Formel 1 sucht nach 15 Rennen Vettels Deutschland-Rückkehr rückt näher
15.05.2020, 16:08 Uhr
Beim Rennen im vergangenen Jahr stürmte Vettel von Startplatz 20 auf Rang zwei.
(Foto: imago images / HochZwei)
Die Formel 1 verhandelt mit dem Hockenheimring über eine Rückkehr nach Deutschland. Die Rennserie möchte ihr Kalenderproblem lösen, Hockenheim bietet einen Ausweg. Sebastian Vettel könnte so ein letztes Mal im Ferrari in seiner Heimat fahren - und eine Lücke in seiner Karriere schließen.
Auf das bebende Motodrom müsste Sebastian Vettel verzichten, das Meer der in Rot gekleideten Fans würde ebenfalls fehlen - doch die Anzeichen verdichten sich, dass der viermalige Formel-1-Weltmeister bei seiner Abschiedstournee im Ferrari doch noch zu einem Heimspiel kommt. Wenn nicht sogar zu zwei.
Die "Bild" berichtete, dass im "Corona-Rennkalender" der Motorsport-Königsklasse mehrere Szenarien denkbar sind, in denen Hockenheim ein Comeback feiert. Infrage kämen demnach ein Großer Preis von Deutschland am 9. August als Geisterrennen oder aber gleich zwei WM-Läufe vor leeren Rängen am 26. Juli und 2. August - jeweils abhängig von der Coronavirus-Weltlage. "Es stimmt in der Tat, dass wir noch in laufenden Gesprächen mit der Formel 1 sind", sagte Hockenheimring-Geschäftsführer Jorn Teske: "Im Moment kann ich Spekulationen über den Rennkalender im Allgemeinen und über Termine für ein Rennen auf dem Hockenheimring im Speziellen weder bestätigen noch dementieren."
Dies liegt auch daran, dass Formel-1-Eigner Liberty Media derzeit an zahllosen Fronten kämpfen muss. Die TV-Rechteinhaber als größter Geldgeber müssen glücklich gemacht werden, erst ab 15 Rennen fließen die vereinbarten Millionen in voller Höhe. Deswegen sind mittlerweile auch Doppel-Veranstaltungen auf ein und derselben Strecke ernsthafte Optionen.
Deutsche Expertise ist gefragt
Die Streckenbetreiber wiederum fallen bei Geisterrennen als Goldesel aus. Vielmehr muss Liberty um jedes Land glücklich sein, in dem gefahren werden kann. Dies bringt den Hockenheimring ins Spiel, für den die Antrittszahlungen in den vergangenen Jahren kaum mehr zu refinanzieren waren. 2019 rettete Mercedes als Hauptsponsor den Großen Preis von Deutschland, für 2020 rückte unter anderem der zahlungskräftige Neuling Hanoi in den Kalender.
Hockenheim kann in der Krise aber gleich mit mehreren Pfunden wuchern: Deutschland ist Vorreiter darin, das öffentliche Leben und auch den Sport wieder in Gang zu bringen, Stichwort Fußball-Bundesliga. Die Zahl der Neuinfektionen ist stabil rückläufig, andere geplante Formel-1-Standorte wie etwa Silverstone in Großbritannien wirken vergleichsweise unsicher. Zudem ist Hockenheim erfahren in Organisationsfragen und könnte schneller als andere Streckenbetreiber ein Geisterrennen auf die Beine stellen.
Die Zeit drängt
Die Formel 1 hatte Ende April nach der Verschiebung bzw. Absage der ersten zehn Rennen des Jahres den Saisonstart für den 5. Juli in Spielberg angesetzt. Darüber hinaus gibt es weiter unzählige Fragezeichen. Bekannt ist bislang: Nach dem Start in Österreich sollen bis Anfang September Rennen in Europa stattfinden, vermutlich alle ohne Zuschauer an der Strecke. Eine entsprechende Vereinbarung gibt es bereits mit dem Kurs in Silverstone, auf dem 1950 das erste Rennen der F1-Historie ausgetragen wurde; allerdings fehlt noch die Genehmigung der Behörden. Im September, Oktober und November will der Formel-1-Zirkus nach "Eurasien, Asien und auf den amerikanischen Kontinent" weiterziehen. Zum Abschluss stehen nach derzeitigem Plan im Dezember das Nachholrennen in Bahrain sowie das Saisonfinale in Abu Dhabi an.
Hockenheim wurde von der Formel-1-Führung vor einigen Wochen bereits kontaktiert. Allerdings schwindet allmählich der zeitliche Spielraum. "Es ist offensichtlich, dass diese besonderen Zeiten eine Reihe neuer Herausforderungen für ein globales Sportereignis dieser Bedeutung mit sich bringen und dass bei der Vorbereitung verschiedenste Hürden zu nehmen sind", sagte Teske.
Laut "Bild" sieht der Plan für Hockenheim vor, dass nur das nötigste Personal an die Strecke darf. Teams und Fahrer sollen 85 Kilometer entfernt auf dem Baden-Airport landen und in möglichst vielen Hotels rund um Hockenheim getrennt voneinander untergebracht werden. Und Vettel bekommt vielleicht doch noch die Chance, 40 Kilometer von seinem Geburtsort Heppenheim entfernt den Siegerpokal in die Luft zu stemmen. Ein Erfolg auf dem Hockenheimring fehlt dem Vierfach-Weltmeister und 51-fachen Grand-Prix-Gewinner noch.
Quelle: ntv.de, tsi/sid