Fußball

Rätselhafte Startelf in Paris Ancelottis Rückhalt beim FC Bayern bröckelt

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Bei der ernüchternden Niederlage des FC Bayern in Paris lässt Trainer Ancelotti Führungsspieler auf der Bank - und entfacht neue Diskussionen. Robben appelliert an den Teamgeist, Rummenigge rät, schnell die Kurve zu bekommen.

Am Ende dieses so unerfreulichen Abends gab es dann doch noch einen ganz kleinen Münchner Sieg zu feiern. Arjen Robben hatte sich nach dem Schlusspfiff günstig postiert und die Nähe von Neymar gesucht, und er schaffte es, dessen Trikot zu ergattern. Die Freude über diesen Coup währte aber nur kurz und konnte auch nicht hinweg trösten über die soeben erlebten gut 90 Minuten. Dem Niederländer erging es wie allen beim FC Bayern an diesem denkwürdigen Fußballabend in der französischen Hauptstadt. Ernüchternd und nachdenklich verließ der deutsche Rekordmeister nach der 0:3-Niederlage im zweiten Gruppenspiel der Champions League gegen Paris Saint Germain den Parc des Princes.

"Vielleicht waren wir nicht mutig genug, die Räume zu nutzen": Thomas Müller.

"Vielleicht waren wir nicht mutig genug, die Räume zu nutzen": Thomas Müller.

(Foto: dpa)

In der Vorrunde der Königsklasse so vorgeführt worden zu sein, gab Robben zu, "das kommt uns hart an. Das sind wir nicht gewohnt". Die Münchner haben feststellen müssen, dass sie derzeit ein Stück entfernt sind von Europas Elite. Der französische Vizemeister hingegen schickt sich nach seinem Großeinkauf in diesem Sommer an, eben dorthin aufzurücken. "Es ist wichtig, dass wir schnell die Kurve kriegen", sagte der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern, Karl-Heinz Rummenigge, in seiner Rede beim Bankett in einem Hotel im noblen achten Arrondissement kurz nach Mitternacht. Man müsse zeigen, "dass wir eine Mannschaft sind, die in den letzten Jahren europaweit und national für Furore gesorgt hat".

Gleich nach zwei Minuten deutete sich an, warum die Bayern in dieser Saison Probleme haben. Zum ersten Mal überrumpelten die Franzosen die Münchner Defensive, Daniel Alves traf zum 1:0. "Das hat uns nicht gut getan", sagte Trainer Carlo Ancelotti. "Das Tor hat das Spiel verändert." Die Pariser, glaubt er, "hätten ihre Konterstrategie nicht so durchziehen können", wäre dieser Treffer nicht gefallen. Bei seiner Mannschaft habe nach dem Rückstand das Gleichgewicht nicht mehr gestimmt, räumte er ein. Zwar bestimmte der FC Bayern das Spiel, hatte bis zum Schluss mehr als 65 Prozent Ballbesitz, war aber dabei nur selten gefährlich. "Vielleicht waren wir nicht mutig genug, die Räume zu nutzen", sagte Thomas Müller. "Paris hat sich auf eine individuelle Klasse vorne verlassen und das hat gereicht", um durch Edinson Cavani (32.) und Neymar (63.) zwei weitere Tore zu erzielen.

"Ich werde dazu nichts sagen"

Der Plan von Ancelotti, das Zentrum zu stärken, damit das Sturm-Trio mit Neymar, Kylian Mbappè und Edinson Cavani keinen Raum zu schnellen Gegenstößen bekommt, war bereits kurz nach dem Anpfiff durchkreuzt. Ausgerechnet in dem Prestigeduell setzte er bewährte Führungskräfte wie Franck Ribéry, Arjen Robben und Mats Hummels auf die Bank und sorgte damit nicht nur in der Mannschaft für Rätsel. "Das war ausschließlich eine taktische Entscheidung", rechtfertigte er sich. Allerdings schwächte er damit die ohnehin nicht mehr so stabile Hierarchie und gleichzeitig seine eigene Autorität in der Mannschaft.

Dass der von ihm protegierte James Rodriguez bei seinem erst zweiten Einsatz in der Anfangself die hohen Erwartungen im Parc des Princes nicht erfüllen konnte und kaum Akzente setzte, ehe ihn Ancelotti in der Halbzeit auswechselte, befeuert die Diskussion um seine Person weiter. Öffentlich hielten die Spieler mit ihrer Meinung über die Personalpolitik ihres Trainers zurück. "Ich werde dazu nichts sagen", ließ Robben wissen, der erst in der Schlussphase eingewechselt worden war. Jedes Wort dazu sei zu viel, fand er. "Das Wichtigste ist, dass wir als Mannschaft zusammenhalten. Aber wenn sich unzufriedene Spieler äußern, hilft das der Mannschaft nicht."

In Paris hat dies niemand mehr getan. Hummels und Ribéry verschwanden schweigend. Allerdings gab es Andeutungen, dass einiges im Argen liegt. "Es war nicht zu übersehen", sagte Joshua Kimmich, "dass sich etwas ändern muss." Rummenigge deutete an, dass "über die bittere Niederlage" zu reden sein wird. Man müsse sie analysieren und "in Klartextform Konsequenzen" ziehen. Der Rückhalt der Bayern-Verantwortlichen für Ancelotti scheint zu bröckeln.

Quelle: ntv.de

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