Messi-Auftritt löst Ekstase aus Ausgepfiffener Neymar wird mit Popcorn beworfen
13.10.2023, 12:37 Uhr
Die Fans der brasilianischen Nationalelf sind mit Neymars Auftritten nicht immer einverstanden.
(Foto: dpa)
Die südamerikanische Qualifikation für die Fußball-WM 2026 lässt keine Langeweile aufkommen. Lionel Messi wird bei Argentiniens Sieg zum bejubelten Ersatzmann, Neymar muss Schmähungen des brasilianischen Publikums über sich ergehen lassen.
Pfiffe hallten durch die Arena Pantanal, als Neymar die Stufen zu den Kabinen hinunterschritt und sich ein Kübel Popcorn über sein Haupt ergoss. Pipoqueiro - Popcornverkäufer - werden im brasilianischen Fußball diejenigen beschimpft, die meinen, die Größten zu sein, aber ihr Versprechen nie halten. Es knallt, wie beim Popcornerhitzen, mehr auch nicht. Emsig war er, aber halt auch wieder zu theatralisch, und beim 1:1 (0:0) gegen Venezuela nicht effektiv genug.
Zum Auftakt der südamerikanischen Qualifikation für die WM-Endrunde 2026 war der 31-Jährige erst verspätet am Dienstag angereist, dafür umso extravaganter mit einem stilisierten "M" im Haarschnitt für seine jüngst geborene Tochter Mavie. Beim 5:1 gegen Bolivien hatte er mit seinen Länderspieltoren Nummer 78 und 79 den ewigen Pelé immerhin überflügelt und trat beim 1:0 in Peru und nun gegen Venezuela jeweils die Ecken zu den Toren. Doch in Cuiaba aber brachte er wieder einmal alle mit seiner Fallsucht sowie unablässiger Meckerei in Rage.
Von Interimscoach Fernando Diniz bekam Neymar nach dem Popcorn-Regen ("Das missbillige ich total") Rückendeckung. Der 49 Jahre alte Trainer musste aber eingestehen: "Wir haben Chancen für ein zweites, drittes oder viertes Tor herausgespielt, aber nicht gemacht." Immerhin: Die Selecao bleibt auch im 37. Spiel in den Eliminatorias unbesiegt, dank des Treffers von Innenverteidiger Gabriel Magalhaes (50.). Ein von Vinícius Júnior erzieltes Tor wurde wegen Abseits aberkannt. Brasiliens Elf vergab viele Chancen, drosselte das Tempo und wurde dafür bestraft. Eduard Bello glich mit einem sehenswerten Fallrückzieher in der 85. Minute aus.
Keeper Martínez stellt Argentinien-Rekord auf
Weitaus freudiger war die Stimmung bei Weltmeister Argentinien, viel gelassener blieb Lionel Messi. Der 36-Jährige nahm wegen seiner muskulären Probleme, die ihn schon eine Weile bei Inter Miami außer Gefecht setzen, eine Halbzeit auf der Bank Platz. Was ihn zum meist applaudierten Reservisten in Argentiniens Fußballgeschichte machte, bis er in der 53. Minute eingewechselt wurde. Eine fast direkt verwandelte Ecke an die Latte und ein meisterhaft getretener Freistoß an den Pfosten brachten die 80.000 Fans im Monumental von Buenos Aires anschließend in Ekstase.
Weil andere lieferten. Routinier Nicolas Otamendi hatte das 1:0 (1:0) gegen Paraguay früh mit einem Volleyschuss, in der dritten Minute mit seinem ersten Tor im Nationaltrikot seit fünf Jahren, eingeleitet. "Die Situation war einstudiert", lobte Messi. Zudem stellte Torhüter Emiliano Martínez mit nun 621 Minuten ohne Gegentor einen Rekord auf. "Er hat es verdient. Ein Verdienst des ganzen Teams", meinte Messi dazu.
Die Serie droht aber am Dienstag beim vierten Eliminatorias-Spieltag in Uruguay zu reißen. Weil die Urus auch ohne ihre einmal mehr nicht berücksichtigten Oldies Luis Suárez und Edison Cavani heroisch beim 2:2 (0:1) in Kolumbien einen zweimaligen Rückstand aufholten. Bei tropischen Temperaturen in Barranquilla brachte der Ex-Münchner James (35.), der jetzt bei Brasiliens Pokalsieger FC São Paulo um einen Stammplatz kämpft, sowie Mateus Uribe (52.) auf Vorlage des Bremers Rafael Borre die Cafeteros jeweils in Führung. Mathias Oliveira (47.) und Darwin Núñez (90.+1) per Foulelfmeter sorgten für den letztlich verdienten Ausgleich.
Im Kampf um die sechs Direkttickets für zehn Südamerikaner zur WM in den USA, Kanada und Mexiko machen wohl Argentinien (9 Punkte) und Brasilien (7) das Rennen wieder einmal unter sich aus. Hinter den beiden Favoriten sowie Kolumbien (5 Punkte) und Uruguay (4) machten Chile (4) mit einem 2:0 (0:0) gegen Peru und Ecuador (3), das sich mit einem 2:1 (1:0) in Bolivien hinter Venezuela (4) schob, Boden gut.
Quelle: ntv.de, tsi/sid