Formel1

Auf Rekordjagd zum Titel Max Verstappen, der siegende Holländer

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(Foto: IMAGO/PanoramiC)

Titel Nummer zwei: Max Verstappen ist jetzt Doppel-Weltmeister. Der Red-Bull-Pilot bestätigt die Wachablösung aus dem Jahr 2021 und tritt in die Dominanz-Fußstapfen von Lewis Hamilton. Die Saison 2022 ist allerdings ein mächtiges Kontrastprogramm zum Vorjahr.

Es sind klangvolle Namen, neben denen sich Max Verstappen nun einreiht. Mika Häkkinen, Fernando Alonso, Jim Clark, Emerson Fittipaldi, Graham Hill und Alberto Ascari. Wie diese Ikonen des Rennsports hat Verstappen nun zwei WM-Titel in der Formel 1 gewonnen. Und er hat noch lange nicht genug. Der Niederländer ist auf dem Weg, wie sein Red-Bull-Vorgänger Sebastian Vettel noch weitere Weltmeisterschaften hinzuzufügen.

Der vorzeitige Titelgewinn in dieser Saison war eine beeindruckende Machtdemonstration. Schon jetzt hat der siegende Niederländer Verstappen mehr Spitzenplätze auf dem Podium als im vergangenen Jahr eingefahren (12). Die verbleibenden vier Rennen werden zur Ehrenrunde für ihn.

Ein kurioser Titel

Wie er zum WM-Titel kam, ist allerdings reichlich kurios. Als er in Suzuka über die nasse Ziellinie fuhr, hatte er zwar reichlich Vorsprung. Weil es aber eine lange Regenpause gegeben hatte, sollte einer Regel des Internationalen Motorsportverbands folgend nicht die volle Punktzahl vergeben werden. Diese Regel gelte aber nur, wenn das Rennen nach einer Unterbrechung nicht wieder aufgenommen werden könne, erklärten die Regelhüter mit Verspätung. So also fehlte Verstappen im Ziel plötzlich nicht mehr ein Punkt, sondern er hatte genügend gesammelt, um alle auch rechnerisch titelreif abgehängt zu haben.

Verstappen wusste selbst nicht, ob er feiern kann, auch sein Team jubelte mal und mal nicht. "Ich bin es nicht", sagte der Niederländer nach den ersten Glückwünschen. Aber doch, er ist es jetzt schon. Verdient hat er es sich über die Saison allemal, es war nur eine Frage der Zeit.

Dass er nun, schon vier Rennen vor Saisonschluss, nur noch für die Show fährt, war ganz zu Beginn der Saison nicht abzusehen. Im ersten Rennen in Bahrain lieferte sich der Niederländer ein packendes Duell mit Ferrari-Star Charles Leclerc. Fünf Runden vor dem Ende streikte der Red-Bull-Renner mit einem technischen Problem. Kurz darauf ging auch der Wagen von Wingman Sergio Pérez aus - lange Gesichter in der Bullen-Box.

Ferrari bleibt eben Ferrari

Es blieb zunächst bei dieser Achterbahnfahrt. Den zweiten Wüsten-Clash in Saudi-Arabien gewann Verstappen, nur um in Down Under wieder wenige Runden vor dem Ziel mit einem rauchenden RB18 k.o. zu gehen. 48 Punkte Rückstand leuchteten beim WM-Konto auf. Es roch nach einem Kopf-an-Kopf-Duell mit der Scuderia und Ferrari-Pilot Leclerc. Dieser machte wiederum klar: Er will Weltmeister werden. Es stellte sich aber heraus: Ferrari hat zwar mitunter sogar das schnellere Auto, doch bei der Zuverlässigkeit und Taktik bleibt Ferrari eben Ferrari. Will heißen: Egal ob sich die Bullen einen Bock leisteten, Ferrari legte dann mindestens zwei hinterher.

Ein auf dem Papier spannendes Duell entpuppte sich auf die Dauer dann doch als arg ungleich. Ohnehin hätte man sich einen Dreikampf gewünscht. Doch Mercedes, dem einstigen Serienchampion, war die Siegpower abhandengekommen. Den Start in die neue Regel-Ära hatten die Silberpfeile mächtig verpatzt. Rennen für Rennen grübelte das Team über den verhältnismäßig lahmen Mercedes und die Bouncing-Probleme, die Lewis Hamilton und George Russell besonders hart durchschüttelten. Erst zu Mitte der Saison war der Rennstall wieder ansatzweise siegfähig.

Nach der Anfangsflatter schaltete Red Bull in den Dominanzmodus. Verstappen raste zu fünf Siegen in den folgenden sechs Rennen. Das Rennen in Miami eine Blaupause: Verstappen startet gut, packt sich dann Rivale Leclerc und verteidigt ohne Fehler die Führung. Lediglich in Monaco landete er "nur" auf dem dritten Rang. Der Grundstein zur Titelverteidigung. Denn während Verstappen nun konstant lieferte, lieferte Ferrari vor allem Grund für Häme in der Heimat. Fragwürdige Taktik-Entscheidungen und allerlei Probleme im Rennen bremsten die Roten ein. Plötzlich galt Teamchef Mattia Binotto wieder als angezählt und einige Tifosi fragten sich: Hat Leclerc überhaupt das Zeug zum Weltmeister? Die italienische Presse spottete.

Ohne Gegner Hamilton bleibt Verstappen entspannt

Über diese Frage ist Verstappen nun schon seit über anderthalb Jahren erhaben. Damals lieferte er sich eines der großen Duelle des Sports, das wohl als eines der spannendsten der Geschichte eingehen wird. Erst in der letzten Runde im letzten Rennen fiel die Entscheidung. Einen solchen packenden Zweikampf gab es in dieser Saison eben nur in der Anfangsphase. Dann verpuffte er. Zu stark war Verstappen für Leclerc oder Sainz. Und auch der eigene Teamkollege Perez war nur in Einzelfällen mal schneller. In Monaco, England oder eben Singapur. Zu wenig, um den Champion ernsthaft herauszufordern. Verstappen wirkte im WM-Kampf daher auch deutlich entspannter als in den Vorjahren. Leclerc konnte nicht im Ansatz so viel Gegenwehr wie Hamilton bieten.

Rückschläge wie in Silverstone oder jüngst in Singapur (zwei siebte Plätze) warfen den Weltmeister nicht zurück. Auch wenn die Szenen nach dem Quali-Desaster in Singapur demonstrierten, wie verbissen er dann doch noch ist und er sauer mächtig sauer aufs Team war. Er kam zuverlässig wiedererstark zurück. Die Probleme in den ersten Rennen lösten Verstappen und das Team schnell und umfassend. Der Rennstall um Berater Helmut Marko und Teamchef Christian Horner behielt die Nerven. Wie ein Champion. Und Verstappen gewöhnte sich schnell an die neue Generation der Wagen samt größerer Reifen.

Fünf Siege in Serie ernüchtern die Konkurrenz

Wer noch auf Spannung im Endspurt gehofft hatte, wurde fix eines Besseren belehrt. Mit fünf Siegen in Serie über den Sommer ließ Verstappen keine Zweifel an der Verteidigung des Premierentitels aufkommen. Spannend ist vor allem noch die Frage: Knackt er den Rekord von Michael Schumacher und Sebastian Vettel? Die beiden deutschen Ikonen stehen mit 13 Siegen in einer Saison bis heute an der Spitze dieses Rankings. Verstappen steht nun bei zwölf. Der Rekord wackelt. Rechnerisch kann Verstappen noch einen weiteren Rekord von Michael Schumacher knacken: Der Rekordweltmeister holte 2002 seinen fünften Titel mit dem Vorsprung von 167,5 Punkten (67 Punkte nach damals gültigem Punktesystem) auf den WM-Zweiten Rubens Barrichello. Nach dem Sieg in Suzuka hat Verstappen den - nunja - Verfolger Sergio Perez schon um 113 Punkte distanziert.

So hatte die Konkurrenz keine Chance. Und die Frage drängt sich auf: Ja, wer soll den Niederländer stoppen? Es wird die große Erzählung im nächsten Jahr. Und die Kollegen Russell, Leclerc und Co. haben ihre Antwort sicher parat. Allein: Sie wird Verstappen so gar nicht ängstigen. Am ehesten wohl noch der Weltverband FIA. Denn der Verstappen-Erfolg wird leicht getrübt von den Vorwürfen, die zuletzt durch Medienberichte genährt wurden. Red Bull soll 2021 den Kostendeckel von 148,6 Millionen Dollar überschritten haben. Verstappen könnte also im Titelrennen 2021 dadurch profitiert haben. So sieht es die Konkurrenz. Am Montag, ausgerechnet am Tag nach dem Titelgewinn, will die FIA Ergebnisse präsentieren. Das Problem: Einen wirklichen Strafenkatalog gibt es eigentlich nicht. Dass ihm der erste Titel aberkannt wird, gilt aber als unwahrscheinlich.

Quelle: ntv.de

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