"Einfach ein Scheißtag" Für Forsberg folgt Albtraum aufs EM-Märchen
30.06.2021, 15:55 Uhr
Forsberg. Auf der Bank zwar, aber am Boden.
(Foto: imago images/Bildbyran)
Vier Tore schießt Emil Forsberg in vier Spielen der Fußball-EM. Schweden fliegt trotzdem im Achtelfinale aus dem Turnier - auf dramatische Weise. Für den Spieler von RB Leipzig endet der Rausch im Albtraum. Verkraften kann er ihn nicht.
Emil Forsberg war am Boden zerstört. Der Last-Minute-Schock beim Achtelfinal-Aus hinterließ beim schwedischen EM-Star eine unendliche Leere. "Ich hätte lieber kein einziges Tor gemacht, wenn wir stattdessen weitergekommen wären", sagte der Offensivspieler von RB Leipzig nach dem dramatischen 1:2 (1:1, 1:1) nach Verlängerung gegen die Ukraine.
Einen weiteren starken Auftritt krönte der 29-Jährige zwar mit seinem vierten Turniertreffer, da er nach seinem Ausgleich (43.) im Hampden Park aber noch bei zwei dicken Chancen an Pfosten und Latte scheiterte, flog "Blagult" frühzeitig heim. "Ich finde, wir waren das bessere Team", fasste Forsberg den Albtraum von Glasgow zusammen. Dass er als erster Schwede vier Tore bei einer EM erzielte, war kein Trost: "Es ist brutal. Am Ende war es einfach ein Scheißtag."
Auch die schwedische Presse konnte die EM-Enttäuschung kaum fassen. "Das war wie alle Schrecken in einem einzigen zusammengepresst. Das war so schmerzhaft, dass man es sich nicht vorstellen konnte", war im "Aftonbladet" zu lesen.
"Wollte ihn nicht verletzen"
Der buchstäbliche Knackpunkt: der Platzverweis nach Videobeweis gegen Marcus Danielson (98.). Bei einem riskanten Tackling hatte der Innenverteidiger zwar erst den Ball, dann aber Artem Besedin oberhalb des Knöchels mit offener Sohle getroffen. Danielson entschuldigte sich nach der Partie in der Kabine noch persönlich bei Besedin und fand selbst keinen Trost. "Ich wollte ihn nicht verletzen. Und ich wollte nicht, dass meine EM so endet", sagte der 32-Jährige.
Nicht nur für Danielson ist die EM beendet, auch für Besedin. Er erlitt Schäden an mehreren Beinmuskeln, teilte die ukrainische Mannschaft mit. Ein Kreuzbandriss sei nicht auszuschließen: en. "Eine genauere Diagnose kann nach einem MRT gestellt werden, aber es ist klar, dass eine solche Verletzung eine Langzeitbehandlung erfordert, die es Artem in naher Zukunft nicht erlauben wird zu spielen." Schon vor dieser Diagnose befand Schwedens Nationaltrainer Janne Andersson, dass die Entscheidung des italienischen Schiedsrichters Daniele Orsato Rot zu geben, "korrekt" gewesen sei. Sein Fazit: "Die Rote Karte hat wirklich das Spiel entschieden."
Der 58-Jährige sah sich nach dem Abnutzungskampf mit Kritik an zu späten Wechseln konfrontiert und ordnete den K.o. in Unterzahl durch den Kopfball von Artem Dowbyk (120.+1) in letzter Sekunde als seine "bitterste Erfahrung im Fußball" ein. Dejan Kulusevski von Juventus Turin, mit seinen 21 Jahren wie Alexander Isak einer der großen Hoffnungsträger, spürte gar ein "Messer im Herzen".
Forsbergs Topform und der Sieg in Gruppe E vor dem früheren Welt- und Europameister Spanien hatten die Schweden bereits von einem Sommermärchen träumen lassen, auch ohne ihren am Knie verletzten Superstar Zlatan Ibrahimovic. Ob Schwedens 39 Jahre alter "Fußball-Gott", der momentan als Urlauber auf einer Jacht über das Mittelmeer schippert, noch einmal im Nationaltrikot aufläuft, dürfte nun heiß diskutiert werden.
Zuletzt hatte "Ibra" seinen Vertrag beim AC Mailand um ein Jahr bis Ende Juni 2022 verlängert. Die Winter-Weltmeisterschaft in Katar stünde ein knappes halbes Jahr später an.
Quelle: ntv.de, ara/sid