebt das nächste Desaster.
Die Testfahrten vor der neuen Formel-1-Saison werden immer mehr zur Kraftprobe zwischen Mercedes und Ferrari. Der neue Silberpfeil-Pilot Valtteri Bottas lag bei der bislang schnellsten Runde der Übungstage von Barcelona nur 0,2 Sekunden vor Scuderia-Star Sebastian Vettel. Die bisherigen Eindrücke der Auftakttests auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya deuten auf ein Duell auf Augenhöhe hin.
"Es gibt sicher Schlimmeres als einen Kampf Mercedes gegen Ferrari an der Spitze. Das wäre gut für den Sport", sagte Weltmeister Nico Rosberg, der drei Monate nach seinem Rücktritt für einen Kurzbesuch an die Strecke gekommen war. Sein Nachfolger Bottas und der Brite Lewis Hamilton wechselten sich wie schon an den Vortagen im neuen Mercedes ab und spulten auch am dritten Tag gemeinsam die meisten Runden ab. Diesmal waren es 170.
Dreifach-Weltmeister Hamilton setzte in seinen 94 Runden auf Rennsimulationen und wurde mit einer persönlichen Bestzeit von 1:22,090 Minuten Siebter. Der 32-Jährige übernahm das Mercedes-Cockpit nach der Mittagspause von Bottas, der am Dienstag Long Runs gefahren war.
"Auto ist einfach ausgegangen"
Aber auch Vettel, der diesmal bei Ferrari allein Dienst im Cockpit verrichtete, bewies mit 139 Runden erneut Durchhaltevermögen. Einen ersten kleinen Testdämpfer gab es aber auch: Kurz vor Schluss blieb der SF70H aus zunächst ungeklärten Gründen auf der Zielgeraden liegen und musste in die Garage zurückgeschoben werden.
"Das Auto ist einfach ausgegangen. Wir hätten das sicher ein bisschen besser timen können, damit es einfach in der Boxengasse passiert", sagte Vettel und grinste. Wirklich Sorgen um die Zuverlässigkeit seines Wagens machte er sich nach dem Zwischenfall nicht. "Dafür gibt es keinen Grund", sagte er und ergänzte: "Wir haben eine ordentliche Zahl an Runden gefahren, aber wir wissen, dass wir uns noch verbessern müssen. Am wichtigsten ist, dass wir jetzt laufen."
"Das sind richtige Monster"
Noch nicht gänzlich überzeugen konnte Red Bull. Der Australier Daniel Ricciardo belegte mit 1,4 Sekunden Rückstand auf Bottas Rang drei. "Die scheinen ein bisschen weiter weg zu sein", sagte Augenzeuge Rosberg.
Der Champion lobte bei seiner Stippvisite in der Mercedes-Box die neuen Autos, die nach einer Regelreform breiter, flacher und schneller sind und schwerer beherrschbar sein sollen. "Das sind richtige Monster und so muss das auch sein", sagte Rosberg. Trotzdem spürt er nach seinem Abschied noch keine Entzugserscheinungen. "Es gab keinen Moment, in dem ich dachte, ich sollte in diesem Auto sitzen. Es war interessant, das zu realisieren. Und perfekt", sagte der 31-Jährige.

F1-Debütant Lance Stroll landete mit seinem Williams erneut in den Reifenstapeln.
(Foto: imago/Crash Media Group)
Mit den anspruchsvolleren Boliden hat in Barcelona vor allem Neuling Lance Stroll Probleme und bleibt der Pechvogel. Der 18 Jahre alte Williams-Pilot verlor wie schon am Dienstag erneut die Kontrolle über sein Auto, diesmal krachte er in die Streckenbegrenzung. Dabei beschädigte der Kanadier seinen Williams erneut so stark, dass der englische Rennstall den Testtag vorzeitig beenden musste.
Renault präsentiert sich stark
Auch Carlos Sainz im Toro Rosso und Renault-Fahrer Jolyon Palmer sorgten mit Patzern für Unterbrechungen. Der Brite Palmer und sein neuer Teamgefährte Nico Hülkenberg ließen Renault mit den Plätzen vier und fünf aber auch auf einen Aufwärtstrend nach dem enttäuschenden Vorjahr hoffen. Allerdings geben die Rundenzeiten nur bedingt Auskunft über das tatsächliche Kräfteverhältnis gut drei Wochen vor dem Saisonstart Ende März in Melbourne.
Die ersten Testfahrten in Spanien enden am Donnerstag. Vettel wird dann nicht mehr fahren, er tauscht das Cockpit wie geplant mit Teamkollege Räikkönen. Erst in der kommenden Woche sitzt der Ferrari-Pilot bei den zweiten und letzten Tests (7. bis 10. März) wieder im SF70-H. Auch Pascal Wehrlein (Sauber) soll dann in die Saison starten. Der 22-Jährige musste wegen einer Rückenverletzung in den vergangenen Tagen in Barcelona pausieren.
Quelle: ntv.de, cwo/dpa/sid