F1-Neustart zum 40. Geburtstag Hamilton startet mit klaren Worten ins Ferrari-Abenteuer
07.01.2025, 07:09 Uhr
Lewis Hamilton trägt ab sofort Rot statt Silber.
(Foto: IMAGO/Jay Hirano)
Auf Lewis Hamilton wartet reichlich Neues. Bei Ferrari will der Formel-1-Rekordweltmeister pünktlich zu seinem 40. Geburtstag an seine früheren Erfolge und die glorreiche Geschichte der Scuderia anknüpfen. Auch, um die Zweifler zu widerlegen.
Das Leben beginnt mit 40, so sagt man es ja, und manchmal ist das tatsächlich mehr als eine grimmige Kampfansage an die Midlife-Crisis. Manchmal stimmt es wirklich. Für Lewis Hamilton zum Beispiel fängt pünktlich zum 40. ein neues Rennfahrer-Leben an: Am heutigen Dienstag feiert der Rekordweltmeister der Formel 1 Geburtstag - er tut es erstmals als Ferrari-Pilot. Mit entsprechenden Zielen.
Seine ersten Worte als neuer Hoffnungsträger der Scuderia nutzte er gleich für eine Botschaft an seine vielen Millionen Fans weltweit: "An alle, die 2025 den nächsten Schritt machen wollen: Nehmt die Veränderung an." Er weiß, wovon er redet. Hamilton macht den nächsten Schritt, Hamilton stellt sich der ultimativen Herausforderung der Formel 1.
Die Nachricht von seinem Wechsel von Mercedes zu Ferrari zur Saison 2025 ließ die rasante Motorsportwelt vor knapp einem Jahr kurz stillstehen. Er, der am 1. Januar 2013 Nachfolger bei den Silberpfeilen von Rekordweltmeister Michael Schumacher geworden war, will nun wie einst Schumacher die Scuderia zu neuem Ruhm und neuen Titeln führen. Und schon häufig hatte der Brite darüber geredet, was dieser neue Abschnitt für ihn bedeutet. Ferraris Historie sei für jeden Rennfahrer etwas ganz Großes.
Auch beim Rennstall sei eine gewisse Vorfreude zu spüren, erzählte Teamchef Fred Vasseur zuletzt bei Sky. Es sei eben "aufregend, wenn man einen siebenmaligen Weltmeister in seinem Auto hat". Dieses Gefühl solle aber bitte nicht zu lange währen: "Nach Tag eins müssen wir eine Seite weiterblättern und uns auf den Job konzentrieren."
Das "Verfallsdatum" bei Mercedes und die Sehnsucht nach Erfolgen
Denn es gibt viel zu tun, die Aufgaben sind durchaus kompliziert. Vom 26. bis zum 28. Februar lernt Hamilton im Rahmen der offiziellen Testfahrten seinen neuen Dienstwagen kennen, schon Ende Januar wird Ferrari ihn wohl in Fiorano in einen älteren Boliden setzen. Jeder gemeinsame Kilometer vor dem Saisonstart in Australien (16. März) ist wertvoll, denn Hamilton kommt zwar als Rekordweltmeister - allerdings begleiten ihn auch gewisse Zweifel nach Italien.
Im vergangenen Jahr verlor er das Saisonduell gegen einen Teamkollegen, George Russell war bei Mercedes sowohl in der Rennbilanz als auch in den Qualifyings stärker. Und es war ja durchaus naheliegend, da einen kausalen Zusammenhang mit Hamiltons fortgeschrittenem Sportleralter herzustellen. Das taten nicht wenige, Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff befeuerte es - gewollt oder ungewollt - als er im Zusammenhang mit Hamilton von einem "Verfallsdatum" sprach.
Das Abenteuer in Rot ist für Hamilton also nicht bloß die Chance auf den achten Titel, den alleinigen Rekord vor Michael Schumacher. Es ist auch die Möglichkeit, die Zweifler zu widerlegen, und dieser Antrieb sollte nicht unterschätzt werden. Das Saisonfinale vor einem Monat in Abu Dhabi, Hamiltons Aufholjagd von Rang 16 auf Rang vier und die Szenen danach - all das brachte einen Eindruck davon, wie sehr der Engländer starke Ergebnisse herbeisehnt.
Es vereinen sich der erfolgreichste Pilot in der Geschichte der Motorsport-Königsklasse mit sieben Titeln, 105 Grand-Prix-Siegen und 104 Pole Positionen und der Rennstall, der immer noch die größte Faszination ausübt, egal, wo die Formel 1 Station macht. Seit 1950 ist Ferrari dabei, jedes Jahr, ohne Ausnahme - das ist einzigartig. Ein Mythos, eine Marke, die Rennsport-Ikonen wie Alberto Ascari, Juan-Manuel Fangio, Jacky Ickx, Clay Regazzoni, Niki Lauda, Alain Prost, Nigel Mansell und noch einige mehr nach Maranello lockte. "Es gibt viele Märchen über Ferrari und wie es sich anfühlt, ein rotes Auto zu fahren", sagte Sebastian Vettel einst nach seinen ersten Dienststunden im roten Dress: "Ich kann diese Geschichten nur bestätigen."
Ferrari wird Hamilton ein siegfähiges Auto bauen
Hamilton wird sich indes zunächst an viele neue Kollegen gewöhnen müssen. Nach geradezu innigen Jahren mit Mercedes-Renningenieur Peter "Bono" Bonnington bekommt Hamilton einen neuen Partner im Teamfunk, Riccardo Adami war einst schon die Stimme im Ohr von Sebastian Vettel.
Erste Referenz für Hamilton wird sein neuer Teamkollege Charles Leclerc sein. Der 27-Jährige aus Monaco spricht fließend Italienisch, ist voll integriert, startet in seine siebte Saison bei der Scuderia und will selbst endlich zum ersten Mal den Titel holen. Hamilton, für den Carlos Sainz trotz sehr guter Leistungen das Cockpit räumen musste, ist dagegen der Neuling. Und klar ist, dass der Ferrari auch in diesem Jahr das Prädikat Siegerauto haben dürfte.
Allein seine Verdienste der Vergangenheit werden ihm keinen Ausnahmestatus garantieren. Hamilton wird liefern müssen. An seine Fans und wohl auch ein bisschen an sich selbst gerichtet, ergänzte Hamilton in seinem Post bei LinkedIn: "Denkt daran, dass es mächtig ist, sich neu zu erfinden." Die nächste Chance sei immer in Reichweite, meinte er und bevor er sich standesgemäß mit "Andiamo" (Los geht's) verabschiedete, schrieb Hamilton noch: "Lassen Sie es uns zu einem unvergesslichen Jahr machen."
Quelle: ntv.de, tsi/dpa/sid