Charkow für EM-Deppen Elonika, der Gast ist da!

Für die deutschen Fans geht die Reise nun weiter von Lemberg nach Charkiw.

Für die deutschen Fans geht die Reise nun weiter von Lemberg nach Charkiw.

(Foto: dapd)

Das mit dem Reisen durch die Ukraine ist gar nicht so abenteuerlich, wie der gemeine westeuropäische Fußballfreund denken mag. Auch ein Zimmer findet der EM-Besucher ohne große Probleme, und das zu durchaus angemessenen Preisen. Nur Elonika aus Charkow stellt sich da etwas quer.

Die Reise durch die Ukraine und die Parallelwelt der Fußball-Europameisterschaft bleibt auch nach sechs Tagen ernüchternd. Von wegen Abenteuer. Der Zug von Lemberg in die Hauptstadt Kiew zum Beispiel braucht zwar für die 542 Kilometer mehr als zehn Stunden, ist aber pünktlich. Fahrpläne und Durchsagen gibt's auch auf Englisch. Das heißt nicht, dass stets alles sofort klappt. Aber früher oder später schon.

Wenn zum Beispiel ein junger, engagierter Ukrainer, der kaum Englisch spricht und sich in dem Stadion, vor dem er steht, nicht auskennt, auf einen Besucher trifft, der gar kein Ukrainisch spricht und sich in dem Stadion auch nicht auskennt, aber hinein will, dann ist das wenig zielführend - aber meist herzlich. Sie können ja immer noch über Fußball reden, und wenn sie abwechselnd Namen bekannter Spieler nennen, dabei wissend nicken und "very good player" sagen. Und irgendwann holt der junge Ukrainer dann einen anderen freiwillige Helfer, der dann einen kennt, der sich tatsächlich auskennt und in der Lage ist, dem orientierungslosen Gast den Weg zu weisen.

"Wie viele Gräber genau?"

Mit Elonika ist das ein wenig anders. Ich darf sie Ella nennen, das weiß ich von der Agentur, die das Zimmer in Charkow vermittelt hat, das sie mir vermieten will, wenn die deutschen Fußballer dort am Mittwoch in ihrem zweiten Gruppenspiel gegen die Niederländer antreten. Seitdem schreiben Ella und ich uns E-Mails. Erst hat sie zwar nicht reagiert, aber seit einiger Zeit läuft es prima. Nun ja, bis auf eine Kleinigkeit. Ella schreibt konsequent in kyrillischen Buchstaben. Das ist an sich in der Ukraine kein Problem, nach Recherchen von n-tv.de machen das fast alle hier. Aber ich kann's halt nicht lesen.

Das Übersetzungsprogramm im Internet hilft da auch nur bedingt: "Leider etwas nicht reagiert Vorbereitung für die Euro 2012 zamuchala! Ich hoffte nicht nur, wie viele Gräber Konzepte Menge genau. Irgendwie pryezzhaesh und Transport?" Okay. Dann ist mir eingefallen, dass Charkow sehr im Osten der Ukraine liegt und habe es mit Russisch versucht. Las sich dann so und war wesentlich aufschlussreicher: "Es tut mir leid, nicht auf die Euro 2012 Vorbereitung Prozedur einfach reagieren! Ich warte auf dich kann einfach nicht herausfinden, wie viel Sie zu kommen und was Transport geben?" Elonika will wissen, wann und wie ich ankomme. Nur hatte ich ihr das bereits dreimal mitgeteilt.

Nach weiterer Korrespondenz, die auf meiner ganz gewiss und auf ihrer Seite vermutlich ebenfalls durch Redundanz geprägt war, habe ich in Kiew eine dieser jungen Ukrainerinnen im Stadion gefragt, die viel besser Englisch sprechen als die jungen Ukrainer davor. Sie hat mir die jüngste Mail übersetzt. Sie spreche kein Englisch, teilte Elonika mit. Aber sie muss jemanden gefunden haben, der ihr meine Nachrichten übersetzt hat. Das mit dem Zimmer geht klar. Sie weiß nun, wann ich ankomme. Und sie wird am Bahnhof stehen. Mit einem Schild um den Hals. "STEFAN" steht da drauf. Charkow für EM-Deppen. Ach, Ella.

Quelle: ntv.de

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