Unkonventionell und kreativ Thomas Müller: "Wir können die EM gewinnen!"

Seine Superkraft auf dem Platz? Kreativität. Jeder Spielsituation begegnet Thomas Müller mit Herz und Fantasie, Mut und Ausdauer.

Seine Superkraft auf dem Platz? Kreativität. Jeder Spielsituation begegnet Thomas Müller mit Herz und Fantasie, Mut und Ausdauer.

(Foto: Lego)

Thomas Müller, bekannt für seine unkonventionelle und kreative Spielweise, ist beliebt bei Kindern und Erwachsenen, und er scheint bereits als junger Spieler verinnerlicht zu haben, dass freies Spielen Superkräfte freisetzen kann. Zeitnah zur EM hat sich der Weltmeister daher, neben seinen Verpflichtungen für den FC Bayern und die Nationalmannschaft und mit einem Augenzwinkern, in ein weiteres Team gekickt: "Mit 34 Jahren fragt man sich natürlich schon: Wo kann ich noch spielen? Wo kann ich meine kreativen Ideen umsetzen? Daher habe ich mich für einen Wechsel entschieden." Darüber und wie er seinen inneren Schweinehund besiegt, was er von der EM im eigenen Land erwartet und warum er sich manchmal gern in eine Zeitmaschine setzen würde, spricht er mit ntv.de.

ntv.de: Erstmal eine reine Fußball-Frage: Was tröstet die, die bei der EM nicht mitmachen dürfen?

Thomas Müller: Das ist ein Ding der Unmöglichkeit, leider. Dieses Ereignis, diesen Höhepunkt, vor allem in Deutschland, den kannst du mit Argumenten nicht wegzaubern, und dementsprechend kann man den Nichtnominierten leider auch nicht viel helfen.

Jetzt will ich Sie festnageln: Können WIR Europameister werden?

(lacht) Ja, das können wir absolut.

Dann danke ich Ihnen für das Gespräch, Herr Müller …

(lacht) Ja, super, ich hab' alles gesagt.

Nein, so schnell dann bitte doch nicht, kein Interview ohne Trainerfrage: Wie unterscheidet sich der Bundestrainer Julian Nagelsmann vom Vereinstrainer Julian Nagelsmann?

Grundsätzlich unterscheidet sich die Arbeit eines Vereinstrainers natürlich von der eines Nationalmannschaftstrainers. Allein schon von den Präsenzzeiten, die ein Trainer mit seiner Mannschaft hat, auch von der Umgebung, die sich ständig ändert, weil man Länderspiele ja in so unterschiedlichen Städten hat. Ich sage mal, beim DFB ist alles etwas flexibler, die Kadersituation ändert sich von Lehrgang zu Lehrgang, das ist anders als beim Verein, wo es Verträge gibt, wo du mit Spielern zumindest eine Saison Transferperioden beachtest, da arbeitest du länger zusammen. Und dass der Julian beim FC Bayern, wo wir jetzt über ein Jahr zusammengearbeitet haben, sich auch verändert hat, das ist ja klar. Jeder verändert sich ständig. Immer wieder versucht man, Nuancen anzupassen, um noch erfolgreicher zu sein. Gerade der Prozess nach den Novemberländerspielen, wo wir zwei krachende Niederlagen einstecken mussten, bis hin zu den März-Länderspielen und der Umstrukturierung des Kaders, da hat sich das Trainerteam schon viele Gedanken gemacht. Am Ende entscheiden das Turnier und das Ergebnis, ob diese Gedanken und Prozesse als richtig bewertet werden oder nicht. Dementsprechend müssen wir mit Urteilen also noch warten, denn am Ende geht's beim Fußball nunmal meist ums Ergebnis.

Wir rechnen mit großer Euphorie, spätestens ab dem 14. Juni – einfach, weil die Spiele wieder bei uns stattfinden werden …

Absolut. Und darauf freue ich mich schon ganz besonders!

Sie haben heute im typischen Müller-Stil eine neue Partnerschaft angekündigt, mit einem Augenzwinkern in Richtung Berichterstattung im Fußball ...

Ja, das war natürlich so ein bisschen aufs Korn genommen. Das Fußballbusiness und die Journalisten. Und weil natürlich auch immer viel Wind gemacht wird um Spieler, die dann den Verein wechseln und die Geheimniskrämerei um Vertragssituationen. Das haben wir uns zunutze gemacht und einen kleinen Scherz im Video eingebaut, schaut mal rein. Das kennt man ja von mir. Aber natürlich muss man sich mit 34 überlegen: Wo kann ich noch spielen, und wo kann ich meiner Kreativität auch freien Lauf lassen?

Kreativität ist ja das eine – aber als Fußballer hat man doch, selbst wenn man super einfallsreich ist, einen Plan, wenn man auf den Platz geht, oder?

Ich bin definitiv ein Freund des klaren Plans, der Plan als Basis ist ganz wichtig, um Automatismen zu kreieren. Und um beim Fußball zu bleiben: Im Team ist eine klare Kommunikation unabdingbar, nur dann funktioniert’s. Alleine auch, aber ganz besonders im Team. Nimm das Offensivspiel: da brauchst du einen Plan, der Raum schafft für die besonderen Momente. Dann geht es in Richtung Erfolg, darum, dass man den Gegner in seiner Abwehrreihe austricksen kann – sprich: Wenn man unplanbar wird. Aber die Basis ist immer eine gemeinsame Absprache, und wenn es um Funktionalität geht - sonst geht das überall in die Hose.

Sie sind ja ein recht junger Mensch …

… genau, danke (lacht)

… in Fußballerjahren aber ein Veteran.

Auch das stimmt. Absolut.

Welchen Rat würden Sie jungen Spielern geben, um ihre "Superkräfte" auf dem Platz zu entdecken? Was machen Sie anders?

Das ist nicht einfach. Ich persönlich verspüre schon immer einen gewissen inneren Antrieb, ohne dass ich mir den selbst auferlegt hätte. Das ist sowohl Spaß an der Arbeit, aber auch ein gewisses "Leidenmüssen". Man muss Vorbereitungen treffen, man muss den Körper auch mal schinden, und man muss den extra Meter gehen – das zahlt sich am Ende einfach aus! Oder sagen wir es so herum: Wenn du das nicht machst, dann schließt du aus, an der Spitze bestehen zu können. Wenn du die Extra-Meile aber gehst, dann gibt du dir zumindest die Chance, erfolgreich sein zu können. Das gibt dir natürlich keine Garantie, weil andere das genauso handhaben, weil sie auch an ihre Grenzen gehen, über ihre Schatten springen oder den inneren Schweinehund besiegen wollen. Aber: Es ist wichtig, diese tägliche Freude, an dem, was man macht, zu spüren.

Was bedeutet denn Individualität für einen Team-Player?

Jeder hat seine sweet spots und seine Momente. Es ist wichtig, sowohl Stärken als auch Schwächen zu erkennen. Gerade, sich die Schwächen vor Augen zu führen, ohne, dass man sich dabei verliert, und ohne, dass man sich dabei klein macht. Sondern das einfach anzuerkennen und sich dann auf die Stärken zu konzentrieren, um die besser zum Vorschein zu bringen, das ist wichtig. Und natürlich, auf seine Mitmenschen eingehen zu können – wenn man sich das bewusst macht, dann kann man andere und sich selbst öfter glänzen lassen. Das macht Spaß – Spaß produziert Glückshormone – und das bringt wieder große Freude. Man kann sich hochschaukeln.

"Andere glänzen lassen", sagen Sie – das kann nicht jeder! Wie gehen Sie mit Rückschlägen um, und wie beeinflussen diese Ihr Spiel?

Man muss grundsätzlich wissen, dass Rückschläge immer kommen werden. Selbst, wenn alles super läuft. Rückschläge kommen automatisch, sonst wär's doch auch langweilig. Es geht darum, wie gut ich damit umgehe, man muss nicht perfekt sein. Man muss aber gut genug sein, um eine Rolle auszufüllen, die einen zufrieden macht. Und andere vielleicht auch. In guten Momenten kann man die Erwartungen an sich ja wieder hochschrauben. Aber dieses Planbare, gut und besser mit Rückschlägen umzugehen, das ist ganz wichtig.

Mit Thomas Müller sprach Sabine Oelmann im Rahmen seiner neuen Kooperation mit dem Spielwarenhersteller Lego

Quelle: ntv.de

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