Huthi-Anschlag in Saudi-Arabien Raketenangriff auf Ölraffinerie nahe Formel-1-Strecke
25.03.2022, 18:03 Uhr
Eine Anlage des Öl-Multis Aramco stand nahe des Formel-1-Kurses in Flammen.
(Foto: AP)
Im saudi-arabischen Dschidda findet das zweite Rennwochenende der Formel-1-Saison statt. Doch während des Trainings wächst die Sorge um die Sicherheit: Nahe der Rennstrecke kommt es zu einem Anschlag jemenitischer Rebellen. Das zweite Training wird nach hinten verschoben, findet aber trotzdem statt.
Während des ersten Trainings zum zweiten Rennen der Formel-1-Saison ist es zu einem Anschlag jemenitischer Rebellen nur wenige Kilometer entfernt von der Strecke im saudi-arabischen Dschidda gekommen. Medienberichten zufolge haben Anhänger der Huthi-Rebellen einen Anschlag auf ein Öllager des Ölgiganten Aramco verübt. Während Weltmeister Max Verstappen und die anderen Piloten des Formel-1-Trosses ihre Runden auf dem Kurs drehten, stand eine gewaltige Rauchsäule über der Stadt, ein Feuer wütete auf dem Aramco-Gelände, offenbar gab es auch eine Explosion. Verstappen sagte, er könne den Brand riechen, während er fuhr.
"Wir haben mehrere Angriffe mit Drohnen und ballistischen Raketen durchgeführt", teilten die Huthi-Rebellen in einer Erklärung mit, darunter sei die Anlage in Dschidda gewesen und "wichtige Einrichtungen" in der Hauptstadt Riad. Saudi-Arabien kämpft im Jemen gegen die Huthi-Rebellen. Diese hatten sich bereits zuvor zu Angriffen auf das Königreich bekannt. Vor dem neuen Vorfall hatten die Huthis einen umfangreichen Einsatz tief in Saudi-Arabien angekündigt. Die staatliche Ölgesellschaft Saudi-Arabiens und die staatlichen Medien bestätigten den Angriff während des Trainings nicht sofort.
Training wird nach hinten verschoben
Am heutigen Freitagnachmittag lief der Betrieb auf dem Dschidda Corniche Circuit allerdings zunächst wie geplant weiter, obwohl auch von der Strecke aus die große Rauchwolke zu sehen war. Nach dem ersten Training der Formel 1 starteten die unteren Klassen ihr Programm. Kurz vor dem zweiten Training wurden alle Fahrer und Teamchefs zu einer Krisensitzung zu F1-Geschäftsführer Stefano Domenicali und FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem gerufen. Domenicali, informierte die Teamchefs und Fahrer bei dem Krisentreffen darüber, dass "das Rennwochenende wie geplant fortgesetzt wird", wie ein Sprecher sagte.
Nach dem Anschlag in der vergangenen Woche hatten sich die saudischen Generalstabschefs zu einem Statement genötigt gesehen: "Dieser Vorfall hat keinen Einfluss auf das Rennwochenende. Wie immer hat die Sicherheit unserer Gäste oberste Priorität."
Ob das Rennen am Sonntag nun stattfinden wird, ist derzeit aber offenbar zumindest fraglich. Alle Flüge nach Dschidda seien entweder gestrichen oder um die Stadt herum geleitet worden, heißt es. "Wir warten auf weitere Informationen der Behörden, was passiert ist", teilte die Formel 1 zu den bedrohlichen Szenen mit. Das Feuer ist etwa 20 Kilometer von der Rennstrecke entfernt. Der Staatskonzern Aramco ist nicht nur Sponsor des Aston-Martin-Teams des deutschen Piloten Sebastian Vettel, sondern auch der gesamten Rennserie.
Bereits vor wenigen Tagen hatte es einen ähnlichen Anschlag auf die Anlage gegeben, der zu einem "begrenzten Feuer" in einem der Tanks führte, das unter Kontrolle gebracht werden konnte, ohne dass es Verletzte oder Opfer gab, berichtete das staatliche Fernsehen. Saudi-Arabien gilt als relativ sicher, allerdings kommt es in dem Land vereinzelt zu Terroranschlägen. 2020 beanspruchte der sogenannte Islamische Staat einen solchen für sich.
Darüber hinaus hatte die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, dass saudische Staatsmedien enthüllt hätten, dass eine von Saudi-Arabien angeführte Koalition, die im Jemen kämpft, ein "feindliches Luftziel" abgefangen habe, das auf die Stadt gerichtet gewesen sein soll, in der am Sonntag das zweite Rennen der F1-Saison stattfindet.
Schon im März Anschlag während Motorsport-Event
Dies geschah, nachdem ein Sprecher der Arabischen Koalition mitgeteilt hatte, dass sie "106 mit Sprengstoff beladene Boote, die eine Bedrohung für die Freiheit der Schifffahrt im südlichen Roten Meer darstellten, zerstört" hätten. Außerdem soll die saudi-arabische Luftverteidigung neun Drohnen mit Zielen in Saudi-Arabien abgefangen und zerstört haben.
Schon Anfang März hatte es einen schweren Zwischenfall während eines Rennsportwochenendes gegeben: Al Jazeera berichtete damals, dass "mehrere Explosionen zu hören waren und der nächtliche Himmel über Saudi-Arabiens Hauptstadt Riad am Samstag von hellen Blitzen erleuchtet wurde, als eine von Saudi-Arabien angeführte Militärkoalition die Vereitelung eines Raketenangriffs bekannt gab, für den sie die jemenitischen Huthi-Rebellen verantwortlich machte". Der Vorfall ereignete sich, während die Formel E in Dschidda gastierte.
Im Jemen herrscht seit 2015 Krieg zwischen den von Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und anderen arabischen Staaten unterstützten Truppen von Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi und den vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen. In dem Konflikt wurden nach UN-Angaben bereits rund 380.000 Menschen getötet, Millionen weitere mussten flüchten.
Quelle: ntv.de, ter/dbe