Fußball

Zwei streiten, einer will mehr Erster Zoff zwischen den sechs Ausrichtern der WM 2030

In welchen Abendhimmel darf 2030 der Pokal in die Luft gereckt werden?

In welchen Abendhimmel darf 2030 der Pokal in die Luft gereckt werden?

(Foto: imago/ActionPictures)

Kaum ist die Weltmeisterschaft 2030 an insgesamt sechs Länder auf drei Kontinenten vergeben, kommt es zu Streitigkeiten zwischen den Ausrichternationen. Zwei reklamieren das Finale für sich, ein anderes will mehr Spiele haben und ein nicht berücksichtigtes Land fordert seine Rechte ein.

Was für eine Woche im Welt-Fußball. Urplötzlich sind die Austragungsländer der nächsten Weltmeisterschaften bekannt. Die FIFA um den Präsidenten Gianni Infantino hat mal wieder die Öffentlichkeit überrumpelt. Die reagiert, zumindest in Deutschland, sehr angefasst und kritisiert den Weltverband. Doch das stört die FIFA nicht. Anders als das, was sich bald zwischen den Ausrichtern austragen könnte.

Denn neben der auf den Weltverband FIFA einprasselnden Kritik aufgrund der überhasteten Vergabe der Weltmeisterschaft 2030 an Uruguay, Paraguay, Argentinien, Portugal, Spanien und Marokko und der de-facto-Vergabe der Weltmeisterschaft 2034 an Saudi-Arabien gibt es nur weiteren Ärger. Der zieht auf zwischen Marokko und Spanien, und der zieht sich hinüber nach Südamerika, wo Chile seinen Platz bei der WM einfordern will.

Am Tag nach der Verkündung der WM-Vergabe kündigten sich erste Spannungen zwischen den nur durch das Mittelmeer getrennten Länder Marokko und Spanien an. Beide beabsichtigen im Jahr 2030 das Finale der WM auszurichten und positionierten sich dementsprechend. Im Gespräch mit "Radio Mars" erklärte Fouzi Lekjaa, der Präsident des marokkanischen Verbands, dass er hoffe, die Bemühungen des Maghreb-Staats würden mit "einem historischen Finale in Casablanca gekrönt werden, so Gott will".

Spanien hat ganz andere Vorstellungen

Am selben Tag erklärte der spanische Sportminister Miquel Iceta bei "Onda Cero", dass man zwar "die Hühner nicht zählen könne, bevor sie wirklich geschlüpft sind", jedoch von einem Finalort in Spanien ausgehen würde. Man habe seit einiger Zeit mit sowohl Portugal als auch Marokko über die Verteilung der Spiele diskutiert und die Gespräche seien bereits weit vorgeschritten.

Zumindest das scheint unbestritten. Denn auch der Marokkaner Lekjaa bestätigte ein nächstes Treffen der drei Verbände am 18. Oktober in Rabat. Dort solle die Verteilung der Spiele besprochen werden. Marokko will die erste jemals in Nordafrika ausgetragene Fußball-WM in insgesamt sechs Städte bringen. Sie werden daher eine entsprechende Anzahl an Spielen benötigen.

Das Verhältnis zwischen Spanien und Marokko ist seit langer Zeit angespannt. Es geht um die Fragen der Migration über das nordafrikanische Land nach Spanien und auch um die spanischen Exklaven Melilla oder Ceuta auf afrikanischem Boden. Im Juni 2022 sorgte die Tötung von mindestens 23 afrikanischen Migranten, die versuchten, die Melilla-Marokko-Grenze zu überqueren, weltweit für einen Aufschrei. Die Beziehungen haben sich jedoch verbessert, seitdem Spanien in den Fragen der West-Sahara-Politik auf Marokko zugegangen ist.

Argentinien will weitere Spiele, Chile wütet

Auch das Land des amtierenden Weltmeisters, Argentinien, ist mit der Vergabe des Turniers in der aktuell geplanten Form überhaupt nicht zufrieden. Im südamerikanischen Land machen sich laut Reuters Regierungsmitglieder und der nationale Verband AFA für eine höhere Anzahl an Spielen stark. Aktuell plant die FIFA aus Anlass des 100-jährigen WM-Jubiläums mit nur je einem Spiel in Uruguay, Paraguay und Argentinien. Die erste WM wurde 1930 in Uruguay ausgetragen. Dort soll nun auch das Eröffnungsspiel der Drei-Kontinente-Weltmeisterschaft stattfinden.

Ursprünglich hatten sich vier südamerikanische Nationen um die gemeinsame Ausrichtung des Turniers beworben. Neben dem als Gastgeber feststehenden Trio war auch Chile Teil der Bewerbung. Sie wurden nicht berücksichtigt. Das Land an der Pazifik-Küste zeigte sich wenig erfreut über diese Entscheidung.

"Ich bedauere, dass es Institutionen gibt, die so unseriös und überraschend agieren", erklärte der chilenische Präsident Gabriel Boric in dieser Woche. Er habe direkt nach der Verkündung mit den Präsidenten von Paraguay und Argentinien telefoniert. Auch dort habe man bis zu der Entscheidung nichts gewusst. "Wir werden sicherstellen, dass wir alle Rechte bekommen, die Chile zustehen", erklärte Boric weiter: "Mit der nationalen Integrität und dem Namen Chiles spielt man nicht."

Insgesamt 48 Länder sollen nach bisherigem Planungsstand an dem Turnier über drei Kontinente teilnehmen. Alle sechs Gastgeber werden dabei nach Angaben der jeweiligen Länder gesetzt sein. Über die Auswirkungen auf die Qualifikation in Südamerika ist bislang noch nichts bekannt. Sollten drei südamerikanische Länder direkt qualifiziert sein, machen nur noch sieben Nationen die verbleibenden Plätze unter sich aus. An der WM 2026 nehmen insgesamt sechs Teams aus Südamerika teil. Verfährt die FIFA wie bei dem kommenden Turnier, bei dem die Gastgeberländer vom Kontingent der Konföderationen abgezogen werden, blieben noch drei weitere Plätze offen.

Extreme Mehrbelastung für Spieler

Das ab der WM 2026, die in Mexiko, Kanada und den USA ausgetragen werden wird, vorgesehene Endrunden-Format sieht zwölf Gruppen mit je vier Teams vor. Aus diesen qualifizieren sich insgesamt 32 Teams für das neu eingeführte Sechzehntelfinale. Daraus resultiert eine Erhöhung der Anzahl der Spiele von bislang 64 auf 104. Die Dauer der Weltmeisterschaft erhöht sich von rund einem Monat auf etwa 40 Tage.

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Für die für das Halbfinale qualifizierten Nationen erhöht sich die Anzahl der Spiele somit von sieben auf acht. Zudem könnten sie im Jahr 2030 nicht nur auf drei Kontinenten spielen, sondern durch die geografische Lage der südamerikanischen Ausrichterländer auch in unterschiedlichen Wetterzonen und Jahreszeiten. Für die dann bei europäischen Fußballklubs unter Vertrag stehenden Spieler führt die Mehrzahl an Spielen zu einer weiteren körperlichen Belastung, die durch das veränderte Format der Champions League ab dem Sommer 2024 ohnehin steigen wird.

Zudem plant der Weltverband FIFA mit einer alle vier Jahre ausgetragenen Klub-Weltmeisterschaft ab 2025. Insgesamt 32 Vereine aus sechs Konföderationen dürfen dann um den Titel der besten Mannschaft der Welt konkurrieren. Aus Europa sind zwölf Teilnehmer vorgesehen. Das erste Turnier soll ähnlich dem letztmals im Jahr 2017 ausgetragenen Confederations Cup als Testlauf für die im Folgejahr anstehende WM in den USA ausgetragen werden. Der Gastgeber für das Turnier im Jahr 2029 steht noch nicht fest.

Quelle: ntv.de, sue

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