Formel1

Bezahlfahrer in der Formel 1 Millionen für ein Cockpit

Der Trend geht zum Bezahlen: Selbst traditionsreiche Teams aus dem Mittelfeld, wie Williams, wird

Der Trend geht zum Bezahlen: Selbst traditionsreiche Teams aus dem Mittelfeld, wie Williams, wird

(Foto: REUTERS)

Ohne Moos, nichts los - junge Fahrer haben es in der Formel 1 zunehmend schwerer ein Cockpit zu bekommen. Selbst wenn Talent und Erfolge da sind, schaffen es viele nicht, denn ohne Millionen von großen Sponsoren vergeben die Teams ihre Plätze nicht mehr. Auch zwei deutsche Fahrer hat es getroffen.

Die Wirtschaftskrise mag für viele schon Geschichte sein. Aus der Formel 1 ist sie noch nicht ganz verschwunden. Zwar fließen die Millionen der Sponsoren wieder üppiger, aber der weiterhin enorme Aufwand, den die Teams in Sachen technische Entwicklung, Mitarbeiter und Reisen haben, ist trotz aller Sparversuche kaum geringer geworden. Gerade die kleineren Rennställe müssen sparen und befinden sich auf der Suche nach neuen Geldquellen.

Dabei rücken seit einiger Zeit wieder die Fahrer verstärkt in den Blickpunkt. Denn die Sunnyboys in den heißen Kisten lassen sich meist recht gut vermarkten und bringen möglicherweise frische Sponsoren zum Rennstall. Ein Trend, der aber auch den Druck auf die Piloten erhöht. Denn umgekehrt gilt auch: Ohne Geld, aber mit viel Talent, geht eigentlich nichts für junge Fahrer. Nur wer sein Sponsorenpäckchen üppig und zielgerichtet schnürt, der hat auch gute Chancen auf einen Platz hinterm Steuer.

Millionen aus Russland

Seine Pole von Brasilien hat sein Cockpit bei Williams nicht gerettet: Nico Hülkenberg.

Seine Pole von Brasilien hat sein Cockpit bei Williams nicht gerettet: Nico Hülkenberg.

(Foto: REUTERS)

"Ich mache mir große Sorgen", sagt der F1-Manager Nicolas Todt. Der Sohn von Fia-Präsident Jean Todt managt den Ferrari-Piloten Felipe Massa und das GP2-Talent Jules Bianchi. "Heute braucht man schon in niedrigen Kategorien erhebliche Summen, sodass gute und wichtige Ergebnisse keine Zukunft in der Formel 1 garantieren", sagte er dem italienischen Magazin "Autosprint".

Beispiel Renault. Der Konzern hat sein F1-Engagement deutlich reduziert, nachdem mit dem Abgang des zweifachen Weltmeisters Fernando Alonso auch der Erfolg ausblieb. Vitaly Petrov durfte in dieser Saison in einem Cockpit des Rennstalls Renault F1 sitzen, weil der Russe einen zweistelligen Millionenbetrag an Sponsorengeld im Gepäck hatte.

Hülkenbergs Pole nutzte erst mal nichts

Mit Petrov und dem Polen Robert Kubica fahren nun zwei Fahrer aus Osteuropa unter der Regie von Teamchef Eric Boullier. Das passt hervorragend zur Strategie des Konzerns, der sich stärker in den osteuropäischen Märkten engagieren will. Pikanterweise stand Petrov im Sommer schon kurz davor, sein Cockpit zu verlieren. Grund war die ausbleibende zweite Rate des Millionen-Pakets. Kurz darauf präsentierte Renault F1 einen neuen Sponsor und Petrov blieb am Steuer. Zum Glück für Sebastian Vettel, denn der Russe verhalf dem jungen Deutschen mit seinem aufsehenerregenden Kampf gegen Fernando Alonso zur WM-Krone.

Der Mexikaner Segio Perez bringt Millionen aus Mittelamerika mit. Damit fährt er nächste Saison bei Sauber.

Der Mexikaner Segio Perez bringt Millionen aus Mittelamerika mit. Damit fährt er nächste Saison bei Sauber.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Zwei Deutsche werden hingegen zur nächsten Saison wohl Opfer der neuen Geldbeschaffungsstrategie der kleinen und mittleren Teams. Nico Hülkenberg hat sein Cockpit bei Williams schon kurz nach dem letzten Rennen in dieser Woche an Pastor Maldonado verloren. Beide sind noch 2009 zusammen für ART Grand Prix in der GP2-Serie an den Start gegangen. Die Qualifying-Duelle der beiden Fahrer sprechen eine eindeutige Sprache. 10:0, erinnert sich GP2-Champion Hülkenberg.

Heidfeld auf dem Abstellgleis

Doch Maldonado hat eine Mitgift in zweistelliger Millionenhöhe zu bieten. Solche Summen kann Nico Hülkenbergs Manager Willi Weber, der auch Michael Schumacher betreut, nicht vorweisen. Da Williams zum Ende der Saison gleich vier wichtige Sponsoren verliert, ist das Traditionsteam geradezu auf die Maldonado-Millionen fast angewiesen. Dass der Venezulaner nicht ganz talentfrei ist zeigt die Tatsache, dass er im Jahr nach Hülkenberg die GP2-Serie gewonnen hat.

Teams wie Sauber sind mittlerweile auf die zusätzlichen Einnahmen durch Fahrer angewiesen.

Teams wie Sauber sind mittlerweile auf die zusätzlichen Einnahmen durch Fahrer angewiesen.

(Foto: REUTERS)

Vor Sergio Pérez übrigens, der bei Sauber das Cockpit von Nick Heidfeld erben wird. Auch der Mexikaner bringt von seinem Sponsor Telmex ebenfalls einen zweistelligen Millionenbetrag mit. Der seit dem BMW-Ausstieg chronisch klamme Sauber-Rennstall kann dieses Geld gut gebrauchen. "Leider geht es in der Formel 1 nicht ausschließlich um das Fahrkönnen und das technische Verständnis", klagt der ausgebootete Heidfeld.

Lauda ging zur Raiffeisenbank

So klar die Tendenz zu den Bezahlfahrern, oder auf englisch "Paydriver", auch ist, wirklich neu ist sie nicht. "Ich habe zu Beginn meiner Karriere auch Sponsoren suchen müssen. Das war immer so", sagt der dreifache Weltmeister Niki Lauda im n-tv.de-Interview. Der Österreicher bekam damals 1,8 Millionen Schilling von der österreichischen Raiffeisenbank für ein Cockpit bei March. Michael Schumacher wurde von Mercedes zu seinem Karrierebeginn unterstützt und für Mark Webber bezahlte der damalige Minardi-Teamchef Paul Stoddart.

Die Alternative für Fahrer, die ohne viele Millionen im Gepäck den Weg in die Königsklasse suchen ist, sich früh an einen der großen Rennställe zu binden. Nico Rosberg oder Sebastian Vettel sind aus den Förderprogrammen von Mercedes und Red Bull hervorgegangen. Allerdings sind die Plätze dort rar und ein Aufstieg in die Weltspitze damit keineswegs garantiert. Es gibt auch viele, die nach Jahren ohne echte Perspektive andere Wege abseits der Formel 1 suchen.

Todt: "Es ist schwieriger geworden"

Im Abseits: Für Nick Heidfeld wird die Jobsuche wohl schwer werden.

Im Abseits: Für Nick Heidfeld wird die Jobsuche wohl schwer werden.

(Foto: REUTERS)

Die Tatsache, dass seit dieser Saison zwölf statt zehn Teams in der Königsklasse an den Start gehen, hat die Lage für junge Fahrer paradoxerweise sogar noch verschlechtert. "Obwohl es mehr Cockpits gibt, ist es schwieriger geworden in die Formel 1 zu kommen", sagt Nicolas Todt. Gerade bei den kleinen Newcomer-Teams wie Virgin oder HRT geht ohne Mitgift gar nichts. Für seinen Schützling Jules Bianchi, der 2009 die Nachwuchsserie Formel3-Euroseries gewonnen hat und in der GP2-Serie Dritter wurde, hat er als Testfahrer bei Ferrari einen Platz gefunden. Ein Stammplatz ist für den talentierten jungen Franzosen aber immer noch weit entfernt.

Zumindest ist er aber dran am Cockpit. Das dürfte für Heidfeld und Hülkenberg schwieriger werden. Der 23-jährige Deutsche hat sich mit seiner Pole Position in Brasilien bei vorletzten Rennen selbst ein gutes Argument geliefert. Während sich Hülkenbergs Manager Willi Weber für die kommende Saison optimistisch gibt – er verhandele mit mehreren Rennställen – sieht es für den 33-jährigen Heidfeld eher düster aus. Zehn Jahre Formel-1-Erfahrung bringen nicht viel, wenn auf der Liste der Siege eine Null steht. Trotz teils guter Teams, in denen der Mönchengladbacher gefahren ist. Immerhin kann sich Heidfeld damit trösten, dass er nicht alleine steht. "Für alle Fahrer ohne feste Teambindung wird es viel schwieriger", glaubt F1-Manager Todt. Das dürfte für Heidfeld aber ein schwacher Trost sein.

Quelle: ntv.de

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