Formel1

"Nichts funktioniert mehr" Ferrari kapituliert im WM-Kampf erbärmlich

Früh in der Saison führte Leclerc die WM mit bis zu 34 Punkten Vorsprung an - jetzt liegt er 80 Punkte hinter Max Verstappen.

Früh in der Saison führte Leclerc die WM mit bis zu 34 Punkten Vorsprung an - jetzt liegt er 80 Punkte hinter Max Verstappen.

(Foto: IMAGO/HochZwei)

Weltmeister wollte Ferrari werden, endlich wieder, nach 15 Jahren des Wartens. Das Auto hat Potenzial, die Fahrer auch - doch in Ungarn fällt die Scuderia vermutlich endgültig in sich zusammen. Charles Leclerc ist ernüchtert, nachdem die Boxen-Strategie seine vielleicht letzte WM-Chance zerstört.

Nach Ferraris Kapitulation im Titelrennen ging die heimische Presse mit der "desaströsen" Scuderia hart ins Gericht. Von "Zusammenbruch" war die Rede, von einem "Eigentor", ja schlicht von einer selbstverschuldeten Blamage. Ungemütlich dürfte es in Maranello in der Formel-1-Sommerpause werden - statt um den ersten WM-Titel seit 2007 zu kämpfen, servierte die Scuderia in Budapest dem "virtuellen Weltmeister Max Verstappen", wie ihn die spanische "Marca" schon nannte, den nächsten Triumph und wohl auch den zweiten Titel auf dem Silbertablett.

"Nichts funktioniert mehr. Das Ferrari-Team geht in den Urlaub mit einer langen und bitteren Liste der begangenen Fehler", titelte "Corriere dello Sport" unerbittlich. "Desaster Ferrari, Maranello scheitert wieder mit seiner Strategie. Ungarn, das Ferraris Jagdrevier hätte sein sollen, ist zu einem feindlichen Gebiet geworden", schrieb die "Gazzetta dello Sport" in einem ähnlichen Ton.

Die Fahrerwertung nach dem 13. von 22 Rennen

1. Max Verstappen (Red Bull) 258 Punkte
2. Charles Leclerc (Ferrari) 178
3. Sergio Perez (Red Bull) 173
4. George Russell (Mercedes) 158
5. Carlos Sainz (Ferrari) 156
6. Lewis Hamilton (Mercedes) 146
7. Lando Norris (McLaren) 76
8. Esteban Ocon (Alpine) 58
9. Valtteri Bottas (Alfa Romeo) 46
10. Fernando Alonso (Alpine) 41
11. Kevin Magnussen (Haas) 22
12. Daniel Ricciardo (McLaren) 19
13. Pierre Gasly (AlphaTauri) 16
14. Sebastian Vettel (Aston Martin) 16
15. Mick Schumacher (Haas) Haas 12
16. Yuki Tsunoda (AlphaTauri) 11
17. Zhou Guanyu (Alfa Romeo) 5
18. Lance Stroll (Aston Martin) 4
19. Alexander Albon (Williams) 3

Nicht nur die Presse sieht Rot - auch beim Team und Star-Pilot Charles Leclerc herrscht Ernüchterung. Angesichts seines Rückstands von nun 80 Punkten auf Verstappen müsse man sich "mit der Weltmeisterschaft gar nicht erst beschäftigen, solange wir unsere Probleme nicht in den Griff bekommen", sagte Leclerc. Und diese sind vielschichtig: Mal ist es das Auto, dann der Fahrer wie zuletzt Leclerc in Frankreich - und nun kamen beim Großen Preis von Ungarn fatale Fehleinschätzungen in Sachen Taktik und Reifenwahl dazu.

So war es fast schon Schadensbegrenzung, dass Leclerc den sechsten Platz ins Ziel rettete, während Red-Bull-Star Verstappen nach einem "Meisterwerk" ("Corriere della Serra") vom zehnten Startplatz zum achten Sieg im 13. Saisonrennen flog. Selbst der meist besonnene Leclerc kritisierte sein Team sehr deutlich. "Ich wollte mit Medium-Reifen so lange wie möglich weiterfahren, da hatten wir ein gutes Tempo und alles im Griff. Wieso wir so früh auf die harten gewechselt sind, weiß ich nicht", sagte er vielsagend: "Das müssen wir analysieren."

Fliegt der Teamchef?

Weil Ferrari nicht in der Lage war, die harten Reifen auf Temperatur zu bekommen, war Leclerc im entscheidenden Moment chancenlos. "Wir mussten einmal mehr stoppen als alle anderen, mit den harten Reifen haben wir pro Runde eine Sekunde verloren", sagte der 24-Jährige: "Das ist eine Menge Zeit in einem Rennen."

Zu viel Zeit, um auch nur im Ansatz den von Ferrari-Teamchef Mattia Binotto geforderten Doppelsieg zu erreichen. Auch Carlos Sainz im zweiten Ferrari verpasste das Podium als Vierter hinter dem britischen Mercedes-Duo Lewis Hamilton und George Russell. "Das Rennen in Budapest ergänzt die Horrorliste der Fehler einer Saison", urteilte die "Gazzetta".

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Angesichts dieser fatalen Serie wächst auch der Druck auf Binotto. Der frühere Formel-1-Pilot Ralf Schumacher mutmaßte bereits, dass der 52-Jährige schon in der Sommerpause von seinen Aufgaben als Teamchef entbunden werden könnte. Seit Kimi Räikkönen vor 15 Jahren den WM-Titel mit Ferrari holte, warten die Fans auf den nächsten Triumph. Der Glanz vergangener Tage, als die Roten mit Michael Schumacher die Königsklasse dominierten, ist längst verblasst.

Und obwohl die Vorzeichen in dieser Saison mit einem schnellen Auto und einem starken Fahrer-Duo positiv waren, spricht nichts dafür, dass sich daran in den letzten neun Rennen noch etwas ändert. Zu dominant tritt Verstappen auf, zu verunsichert und fehlerhaft sind Leclerc und Co. Zu erklären, wie es dazukommen konnte, wird nicht leicht. In Maranello stehen stürmische Wochen bevor.

Quelle: ntv.de, tsi/sid

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