Wenn in Bielefeld die Alm brennt Anti-Akademiker wollen Gladbach foppen
08.04.2015, 13:20 Uhr
Als die Arminia im Achtelfinale des DFB-Pokals Werder Bremen rauswarf, war das schon eine große Sache. Jetzt wollen die Drittligisten wieder einen solche Coup landen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Fußballfesttag in Ostwestfalen: Borussia Mönchengladbach gastiert im Viertelfinale des DFB-Pokals bei der Arminia. Die Bielefelder sind zwar krasser Außenseiter - aber sie wissen sehr genau, wie man einen Erstligisten blamiert.
DSC Arminia Bielefeld: Schwolow - Dick, Burmeister, Salger, Schuppan - Junglas, Schütz - Hemlein, C. Müller, Mast - Klos - Trainer: Meier
VfL Borussia Mönchengladbach: Sommer - Jantschke, Brouwers, Alvaro Dominguez, Wendt - Kramer, Xhaka - Herrmann, Hazard - Raffael, Kruse - Trainer: Favre
Schiedsrichter: Stark (Ergolding)
Die Alm ist ausverkauft. Natürlich ist sie das. 26.137 Zuschauer werden heute (ab 19 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) dabei sein, wenn die Bielefelder Arminia im Viertelfinale des DFB-Pokals die Borussia aus Mönchengladbach herausfordert. Und sie hätten, wie es immer so schön heißt, auch 50.000 Karten für diesen Fußballfesttag verkaufen können. Schließlich kommt mit der Elf von Niederrhein die derzeit drittbeste Mannschaft der Republik ins Stadion an der Melanchthonstraße, das längst den Namen eines Fenster-, Türen-, und Fassadenunternehmens trägt. Oder halt kurz: die Alm - weil es auf einem Hügel steht.
In Ostwestfalen wissen sie durchaus, wie es ist, als krasser Außenseiter einen Erstligist aus dem Wettbewerb zu schmeißen. Erstklassigen Fußball allerdings gibt es dort seit sechs Jahren nicht mehr. 2009 verabschiedete sich der Deutsche Sportclub Arminia zum bisher letzten Mal aus der Bundesliga. Im vergangenen Jahr stiegen die Bielefelder sogar in die dritte Liga ab. Dort aber sind sie auf einem guten Weg, nach 31 von 38 Spieltagen führen sie die Tabelle an, mit sieben Punkten Vorsprung auf Platz drei. Am Ende der Saison soll der Aufstieg in die Zweitklassigkeit stehen. Dieses Ziel hat Priorität. Geschäftsführer Marcus Uhlig formulierte das im Gespräch mit der "Süddeutschen Zeitung" so: "Die Liga ist unsere Kernaufgabe, unser Brot-und-Butter-Geschäft."
"Das ist hier keine Studententruppe"
Aber das Pokalspiel heute Abend und die Euphorie im Umfeld nehmen sie nur allzu gerne mit - als einziger Nicht-Erstligist in der Runde der letzten Acht. Der Einzug ins Halbfinale wäre eine feine Sache, auch finanziell. Bisher liegen die Einnahmen bei knapp zwei Millionen Euro. Demgegenüber stehen 25,7 Millionen Euro Schulden, die den Verein belasten. Auch deshalb wäre ein Überraschungssieg gegen Mönchengladbach keine schlechte Idee. Zuletzt hatte es die Arminia 2005 und 2006 ins Semifinale geschafft - damals, als es so schien, als könnten sich die Bielefelder endlich in der Bundesliga etablieren.
Trainer Norbert Meier sagt vor dem einzig verbliebenen David-gegen-Goliath-Duell: "Auch wir können ein bisschen klickern, das ist hier keine Studententruppe. Wir sind auch selbstbewusst und haben Jungs, die auch schon was erlebt haben." Was soll er auch sagen? Schließlich weiß auch Meier, dass die Borussia jüngst nicht nur beim FC Bayern gewonnen hat, sondern in München auch die bessere Mannschaft war. Und das 4:1 der Gladbacher am vergangenen Wochenende bei der TSG Hoffenheim kommentierte er so: "Das ist Fußball."
Was auch Fußball ist: Meier, 56 Jahre alt, ist dem heutigen Gegner aufs Innigste verbunden. "Außer Busfahrer habe ich bei Gladbach alles gemacht", zitiert ihn die "Süddeutsche Zeitung". Seine Karriere als Bundesligaspieler beendete er 1992 bei der Borussia, trainierte danach erst den Nachwuchs, dann die Amateure und schließlich die Bundesligamannschaft. Nun aber plant er mit der Arminia den dritten Pokalstreich in dieser Saison. Und appelliert an seine Anti-Akademiker: "Wir müssen unseren ostwestfälischen Stolz durchkommen lassen. Schließlich sind wir nicht durch Freilose ins Viertelfinale gekommen." Geschäftsführer Uhlig jedenfalls verspricht: "Es wird typisch Bielefelder Atmosphäre herrschen. Wir haben ein fantastisches, fanatisches Publikum, Aprilwetter, Flutlicht - und wir werden uns mit allem, was wir haben, wehren." Auf dass die Alm heute Abend brenne.
Quelle: ntv.de