"Und jetzt: Deutschland!" Frankreich hofft auf großen Coup
04.07.2016, 11:28 Uhr
Giroud und Griezmann feiern das 1:0 gegen Island.
(Foto: imago/Ulmer/Teamfoto)
Nach dem Schützenfest gegen EM-Zwerg Island will die Grande Nation nur eines: den Titel. In Island ist man zwar enttäuscht, feiert man Stolz seine Nationalelf und Blickt bereits auf das nächste Turnier. Andernorts wird vor allem der Kampfesgeist der Wikinger gelobt.
Das schreibt die internationale Presse über den deutlichen Sieg starker Franzosen gegen überforderte Isländer:
Frankreich
"Fast perfekt!" schreibt die Zeitung L'Equipe. "Ein Offensiv-Festival, aber die Abwehr macht weiter Sorge. Nachdem der Vulkan problemlos gelöscht wurde, wartet jetzt der Mount Everest. Jetzt fängt der Sommer an. Erinnerungen werden wach. Frankreich hat den schwächsten Viertelfinalteilnehmer torpediert und im Vorbeigehen England blamiert." Le Parisien beschwört bereits den Titel herbei: "Jetzt glauben wir dran! Wir haben keine Angst vor Deutschland." Zehn Jahre nach dem Finale von Berlin könne man wieder ein Endspiel spielen. Das Ergebnis gegen Island lasse keine Diskussion offen. "Aber trotzdem: Dank an die Wikinger!"
Auch Ouest France freut sich auf das Duell mit dem Weltmeister: "Und jetzt: Deutschland! Angesichts der bisherigen Gegner war das Erreichen des Halbfinales eine Minimalforderung, die jede Gewerkschaft gestellt hätte. Ob Frankreich wirklich besser geworden ist, werden wir erst am Donnerstag wissen. Dann treffen Les Bleus auf die Mannschaft, die sie vor zwei Jahren im Viertelfinale gestoppt hat." Le Courrier de l'Ouest bescheinigt Island eine schlechte Leistung: "Les Bleus haben ihre Muskeln gezeigt. Island hatte kein Niveau, Frankreich hat sein Niveau gesteigert. Eine Lehrstunde, die träumen lässt."
Island
Die isländische Presse ist stolz auf ihre Elf. Das Frettabladid schreibt: "Das Abenteuer in Frankreich ist beendet. Unsere Jungs haben ihr schlechtestes Spiel in diesem Turnier gezeigt und Frankreich bewies, wie unglaublich gut es ist." Die Niederlage sei auf dem Papier bitter, aber die Mannschaft werde nicht für diese 90 Minuten bewertet, sondern für das, was sie insgesamt in den letzten Jahren geleistet hat.
Pressan ist sich im Gegenteil sicher: Das Abenteuer geht weiter. "Trotz der Niederlage gegen Frankreich beginnt das Abenteuer gerade erst. Das Team muss zwar nach Hause reisen, aber es hat die internationale Aufmerksamkeit erweckt." Island habe in seinem ersten großen Turnier mehr erreicht, als alle erhofft hätten. "Sie unterhielten das Publikum mit hervorragendem Zusammenhalt, Kampf und Nervenkitzel." Dem stimmt auch die Zeitung Kjarninn zu: "Das Abenteuer ist noch nicht vorbei. Weder das Team noch die Menschen sind mit diesem Ergebnis richtig zufrieden. In Island glaubt man daran, dass man irgendwann Europameister werden kann."
Spanien
Die spanische Marca lobt vor allem einen: Frankreichst Torjäger Antoine Griezmann: "Griezmann will die Krone. Frankreichs Vulkan bricht aus. Frankreich ist ein anderes Team wenn es in Führung geht, Griezmann ist ein Teufel." Island bleibe nur der Stolz. Die Sport kürt Island zum Europameister der Herzen: "Frankreich versenkt die Wikinger. Island ist der moralische Sieger der Europameisterschaft."
Für eine der größten Sensationen der EM-Geschichte hält die El Mundo Deportivo den isländischen Auftritt in diesem Turnier: "Ihr Glaube an sich selbst und ihr Stolz ließen sie in der zweiten Halbzeit noch zwei Treffer erzielen." El Pais bringt auf den Punkt: "Island holt sich fünf Backpfeifen von stahlharten Franzosen. Die Bestie, die in Pogba steckt, wurde geweckt. Frankreich fährt nach Marseille, da wartet Deutschland."
Italien
Die Corriere dello Sport schreibt, gegen so starke Franzosen habe Island schlicht keine Chance gehabt: "Plötzlich hat Frankreich all sein Talent gezeigt und Island versenkt. Für die Isländer war es unmöglich, die blaue Welle in Grenzen zu halten." Nach den fünf Toren gegen Island gewinne Frankreich nun an Selbstvertrauen, auch Deutschland flöße weniger Angst ein.
Ähnlich urteilt Tuttosport: "Eine blaue Lawine fegt die Isländer weg. Die kleine Mannschaft, die England ausradiert hatte, muss auf seine Träume verzichten und kapituliert vor den Hieben von Schwergewichten wie Pogba und Payet." Und La Repubblica hält nüchtern fest: "Ciao Island. Die Isländer haben ein Märchen erlebt, das jedoch lange vor Mitternacht zu Ende geht."
Quelle: ntv.de, fma/sid