Fußball

Musiala ist nicht zu fassen Achtloser FC Bayern sorgt sich um Rekordstürmer Kane

Harry Kane musste mit Schmerzen vom Platz.

Harry Kane musste mit Schmerzen vom Platz.

(Foto: dpa)

Der FC Bayern zeigt sich am Darmstädter Böllenfalltor torhungrig. Jamal Musiala ist nicht zu stoppen. Allerdings benötigt der Favorit einen Weckruf - und erlebt einen Schreckmoment um seinen Torjäger. Kapitän Manuel Neuer mahnt derweil trotz des hohen Siegs.

Darmstadt ist also nun der Ort, an dem Harry Kane etwas gelungen ist, was ihm bisher als Profi nicht gelungen war. Zum ersten Mal in seiner Karriere schoss er in einer Ligasaison 31 Tore (und es können noch mehr werden). Es hätte sicher schillerndere Orte für solch einen großen Moment gegeben, dafür mangelt es dem ehrwürdigen Böllenfalltor nicht an abgerocktem Charme. Man muss die Feste feiern, wie sie fallen. Wobei der herausragende Starstürmer des FC Bayern an diesem Samstagnachmittag eher weniger Grund dazu hatte. Denn neben seinem 31. Treffer (per Kopf zum 2:1), mit dem er Uwe Seeler einen 60 Jahre alten Bundesliga-Rekord entriss - nie zuvor schoss ein Spieler in seiner ersten Bundesliga-Saison so viele Tore -, hatte der 30-Jährige große Schmerzen.

Nach einem feinen Lattenheber des magischen Jamal Musiala wollte Kane das tun, was er immer tut, wofür die Münchner im vergangenen Sommer um die 100 Millionen Euro bezahlt hatten. Er wollte den Ball über die Linie drücken. Er knallte dabei unglücklich gegen den Pfosten und knickte um. Drin war der Ball auch nicht. Diesen Umstand konnte die Mannschaft von Trainer Thomas Tuchel beim souveränen 5:2 (2:1)-Erfolg deutlich besser verkraften als einen möglichen Ausfall des Torjägers. Noch weiß man nichts Genaues, aber der Coach schlägt ein bisschen Alarm. "Das sah nicht gut aus. Normalerweise ist er keiner, der rausgeht. Wenn Harry rausgeht, besteht immer ein bisschen Anlass zur Sorge", so Tuchel. "Wir hoffen, dass es bei dem Schreckmoment bleibt."

Kuriose Szene: Kane hatte mit seinem wuchtigen Einschlag auch das Tornetz beschädigt, Schiedsrichter Tobias Reichel bekam Tape an die Hand und übernahm die notwendigen Flickarbeiten.

"Er wird kein Risiko eingehen"

Darmstadt 98 - Bayern München 2:5 (1:2)

Tore: 1:0 Skarke (28.), 1:1 Musiala (36.), 1:2 Kane (45.+1), 1:3 Musiala (64.), 1:4 Gnabry (74.), 1:5 Tel (90.+3), 2:5 Vilhelmsson (90.+5)
Darmstadt: Schuhen - Müller, Klarer (50. Zimmermann), Isherwood, Holland (71. Karic) - Kempe, Franjic (79. Gjasula), Justvan, Honsak (71. Seydel) - Skarke (79. Polter), Vilhelmsson. - Trainer: Lieberknecht
München: Neuer - Kimmich, de Ligt, Dier, Guerreiro (71. Davies) - Pavlovic (58. Laimer), Goretzka - Sane (70. Tel), Müller (71. Gnabry), Musiala - Kane (82. Choupo-Moting). - Trainer: Tuchel
Schiedsrichter: Tobias Reichel (Stuttgart)
Zuschauer: 17.810 (ausverkauft)

Vorerst bleibt es bei ein paar besorgten Gedanken um Kane. Laut Sportdirektor Christoph Freund wird der 30-Jährige aber trotzdem zur englischen Nationalmannschaft reisen und sich dort von seinen Vertrauensärzten durchchecken lassen. "Wir sind in enger Abstimmung. Er wird kein Risiko eingehen", sagte Freund und ergänzte: "Wir hoffen, dass es nicht so schlimm und er bald wieder auf dem Platz zurück ist." Vor allem mit Blick auf die Champions League und die Viertelfinalduelle mit dem FC Arsenal wäre ein Ausfall eine Hiobsbotschaft. Kane ist nicht zu ersetzen.

Das gilt in diesen Wochen auch wieder Jamal Musiala. Nach einer leichten Leistungsdelle nach der Winterpause spielt der 20-Jährige seit Wochen wieder auf einem herausragenden Niveau. Der Aufsteiger, der in der Liga seit einer Ewigkeit nicht mehr gewonnen hat, wurde von dem furiosen Offensivspieler in alle Einzelteile zerlegt. Kein Darmstädter war in der Lage, die Kreise von Musiala zu stören. In der ersten Halbzeit verhinderte er sehr schnell, dass die Gastgeber womöglich größeren Glauben an eine Sensation entwickelten. Das 0:1 (28., Tim Skarke) aus Sicht der Gäste korrigierte Musiala nach einem sehenswerten Angriff über Aleksandar Pavlovic, der wie Kane ausgewechselt werden musste, mit einem trockenen Schuss (36.).

Schnelle Entwarnung bei Pavlovic

Bei Pavlovic gab es indes schnell Entwarnung von der medizinischen Abteilung des Rekordmeisters. Das 19 Jahre alte Mittelfeldtalent wird am Montag wie geplant erstmals zur deutschen Nationalmannschaft reisen, obwohl er benommen nicht weitermachen konnte. "Es ist nichts Schlimmes, Gott sei Dank", erklärte Pavlovic mit einem dick geschwollenen linken Auge. Er war in der zweiten Halbzeit mit Oscar Vilhelmsson zusammengeprallt.

Nach der Pause wurde es immer magischer. Das 3:1 fiel nach einem bezaubernden Sololauf Musialas. Das 4:1 bereitete er mit einem wundervollen Steckpass auf Serge Gnabry vor. Dann klatschte der Ball an die Latte und Kane an den Pfosten. Kunst und Sorge in seiner Szene. "Er hat ein sehr gutes Niveau und ist spielentscheidend für uns. Er fühlt sich wohl und ist fit. Die Entscheidungsfindung zwischen Dribblings und Passspiel ist gerade sehr gut", lobte Tuchel den überragenden Mittelfeldspieler. Und auch der Darmstädter Coach konnte trotz der Pleite seine Begeisterung für Musiala nicht verbergen. "Wenn man nicht direkt beteiligt ist als gegnerische Mannschaft, ist es ein Hochgenuss, dem Jungen zuzuschauen. Deutschland kann sich glücklich schätzen, dass wir solch einen Spieler haben. Mit ihm können wir Europameister werden", sagte Torsten Lieberknecht.

"Da waren wir nicht aufmerksam genug"

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Eine andere Säule im DFB-Team soll Manuel Neuer wieder werden. Nach seiner langen Verletzungszeit und wieder Top-Leistungen im Klub kehrt er bei den anstehenden Länderspielen ins Aufgebot von Bundestrainer Julian Nagelsmann zurück. Der 37-Jährige, gerade Papa geworden, hat derzeit viele gute Gründe, auf einer Wolke zu schweben. Doch aus seiner Sicht gehörte die Leistung der Mannschaft am Böllenfalltor nicht in Gänze dazu.

Zwei Gegentore beim Tabellenletzten, zwei Alu-Treffer und ein spektakulärer Arbeitsnachweis in der ersten Halbzeit, das wurmte den Kapitän dann eben doch mehr als die offensive Party. "Das ist deutlich zu viel. Darüber müssen wir sprechen", sagte Neuer über die Abwehr-Patzer, die auch Tuchel nicht entgangen waren. "Da waren wir nicht aufmerksam genug", stellte der Bayern-Coach fest. Seiner Freude über den insgesamt aber souveränen Auftritt des Titelverteidigers, der den Rückstand auf Spitzenreiter Bayer Leverkusen zumindest für eine Nacht auf sieben Punkte verkürzte, tat dies jedoch keinen Abbruch. "Wir sind froh, dass wir unseren Lauf fortsetzen konnten. Unser Anspruch war es, das Spiel zu gewinnen. Das haben wir getan", resümierte Tuchel.

Quelle: ntv.de, tno

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