FC Arsenal statt Real Madrid Aubameyangs Frust muss echt groß sein
23.01.2018, 11:54 Uhr
Warum denn ausgerechnet der FC Arsenal, Herr Aubameyang?
(Foto: imago/Kirchner-Media)
Pierre-Emerick Aubameyang ist besessen vom Wunsch, irgendwann einmal für Real Madrid zu spielen. Jetzt will er plötzlich zum seit Jahren stagnierenden FC Arsenal. Das ist seltsam ambitionslos, wundert sich unser Autor.
Pierre-Emerick Aubameyang hat in allerjüngster Vergangenheit ziemlich wasserdicht dokumentiert, dass er so schnell wie möglich den Arbeitsplatz wechseln und Borussia Dortmund verlassen möchte. Er hat eine Mannschaftsbesprechung verpasst, was Trainer Peter Stöger dazu bewog, ihn für die Partie gegen den VfL Wolfsburg vor anderthalb Wochen aus dem Team zu verbannen. Es war nicht der erste Verweis für den Profi. Er hat sich im Angesicht seiner Vorgesetzten nach diesem Zwischenfall präsentiert wie von einem bösen Zauber besessen, berichtete Michael Zorc: "Ich weiß nicht, was in seinem Kopf vorgeht. Ein solches Verhalten kannte ich vorher von ihm nicht", sagte der Sportchef. Und er hat das Desinteresse an seinem Klub zur Schau gestellt, indem er am Freitag mit Freunden und Verwandten einen Freizeit-Kick austrug, während sich die Dortmunder Kollegen bei Hertha BSC zu einem Punkt mühten.
Am deutlichsten belegt der Angreifer aus Gabun seinen Drang zum Abschied allerdings mit der Wahl des Klubs, dem er sich anschließen möchte. Sein Ziel ist der FC Arsenal. Die englische Boulevard-Zeitung "The Sun" zitiert ihn mit den Worten, dass Spieler seiner Generation als Teenager das Team bewundert hätten, das unter der Leitung von Trainer Arsène Wenger um die Jahrtausendwende dreimal Meister in England wurde, in der Saison 2003/2004 sogar ungeschlagen. "Natürlich sind die Dinge nicht mehr wie damals. Aber Arsenal ist immer noch ein großer Klub. Daran gibt es keinen Zweifel", findet Aubameyang.
Das ist eine sehr wohlwollende Betrachtung. Er hat schon Recht damit, dass der Name des Vereins immer noch nach großem Fußball klingt. Außerdem ist London eine fantastische Stadt, wenn man sie sich leisten kann, was bei Fußballprofis eher kein Problem ist. Doch im Grunde erinnert an die Erfolge unter Wenger nur noch, genau: Wenger selbst, der immer noch im Amt ist, seit mehr als zwei Jahrzehnten. Er ist zum Sinnbild der Stagnation bei Arsenal geworden. Der Klub ist längst kein Kandidat mehr für den Titel in der Premier League. Genau genommen ist er nicht einmal mehr ein Kandidat für die ersten drei Plätze. Als Tabellensechster droht der Verein zum zweiten Mal nacheinander die Champions League zu verpassen, was immerhin den Vorteil hätte, dass er dann nicht wie gewohnt vom FC Bayern gedemütigt werden kann.
Und wann geht's zu Real Madrid?

Hendrik Buchheister, Jahrgang 1986, ist freier Journalist, schreibt nicht nur über Fußball und berichtet seit dieser Saison aus Manchester über das sportliche Geschehen in England. Just ist sein Buch "Choreo - Kunstwerke aus deutschen Fußball-Fankurven" erschienen.
(Foto: Verena Knemeyer)
Arsenals bester Spieler (Alexis Sánchez) ist gerade vom Hof gefahren und wurde im Tausch von einem Profi ersetzt (Henrich Mchtarjan), der bei seinem alten Arbeitgeber (Manchester United) kein Zukunft hatte. Der zweitbeste Spieler (Mesut Özil) dürfte Arsenal im Sommer verlassen. So richtig zu stören scheint das alles bei dem Klub niemanden. Weshalb sich die Frage stellt, was Aubameyang bei diesem Verein eigentlich will. Warum er keine höheren Ziele hat. Beziehungsweise: Warum er sie so einfach aufgibt.
Der Stürmer ist – neben Robert Lewandowski vom FC Bayern – der herausragende Profi der Bundesliga, amtierender Torschützenkönig, eines der attraktivsten Spekulationsobjekte auf dem internationalen Spielermarkt. Er war in der Vergangenheit unter anderem bei Paris Saint-Germain und dem FC Barcelona im Gespräch und ist angeblich von dem Traum besessen, für Real Madrid zu spielen. Nach eigener Aussage machte er seinem Großvater das Versprechen, irgendwann das weiße Trikot des Klubs aus Spaniens Hauptstadt zu tragen. Sich Arsenal anschließen zu wollen, nur um aus Dortmund wegzukommen, ist seltsam ambitionslos. Damit verkauft sich Aubameyang unter Wert.
Zwar besteht bei dem Klub aus London die Aussicht auf Besserung. Im Hintergrund ist einiges in Bewegung geraten, es wurden neue Strukturen geschaffen und Fachleute engagiert wie der ehemalige Dortmunder Chefscout Sven Mislintat. Der aus Manchester übernommene Mchtarjan ist eine Verstärkung für den Verein. Doch Veränderung braucht Zeit. Und die hat Aubameyang nicht. Er steht nicht mehr am Anfang seiner Karriere, sondern befindet sich in den besten Jahren. Im Juni wird er 29. Viele "große" Verträge wird er nicht mehr schließen. Er wird nicht mehr viele Chancen bekommen, sich mit einem Transfer zu verbessern. Weshalb im Fall eines Wechsels zu Arsenal zwei Szenarien denkbar sind. Entweder wird er mit dem Klub glücklich und der Klub mit ihm. Ausgeschlossen ist das nicht. Oder aber er versucht in absehbarer Zeit, seinen nächsten Wechsel zu erzwingen.
Quelle: ntv.de