BVB in der Klausel-Falle Affentheater um Marco Reus
05.11.2014, 12:15 Uhr
Nichts sagen: Marco Reus.
(Foto: imago/Contrast)
Er sieht nichts, sagt nichts, hört nichts. Marco Reus erreicht mit Dortmund das Achtelfinale der Champions League und feiert das auf seine ganz eigene Weise. Offen bleibt die Frage, wie lange er noch für den BVB spielt. Die Verlockungen sind groß.
Klar freut sich Marco Reus, dass die Fußballer von Borussia Dortmund mit dem 4:1 gegen den türkischen Pokalsieger Galatasaray das Achtelfinale der Champions League erreicht haben. Er spielt ja selbst mit. Die Frage ist nur: Wie lange noch? Die Spekulationen sprießen, und der deutsche Nationalspieler trägt seinen Teil dazu bei. Ob er nun will oder nicht.
Nach 39 Minuten hatte er am Dienstagabend vor 65.851Zuschauern im ausverkauften Westfalenstadion das erste Tor für seinen BVB geschossen. Und inszenierte seinen Jubel, indem er sich erst eine Hand vor dem Mund hielt und danach beide Hände. Wer gut aufgepasst hatte, und das waren die meisten, erkannte flugs: Das war der dritte Streich. Beim 3:0 im DFB-Pokal beim FC St. Pauli hatte er sich nach seinem Tor die Hände vor die Augen gehalten. Nach seinem Führungstreffer im Bundesligaspiel beim FC Bayern am Samstag hatte Reus sich die Ohren zugehalten. Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen - die drei berühmten Affen lassen grüßen. Was sollte das?
"Das habe ich wegen einer Wette getan, die ich nun eingelöst habe." Mit den Spekulationen, ob er im Sommer den BVB verlässt, habe diese Jubeltrilogie nichts zu tun. Er habe also nicht zeigen wollen, dass er von den Wechselgerüchten nichts hören, nichts sehen und sie auch nicht kommentieren wolle. Fest steht aber: Reus kann die Borussia für eine festgeschriebene Summe verlassen. Für 25 Millionen Euro, sagen die einen, vielleicht auch für 30 Millionen, wie die "Süddeutsche Zeitung" jüngst berichtete.
Bis an die finanzielle Schmerzgrenze
Wie dem auch sei: Reus und der BVB haben einen Vertrag unterschrieben, der zwar bis 2017 läuft, aber ein Portal offenlässt, das den Namen Ausstiegsklausel trägt. Im Fall Reus hat dieser Passus Tradition, auch mit Mönchengladbach hatte er ihn ausgehandelt. Und konnte so im Sommer 2012 für 17 Millionen Euro die Borussia wechseln. Wie Klubchef Hans-Joachim Watzke nun erzählte, tat er das nur, weil auch die Dortmunder ihm diese Klausel gewährten. "Hätten wir die nicht gemacht, wäre Reus niemals zum BVB gekommen." Nun müssen sie dort mit den Folgen ihres Zugeständnisses leben. Fortsetzung folgt.
In der Welt des Fußballs gibt es genügend Klubs, die dieses Geld für einen 25 Jahre alten Nationalspieler bezahlen würden. 30 Millionen Euro? Das geht mittlerweile als Schnäppchen durch. Der FC Bayern denkt, wie er verlauten ließ, darüber nach. Im Gespräch sind auch der FC Chelsea und der FC Barcelona. Manchester City soll Reus ein Jahresgehalt von 13 Millionen Euro angeboten haben. Das ist mehr, als Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger und Franck Ribéry als Topverdiener in München bekommen. Klingt verlockend. In Dortmund wissen sie das. Mario Götze und Robert Lewandowski sind ja schon weg.
Und was macht Reus? Er schweigt. Bis er sich entschieden hat, dürfen die Exegeten spekulieren. Fußball-Romantiker verweisen gerne darauf, wie heimatverbunden er doch sei, in Dortmund geboren, im Stadtteil Körne aufgewachsen. Ganz abgesehen davon, dass er nicht darben müsste, wenn er seinen Vertrag beim BVB verlängern würde. Der Klub, so viel scheint sicher, würde an seine finanzielle Schmerzgrenze gehen, um ihn zu halten.
Quelle: ntv.de