Formel-1-Gekuschel ist vorbei Vettel und Hamilton mutieren zu WM-Rivalen
26.05.2017, 12:12 Uhr
Fighten statt flittern heißt es in Monaco für Ferrari-Star Sebastian Vettel im Duell mit Lewis Hamilton.
(Foto: imago/ZUMA Press)
Lange Zeit sangen Sebastian Vettel und Lewis Hamilton Lobeshymnen auf den jeweils anderen. In Monaco schalten die Rivalen spürbar auf Titelmodus. Auf der Fahrerstrecke geht es um einen großen Sieg - der die Formel-1-Saison prägen könnte.
Den Kampf um seinen bislang größten Sieg für Ferrari eröffnete Sebastian Vettel mit einem Rekord. Streckenbestzeit in Monaco, der erste Platz im Training, gleich sieben Zehntelsekunden trennten ihn vom großen Rivalen Lewis Hamilton - und vor dem Großen Preis am Sonntag (14 Uhr/RTL und n-tv.de-Liveticker) wirkt der erste Ferrari-Triumph in Monaco seit 16 Jahren plötzlich greifbar.
Es wäre das nächste deutliche Zeichen, dass Vettel und die Scuderia in diesem Jahr Topfavorit auf die Weltmeisterschaft sind. Nach fünf Saisonrennen hat der Deutsche ohnehin längst in den Titelmodus geschaltet - und kaum noch Lust, über die Stärken seines Gegners zu reden. "Ich respektiere Lewis auf der Strecke", sagte Vettel in Monaco auf eine entsprechende Nachfrage: "Aber das muss ich doch nicht ständig wiederholen."
Formel 1 spürt Wind of Change
Seit zwei Monaten berauscht sich die Formel 1 nun an diesem Duell zwischen den Mehrfach-Weltmeistern, zwischen Ferrari und Mercedes. Und zwei Monate lang sangen auch die beiden Hauptdarsteller Lobeshymnen auf den jeweils anderen. Doch nun scheint der Wind sich zu drehen.
Auch Hamilton sollte im Fürstentum zum wiederholten Male erzählen, was er am Fahrer Vettel besonders bewundere. Auf diese ziemlich suggestive Frage reagierte er mit einem schiefen Grinsen. "Sein Auto", sagte der Engländer dann. Die Flitterwochen neigen sich dem Ende.
Nur sechs Punkte trennen die Kontrahenten vor dem sechsten Rennen der Saison, Vettel führt das Klassement mit knappem Vorsprung an. Jeder einzelne Erfolg in diesem Jahr war hart erkämpft und bedeutete den beiden Alphatieren viel, denn der gegenseitige Respekt ist ja keineswegs gespielt.
"Herausforderung deines Lebens"
Auf der Fahrerstrecke in Monaco geht es nun um einen besonders großen Sieg. Der Kurs durch die Häuserschluchten ist so etwas wie "das Einhorn des Formel-1-Kalenders", sagt Hamilton. Monaco ist einzigartig in Gestalt und Bedeutung für die Rennserie: "Wann immer du hierherkommst, musst du dich auf die Herausforderung deines Lebens einstellen."
Doch die Silberpfeile sind in den engen Straßen nicht als Favoriten am Start. Der lange Radstand des W08 könnte sich auf dem speziellen Kurs als Nachteil erweisen, zudem ging Ferrari bislang besser mit den hier besonders wichtigen Ultrasoft-Reifen um. Im freien Training am Donnerstag untermauerte Vettel seine Ambitionen dann mit der klaren Bestzeit - Hamilton und dessen Mercedes-Teamkollege Valtteri Bottas hatten keine Chance, sie hatten sich mit der Abstimmung verpokert.
"Wir sind in der zweiten Einheit nur herumgerutscht", sagte der Engländer. Bei Ferrari will man ohnehin nur auf sich schauen. "Wir haben ein sehr starkes Paket, wir müssen vor nichts Angst haben", sagt Vettel. Ganz unabhängig vom Duell im Fürstentum stellen sich beide Kontrahenten schon jetzt auf einen Abnutzungskampf bis zum Jahresende ein. "Und zwar an allen Fronten", sagt Hamilton: "Physisch, mental, technisch. Wer den längsten Atem hat, der wird gewinnen." Lobeshymnen auf den Gegner wirken da tatsächlich fehl am Platz.
Quelle: ntv.de, Thomas Weitekamp, sid