Hand in Hand auf WM-Rasen Marokko-Star tanzt mit seiner Mutter ins Halbfinale
11.12.2022, 12:49 Uhr
Nach dem Sieg gegen Portugal begannen die Marokkaner zu tanzen.
(Foto: picture alliance / Xinhua News Agency)
Völlig überraschend steht Marokko im Halbfinale der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar, als erste afrikanische Mannschaft überhaupt. Die Freude bei den "Löwen vom Atlas" ist riesig. Einer von ihnen sorgt auf dem Platz für einer herzerwärmende Szene.
Vor der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar hätte niemand gedacht, dass Marokko es bis ins Halbfinale des Turniers schafft. Auf ihrem Weg in die Top vier räumten die Nordafrikaner auch Turnierfavoriten wie Spanien aus. Am gestrigen Samstagabend gewannen sie mit 1:0 gegen Portugal, das dem 37-jährigen Superstar Cristiano Ronaldo eine letzte Chance auf den WM-Pokal ermöglichen wollte. Marokko erreichte damit Historisches: Noch nie stand eine afrikanische Mannschaft unter den letzten Vier einer Fußball-WM.
Einen Eindruck davon, wie viel dieser Triumph der Elf von Trainer Walid Regragui bedeutet, verschafft ein kurzes Video, das nach dem Spiel in den sozialen Medien kursierte. Es zeigt Marokkos Flügelspieler Sofiane Boufal, der den Triumph auf dem Rasen feiert. Dabei ist er aber nicht alleine: Gemeinsam mit seiner Mutter winkt er erst ins Publikum, beide saugen diesen besonderen Moment auf. Und dann, mitten in der überdrehten Geräuschkulisse des Al-Thumama Stadions, fangen sie an zu tanzen. Hand in Hand.
"Wir leben einen Traum", sagte Boufal nach dem Spiel, "und wollen nicht aufwachen". Laut dem Fußball-Portal "transfermarkt.de" hat der 29-Jährige in seiner Karriere bisher noch keinen Titel gewonnen. Er übertreibt es also offenbar nicht. Geboren ist er in Paris, nach Ausflügen nach England und Spanien spielt er aktuell wieder in der französischen Ligue 1. Seine Mannschaft, Angers SCO, ist dort mit acht Punkten aus 15 Spielen Tabellenletzter.
Nicht nur Unbekannte
Doch bei Marokko spielen keineswegs nur unbekannte Spieler. Einige aus dem Team haben sich bei dem Turnier einen Namen machen können, wie etwa Bono. Der Torwart hielt im Achtelfinale im Elfmeterschießen gegen Spanien gleich drei Strafstöße. Andere spielen schon länger auf hohem Niveau. Der frühere Dortmunder Achraf Hakimi, nun bei PSG, zählt auf der Rechtsverteidigerposition etwa zur Weltspitze. Auch Hakim Ziyech vom FC Chelsea ist einer der besten Flügelspieler auf der Welt.
Mit dem Kopf der Mannschaft, Mittelfeldmotor Sofyan Amrabat, haben sie einen ganzen Kontinent in Begeisterung versetzt. "Es lebe Afrika", schrieb der frühere Stürmerstar Didier Drogba. "Der ganze Kontinent unterstützt euch jetzt!", twitterte der kamerunische Verbandspräsident Samuel Eto'o. Doch die Zuneigung reicht weit über Afrika hinaus. Auch in weiten Teilen der arabischen Welt und bei den zahlreichen in Europa lebenden Marokkanern herrscht pure Ekstase.
Jetzt geht es am kommenden Mittwoch gegen Frankreich. Beide Nationen verbindet eine gemeinsame Historie: Ein Großteil Marokkos war bis Mitte der 1950er-Jahre französisches Protektorat. Deshalb leben in Frankreich auch Hunderttausende Marokkaner. Im Halbfinale wird dann auch der französische Präsident Emmanuel Macron auf der Tribüne sitzen, er hat seine Reise angekündigt. Offen ist nur, wer am Ende vor Freude tanzen wird. Vielleicht sind es wieder die Marokkaner.
Quelle: ntv.de, ses