Hass und Hetze gegen Frauen UEFA: EM-Fußballerinnen 290 Mal beleidigt

Giulia Gwinn und ihre Kolleginnen bekommen immer wieder Sexismus zu spüren.

Giulia Gwinn und ihre Kolleginnen bekommen immer wieder Sexismus zu spüren.

(Foto: IMAGO/Sports Press Photo)

Deutschlands Fußballerinnen erobern mit ihren mitreißenden EM-Auftritten Millionen Fanherzen, doch sie sind regelmäßig sexistischen oder herabwürdigenden Kommentaren ausgesetzt. Die UEFA gibt nun 290 Fälle von Hass- und Hetz-Nachrichten im Netz während der Vorrunde des Turniers bekannt.

Die Europäische Fußball-Union (UEFA) hat während der Vorrunde der EM der Frauen 290 Fälle von Hass- und Hetz-Nachrichten sowie Beleidigungen festgestellt. Die entsprechenden Beiträge meldete der Dachverband im Rahmen eines neuen Projekts direkt an die zuständigen Sozialen Netzwerke. Nach Hinweis hätten die betreibenden Unternehmen rund 55 Prozent der beleidigenden Beiträge entfernt.

Mehrheitlich handelte es sich bei den Verfehlungen der User um allgemeine Beschimpfungen (70 Prozent), zu 20 Prozent waren die entsprechenden Beiträge sexistisch. Zudem waren sechs Prozent der Beleidigungen rassistisch und vier Prozent homophob. Am meisten betroffen waren die Nationalteams aus England, Spanien, Frankreich und Italien.

"Es ist großartig, das Projekt in Aktion zu sehen, und ich freue mich, dass wir anhand der Zahlen aus der Gruppenphase bereits die konkreten Auswirkungen sehen können", sagte Michele Uva, UEFA-Direktor für Fußball und soziale Verantwortung: "Wir hoffen, dass dies Spielern, Trainern und Schiedsrichtern die Möglichkeit gibt, von der UEFA geschützt zu werden." Die Mehrheit der gemeldeten Beiträge von Instagram, Facebook, Twitter und TikTok richtete sich gegen die Konkurrenz (39 Prozent), rund ein Fünftel der Beleidigungen zielte aber beispielsweise auch direkt auf einzelne Spielerinnen oder Trainer ab.

"Die ist auch richtig heiß, ne?"

Auch Deutschlands Fußballerinnen, die mit ihren mitreißenden EM-Auftritten derzeit Millionen Fanherzen erobern, sehen sich, wie unzählige andere Frauen, immer noch regelmäßig mit sexistischen oder herabwürdigenden Kommentaren konfrontiert. Der Erfolg der Präventionsarbeit hält sich im Fußball ebenso wie in vielen anderen Teilen der Gesellschaft beim Thema Sexismus in Grenzen. Dies zeigen Recherchen von NDR und "Süddeutscher Zeitung".

"Jeder Fall der auch wahrgenommenen Grenzüberschreitungen ist einer zu viel. Das muss angesprochen werden", betont DFB-Generalsekretärin Heike Ullrich im ARD-Magazin "Panorama". Im entsprechenden Beitrag beklagen unter anderem Nationaltorhüterin Almuth Schult oder Ex-Nationalspielerin Tabea Kemme anzügliche Bemerkungen von Zuschauern, Trainern, Betreuern oder Journalisten sowie sexistisches Verhalten.

Auch wenn es im Vergleich mit früheren Zeiten für Fußballerinnen in Deutschland mehr Anerkennung oder auch bessere Bedingungen gibt, sei Ungleichbehandlung sowohl im Elite- als auch im Amateurbereich weiterhin an der Tagesordnung. Als Beispiel werden neben den finanziellen Unterschieden die Trainingsbedingungen angeführt. Frauen dürften im Gegensatz zu Männern häufig nur zu Randzeiten und auf Nebenplätzen trainieren oder spielen, selbst die Nationalmannschaft muss außerhalb der großen Turniere meist im Nachmittagsprogramm ran.

Dazu sind anzügliche Bemerkungen, sexistische Vorurteile und das Absprechen von Kompetenz nach Aussage verschiedener Spielerinnen weit verbreitet. Viele Spielerinnen fühlten sich deshalb ignoriert, belächelt und objektifiziert. Bei Fotos mit Fans gehe beispielsweise gerne mal eine Hand auf den Po. Schult erzählt von der Frage eines Journalisten, wie es sich anfühle, "wenn man als eine der wenigen in der Mannschaft einen Mann liebt und keine Frau?" Kemme habe zudem erst vor Kurzem ein Gespräch über eine Mitspielerin erlebt, in der der Satz fiel: "Die ist auch richtig heiß, ne? Die würde ich auch mal wegbügeln wollen."

Quelle: ntv.de, dbe/sid

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