Fußball

"Er hat uns den Arsch gerettet" Affengeile U21 feiert Vorsinger Pollersbeck

Julian Pollersbeck hält den entscheidenden Elfmeter - Deutschland steht im Finale.

Julian Pollersbeck hält den entscheidenden Elfmeter - Deutschland steht im Finale.

(Foto: imago/DeFodi)

Nach 120 höchst dramatischen Minuten im U21-EM-Halbfinale gegen England ist DFB-Keeper Julian Pollersbeck der große Sieger. Er hält gleich zwei Elfmeter der "Young Lions". Doch die Aufgaben werden nicht leichter - im Finale wartet der Turnier-Topfavorit.

Nach dem emotionalen Jubel um die Elfmeter-Helden und der spontanen Kabinenparty mit "Finale, oho"-Rufen gibt es für Deutschlands nächste Fußball-Generation nur noch ein Ziel: den ersten EM-Titel seit acht Jahren. "Es wird Zeit, dass wir den Titel holen", sagte Max Meyer. Schon am Morgen nach dem 4:3-Halbfinalsieg im Elfmeterschießen gegen England war das U21-Nationalteam voll auf das Endspiel gegen Spanien am Freitag fokussiert. "Die Mannschaft will jetzt auch den Titel", sagte Trainer Stefan Kuntz.

Bis zum Einzug ins Finale dieser U21-EM in Polen musste die DFB-Elf aber 120 emotionale Minuten durchleben. In einem hochklassigen und dramatischen Spiel ging es nach Toren von Davie Selke (35. Minute), Demarai Gray (41.), Tammy Abraham (50.) und Felix Platte (70.) hin und her. "Ich habe oben gesessen und gesagt: Das ist schon einfach affengeil, was die Mannschaft leistet" lobte DFB-Sportdirektor Horst Hrubesch die überlegene deutsche Elf.

"Wir singen nur Fiderallala"

Im Elfmeterschießen hatten die DFB-Kicker die besseren Nerven - und Torhüter Julian Pollersbeck. Der 22-Jährige, der zur neuen Saison zum Hamburger SV wechselt, wurde mit zwei gehaltenen Elfmetern zum Matchwinner. "Das ist einfach ein geiles Gefühl, im Finale zu stehen, das wollen wir jetzt natürlich auch noch gewinnen", versprach Pollersbeck. Teamkollege Meyer gab zu: "Er hat uns den Arsch gerettet." Dabei half dem Keeper ein kleiner Spickzettel im Stutzen, wie ihn bei der WM 2006 Keeper Jens Lehmann hervorzauberte. "Da stand eine kleine Hilfestellung drauf. Aber am Ende ist es immer eine situative Entscheidung", sagte Pollersbeck.

Deutschlands U21-Kader

Torhüter: Odisseas Vlachodimos (Pan. Athen), Julian Pollersbeck (Kaiserslautern), Marvin Schwäbe (Dresden)

Abwehr: Waldemar Anton (Hannover), Yannik Gerhardt (Wolfsburg), Gideon Jung (HSV), Thilo Kehrer (Schalke), Marc-Oliver Kempf (Freiburg), Lukas Klünter (Köln), Niklas Stark (Hertha), Jeremy Toljan (Hoffenheim)

Mittelfeld/Angriff: Nadiem Amiri (Hoffenheim), Maximilian Arnold (Wolfsburg), Mahmoud Dahoud (Mönchengladbach), Serge Gnabry (Bremen), Janik Haberer (Freiburg), Dominik Kohr (Augsburg), Max Meyer (Schalke), Levin Öztunali (Mainz), Maximilian Philipp (Freiburg), Felix Platte (Darmstadt), Davie Selke (Leipzig), Mitchell Weiser (Hertha)

Trainer: Stefan Kuntz

Und der gebürtige Bayer ist bei der EM nicht nur mehr und mehr zum sicheren Rückhalt für die U21 geworden - er hat auch eine wichtige Rolle als Vorsänger. Mit ihrem geheimen Motivations- und Jubelsong - einer Abwandlung des Kinderliedes "Vogelhochzeit" - feiert die deutsche Elf nach jedem Spiel in der Kabine. Die Strophen kennt dabei angeblich nur Pollersbeck. "Wir hoffen alle, dass wir das nach dem Finale auch wieder singen können. Er macht den Text, und wir singen nur Fiderallala", berichtete Stürmer Selke schmunzelnd.

"Draußen stehen ist schlimm"

Für Kuntz, der erst im August vergangenen Jahres nach zwölf Jahren wieder ins Trainergeschäft zurückgekehrt war, war der Triumph gegen England ein ganz besonderer. "Das ist sicherlich ein Tag, wo ich mir später mal ein paar Minuten gebe. Das gibt es im Fußball nicht so oft, dass man so schöne Tage erlebt", sagte der sichtlich emotionale 54-Jährige. Für Kuntz war das Nervenspiel ein Déjà-vu, 1996 hatte er im EM-Halbfinale mit der A-Nationalelf ebenfalls im Elfmeterschießen gegen England gewonnen. "Mir haben die Parallelen mit '96 dann schon gereicht", sagte er schmunzelnd. "Draußen stehen ist schlimm."

Im dritten EM-Finale einer deutschen U21 nach 1982 und 2009 will die aktuelle Generation nun zum zweiten Mal den Titel. Vorbild sind die 2009er-Europameister und späteren Weltmeister um Manuel Neuer, Mats Hummels und Co., die ihren Nachfolgern aus der Ferne die Daumen drücken. "Mir gefällt das richtig gut, was die U21 da spielt", schrieb Hummels auf Twitter. Und auch sein 2009er-Kollege Benedikt Höwedes gratulierte und zollte dem Team großen Respekt.

Die zweite Chance nutzen

Nach kräftezehrenden vier Spielen in zehn Tagen muss die DFB-Auswahl nun für das Endspiel gegen Spanien noch einmal alle Reserven mobilisieren. "Wir müssen erst mal sondieren, wer morgen früh laufen kann", sagte Kuntz auch mit Blick auf die angeschlagenen Selke und Niklas Stark. "Dann schauen wir, mit welchem Matchplan wir dann die Kräfte sammeln. Das ist jetzt die Aufgabe für die nächsten Tage."

Dieses Mal will sich die DFB-Elf ihren Triumph nicht mehr nehmen lassen. "Das ist die zweite Chance, direkt im Jahr darauf noch mal ein Finale", sagte Serge Gnabry, der 2016 mit Selke, Jeremy Toljan und Max Meyer im Elfmeterschießen das Olympia-Finale gegen Brasilien verlor. Hrubesch, damals Trainer, sagte: "Jetzt drücken wir die Daumen, dass sie es dieses Mal mit nach Hause nehmen."

Quelle: ntv.de, Miriam Schmidt, dpa

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