Formel1

Mangelnde Reife im Titelkampf Rosbergs Manöver-Kritik geht daneben

Betreibt nach dem Japan-Grand-Prix seinen eigenen Sonnenuntergang.

Betreibt nach dem Japan-Grand-Prix seinen eigenen Sonnenuntergang.

(Foto: dpa)

Nico Rosberg hat es nicht an Erklärungen mangeln lassen, warum ihm beim Großen Preis von Japan der erhoffte Schlag gegen Erzrivale Lewis Hamilton nicht gelungen ist. Das zeugt nicht von Größe.

Statt sich einfach den Mund abzuputzen und die vergebene Chance beim Großen Preis im Land der untergehenden Sonne zu den Akten zu legen, betreibt Mercedes-Pilot Nico Rosberg den eigenen Sonnenuntergang. Sein pausenloses Nörgeln gegen den Stallgegner bietet nicht nur den Kritikern, die den Formel-1-Fahrer Rosberg für zu 'weich' halten, neue Angriffsfläche. Es zeigt auch: Dem 30-Jährigen fehlt die nötige psychologische Reife im Titelkampf. Was hat Rosberg nicht alles gesagt und geschrieben zum Kurvenkampf mit Hamilton: Grenzwertig und "aggressiv" sei sein Teamrivale gegen ihn zu Werke gegangen, während er aus Rücksicht auf das Team eine Silber-Kollision vermieden habe. Das alte Muster war gezeichnet: hier der gute, vernünftige Rosberg, dort der kaltblütige, egoistische Hamilton.

Nichts weiter als "gutes Racing!

Eine Frage sei aber erlaubt: Was soll die Formel 1 denn bitte sein, wenn nicht ein Tanz auf dem schmalen Grat, eine Raserei am Limit, ein Duell an der Grenze? Der Rad-an-Rad-Kampf der Silberpfeile war – wie es RTL-Kommentator Christian Danner auf den Punkt brachte – gutes und hartes Racing. Nicht mehr, nicht weniger. Hamilton war innen, Rosberg war außen. Der Engländer hatte die bessere Linie, der Deutsche die schlechtere. Wer in einem solchen Fall auf der Außenbahn fährt, hat die schlechteren Karten. Entweder hält er kompromisslos dagegen und es kracht, oder aber er steckt zurück und verliert. So einfach ist das. Binsenweisheiten der 'Königsklasse', die sich in Suzuka wieder einmal manifestierten.

Während Hamilton seine Chance – womöglich die einzige auf den Sieg – aus der besseren Position heraus konsequent und kompromisslos nutzte, zog Rosberg zurück. Das hatte nichts damit zu tun, dass dieser zu weich wäre. Es war in der Tat schlichtweg vernünftig, denn ein möglicher Ausfall hätte Rosberg mit Blick auf den WM-Stand wesentlich stärker zugesetzt als seinem dominierenden Rivalen.

Das Positive mitnehmen

Es wundert, dass sich Rosberg in seiner Rennanalyse nicht das wesentliche Problem in den Mittelpunkt rückte. Den schwachen Start, bei dem er die entscheidenden Meter verlor. Dabei boten sich dem Vize-Weltmeister hier die viel besseren Ansätze für eine kritische Nippon-Nachlese. Wegen eines überhitzten Motors fehlten Rosberg nach dem Losfahren ein paar PS – nur so kam Hamilton neben ihn und schließlich vorbei. Dass der der 11-malige GP-Sieger nicht diese belastbaren Fakten vorne anstellte, sondern in erster Linie über Hamiltons Fahrweise moserte, ist Wasser auf die Mühlen aller Rosberg-Kritiker, die dem analytisch vorgehenden Piloten die nötige Härte im Zweikampf absprechen.

Statt den Fokus auf den ohnehin enteilten Hamilton zu legen, hätte Rosberg das Positive seines Suzuka-Wochenendes in den Mittelpunkt rücken sollen. Wie er Sebastian Vettel im Ferrari dank einer "magischen Runde" – O-Ton Vettel – via 'Undercut' noch abfing. Oder: Wie er Williams-Pilot Valtteri Bottas nach der ersten Boxenstopp-Phase in der letzten Schikane überrumpelte. Mit einem kompromisslosen und beinharten Manöver, Rad an Rad, hart an der Grenze, bei dem es – Obacht Binsenweisheit – geknallt hätte, wenn der Finne nicht kleinbeigegeben hätte. Ein Manöver, wie man es in der Formel 1 sehen möchte.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen