Formel1

"Fahren überall auf der Welt" Vettel gibt sich in Katar noch diplomatisch

Maske, aber kein Maulkorb: Sebastian Vettel verzichtet in Katar noch auf politische Statements.

Maske, aber kein Maulkorb: Sebastian Vettel verzichtet in Katar noch auf politische Statements.

(Foto: picture alliance / empics)

Wenn der Formel-1-Tross in Katar Station macht, dürfen die meinungsstarken Piloten im Feld frei sprechen, heißt es vom Veranstalter. Sebastian Vettel, der in dieser Saison bereits zahlreiche deutliche Ansagen gemacht hat, macht von der Zusage bisher noch keinen Gebrauch.

Der viermalige Weltmeister Sebastian Vettel hat Kritik an der Austragung des Formel-1-Rennens im Wüstenstaat Katar vermieden. "Es ist mehr eine Frage für die ganze Formel 1 und nicht nur für mich als Einzelnen", sagte Vettel am Donnerstag. Zuvor war der 34-jährige Hesse bei einer Pressekonferenz gefragt worden, ob er eher den Standpunkt vertrete, mit dem Gang in das umstrittene Emirat eine Veränderung voranzutreiben oder man doch lieber einfach fern bleiben sollte. Vettel nannte das "eine schwere Frage", die "uns alle angeht". Damit meinte er die gesamte Formel-1-Gemeinschaft.

An diesem Sonntag (15 Uhr/Sky und im Liveticker auf ntv.de) findet erstmals ein Grand Prix der wichtigsten Motorsportserie der Welt in Katar statt. In diesem Jahr springt der Losail International Circuit noch für das abgesagte Rennen in Australien ein. Ein langfristiger Vertrag über zehn Jahre ab 2023 wurde aber bereits abgeschlossen. "Wir fahren die Autos überall auf der Welt", sagte Vettel nur. Es gebe Plätze, "die wir kennen und deren Kulturen wir uns näher fühlen" und eben auch andere.

Katar, das kleine Land auf einer Halbinsel am Persischen Golf, steht seit Jahren aufgrund der Missachtung von Menschenrechten und der Ausbeutung von Arbeitsmigranten international heftig in der Kritik. Längst wird den Machthabern vorgeworfen, durch ein umfangreiches Engagement im Profisport zu versuchen, das ramponierte Image aufzubessern. Der Große Preis der Formel 1 findet dabei auf den Tag genau ein Jahr vor dem Eröffnungsspiel der Fußball-WM statt. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hatte zuletzt noch an die Formel 1 appelliert: "Die Fahrer und ihre Teams sollten bereit sein, im Vorfeld dieses Rennens auf die Menschenrechte in Katar aufmerksam zu machen."

"Manche Themen gehören überall hin"

Der Veranstalter hatte versprochen, dass die Fahrer keinen Maulkorb fürchten müssten. "Die Fahrer können frei ihre Meinung auch zu strittigen Themen sagen", erklärte Katars Motorsport-Verbandspräsident Abdulrahman Al Mannai: "Wir freuen uns, die Fahrer bei Meinungsäußerungen auf ihren Plattformen zu unterstützen. Für uns in Katar ist das kein Thema, weil sie frei sind zu sagen, was immer sie sagen wollen." Rekordweltmeister Lewis Hamilton, einer der meinungsstärksten Piloten im Welt mit gewaltiger Reichweite, hatte angekündigt: "Ich denke nicht, dass wir in diese Länder gehen und ignorieren sollten, was dort passiert", sagte der siebenmalige WM-Champion.

Auch Sebastian Vettel hatte sich in den vergangenen Monaten wiederholt kritisch geäußert und etwa beim Großen Preis von Ungarn ein Zeichen für Vielfalt mit Regenbogenfarben auf dem Helm gesetzt. "Ich finde es peinlich für ein Land, das in der EU ist, solche Gesetze zu haben oder darüber abzustimmen", hatte der Weltmeister der Jahre 2010 bis 2013 gesagt. Er kritisierte, dass die Regierung von Premierminister Viktor Orban zum Beispiel Informationen über Homo- und Transsexualität verbieten wollte: "Ich glaube, es gibt ein paar Themen, vor denen man sich nicht wegducken kann. Manche Themen sind so groß, dass sie wirklich überall hingehören und jeden beschäftigen sollten."

Quelle: ntv.de, ter/dpa

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