Fußball

Sturmlauf mit vier Lewandowski-Toren Dortmund deklassiert Real Madrid und träumt

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Nach der Bayern-Gala gegen Barcelona setzt Borussia Dortmund die deutschen Champions-League-Festwochen gegen spanische Großklubs fort. Gegen Rekordsieger Real Madrid verschafft sich der entfesselt aufspielende BVB eine exzellente Basis für den Endspieleinzug.

Bor. Dortmund - Real Madrid 4:1 (1:1)

Tore: 1:0 Lewandowski (8.), 1:1 Ronaldo (43.), 2:1 Lewandowski  (50.), 3:1  Lewandowski (55.), 4:1 Lewandowski (67., Foulelfmeter)
Dortmund: Weidenfeller - Piszczek (83. Großkreutz), Subotic,  Hummels, Schmelzer - Sven Bender, Gündogan (90.+2 Schieber) -  Blaszczykowski (82. Kehl), Götze, Reus - Lewandowski
Real: Lopez - Ramos, Varane, Pepe, Coentrao - Khedira, Alonso  (80. Kaka) - Özil, Modric (68. Di Maria), Ronaldo - Higuain (68. Benzema). - Trainer: Mourinho
Referee: Kuipers Zuschauer: 65.829
Schüsse: 14:8 Ecken: 4:2 Ballbes: 47:53

Das Spiel im n-tv.de Liveticker nachlesen.

Mit einer One-Man-Show hat Robert Lewandowski für Borussia Dortmund das Tor zum von Günter Netzer prophezeiten deutschen Traumfinale im Wembleystadion weit aufgestoßen. Durch vier Treffer seines polnischen Torgaranten gewann der entthronte Meister den zweiten deutsch-spanischen Gipfel in der Champions League gegen Real Madrid mit 4:1 (1:1) und schuf sich eine fast perfekte Ausgangslage für das Halbfinal-Rückspiel am kommenden Dienstag.

Einen Tag nach der Bayern-Gala gegen Barcelona war der vierfache Torschütze Lewandowski (8./50./55./67.-Foulelfmeter) vor 65.829 Zuschauern de r alles überragender Akteur beim BVB, der ganz groß aufspielte und den anderen iberischen Topclub souverän in die Schranken wies. Cristiano Ronaldo (43.) war für den nach der Pause völlig einbrechenden spanischen Rekordmeister erfolgreich.

Dortmund dicht vorm Durchdrehen

Einfach nur Weltklasse: Robert Lewandowski traf gleich viermal gegen Real Madrid.

Einfach nur Weltklasse: Robert Lewandowski traf gleich viermal gegen Real Madrid.

(Foto: AP)

"Man muss sich zwingen, nicht komplett durchzudrehen vor Glück. Aber es gibt auch noch ein Rückspiel", urteilte Trainer Jürgen Klopp nach einem großen Fußball-Abend für den BVB. "4:1 - besser geht es fast nicht mehr. Perfekt wäre es gewesen, wenn wir nicht das Gegentor kassiert hätten", urteilte Ilkay Gündogan. "Das wa r eine überragende Leistung. Wir hatten nur wenige Momente, wo wir das Spiel nicht kontrolliert haben", wertete Sportdirektor Michael Zorc den Sieg als großartige Teamleistung - ein Eindruck, den die Einzelkritik der BVB-Spieler bestätigt.

Zwei Wochen nach dem "Wunder von Dortmund", als die Borussia beim 3:2 über den FC Malaga zwei Treffer in der Nachspielzeit des Viertelfinal-Rückspiels erzielt hatte, erlebten die Fans erneut Verwunderliches. Umjubelter Matchwinner war Vierfach-Torschütze Lewandowski, der in seinen letzten 19 Spielen für das Team von Jürgen Klopp insgesamt 21 Mal ins Schwarze traf - und nun als erster Spieler vier Tore in einem Halbfinale der Champions League erzielte. "Das ist mir in meiner Profikarriere noch nie gelungen. Und nun ausgerechnet im Halbfinale der Champions League. Wahnsinn", konnte der Pole sein Glück kaum fassen, der vor dem Anpfiff erneut mit dem FC Bayern in Verbindung gebracht worden war.

Der Pole traf als erster Spieler in einem Champions-League-Halbfinale viermal.

Der Pole traf als erster Spieler in einem Champions-League-Halbfinale viermal.

(Foto: REUTERS)

Einen Tag nach der Bekanntgabe seines definitiven Wechsels nach München stand aber auch Mario Götze im Blickpunkt. Der Jungstar zeigte sich von den Diskussionen um seine Person fast unbeeindruckt. Beim Verlesen der Aufstellungen gab es vereinzelte Pfiffe, beim ersten Ballkontakt nach dem Anpfiff der Partie blieb es im Stadion noch still. Doch spätestens mit seiner Vorarbeit zum Führungstor durch Lewandowski hatte Götze alle Anhänger wieder auf seiner Seite, sie feierten ihn.

Verdiente Führung nach starkem Start

Das 1:0 war verdienter Lohn für einen couragierten Start, und auch durch den Ausgleich kurz vor der Pause ließ sich der BVB nicht aus der Bahn werfen. "Von der Spielweise her ist Dortmund die bessere Mannschaft", sagte Bundestrainer Joachim Löw schon zur Halbzeit im ZDF. Nach Wiederanpfiff gab es dann vor allem für Lewandowski überhaupt kein Halten mehr. Der polnische Ausnahmestürmer machte mit seinen Gegnern, was er wollte, und traf praktisch mit jedem seiner Schüsse. Erfolgreicher war in der Königsklasse bisher nur Lionel Messi, der 2012 beim 7:1 des FC Barcelona gegen Bayer Leverkusen fünf Treffer erzielt hatte.

Mit der von Klopp propagierten Jetzt-erst-Recht-Einstellung gingen die Westfalen in das dritte Königsklassen-Duell mit den "Königlichen" in dieser Saison und setzten den renommierten Gegner gleich unter Druck. Ein Solo von Marco Reus (7.), der entschlossen an zwei Spaniern vorbeizog, bescherte dem BVB die erste Chance des Spiels. Real-Keeper Diego Lopez parierte den nicht allzu scharfen Schuss des Nationalspielers, für den nachsetzenden Lewandowski war der Winkel zu spitz. Dafür stand Borussias Toptorjäger 60 Sekunden später genau richtig, als er Götzes scharfe Hereingabe zum Führungstor über die Linie drückte.

Blitztor belebt beide Teams

Der Treffer verlieh den Borussen weitere Sicherheit, machte aber auch den vermeintlichen Favoriten munter. Real wurde aktiver, zu klaren Chancen kamen die Gäste gegen eine sehr aufmerksame BVB-Abwehr allerdings nicht. Erst bei einem Freistoß von Cristiano Ronaldo (24.) drohte dem Dortmunder Gehäuse erstmals Gefahr, Keeper Roman Weidenfeller parierte den Schuss des Superstars mit beiden Fäusten. Die Schwarz-Gelben verlegten sich ganz auf Konter und versuchten sich immer wieder mit Einzelaktionen. In der 42. Minute forderten sie vergeblich einen Elfmeter, als Raphael Varane im Strafraum Reus unsanft gebremst hatte. Zeitlupen zeigten allerdings, dass der Kontakt vor dem Strafraum stattfand und nur leicht war.

Praktisch im Gegenzug leitete eine Unachtsamkeit van Mats Hummels den Ausgleich ein. Der Nationalverteidiger vertändelte den Ball gegen Gonzalo Higuain, dessen flache Hereingabe der mitgelaufene Ronaldo zum nicht unverdienten 1:1 nutzte. Der Portugiese hatte schon beim Dortmunder 2:1-Sieg in der Gruppenphase den einzigen Real-Treffer erzielt.

Mit Moral zum nächsten Festtag

Doch Dortmund zeigte riesige Moral: Fünf Minuten nach Wiederbeginn war erneut Lewandowski zur Stelle, als die Real-Abwehrspieler nach einem Zuspiel von Reus auf Abseits spekulierten. Lässig schob er den Ball zur erneuten Führung an Lopez vorbei. Als der 24-Jährige fünf Minuten später den Ball mit einer Weltklasse-Aktion aus der Drehung in den Winkel jagte, kannte der Jubel im voll besetzten Stadion keine Grenzen mehr. Doch Lewandowski legte sogar noch einen drauf: Nach Foul von Xabi Alonso an Reus jagte er den fälligen Strafstoß trocken zum 4:1-Endstand in die Maschen.

BVB-Trainer Jürgen Klopp kommentierte den neuerlichen internationalen Festtag mit leuchtenden Augen: "Selbst wenn es in Madrid noch schiefgehen sollte, diesen Tag kann uns keiner mehr nehmen. Er wird in die Geschichte des Vereins eingehen." Bei aller Begeisterung warnten jedoch alle Beteiligten vor zu viel Euphorie. Allen voran Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke: "Noch ist nichts entschieden. Wir haben die Tür zum Finale zwar weit aufgestoßen, müssen aber noch durchrutschen."

Quelle: ntv.de, dpa

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