Nach 15 Minuten war alles vorbei BVB-Rauswurf erwischte Tuchel kalt
04.09.2017, 18:09 Uhr
Tuchel bleibt mit seiner Familie vorerst in Dortmund - und genießt die Pause vom Fußball.
(Foto: imago/Jan Huebner)
Sportlich erfolgreich, menschlich schwierig: Thomas Tuchel reflektiert nach rund drei Monaten erstmals öffentlich, wie es zum Rauswurf bei Borussia Dortmund kam. Als Opfer will er sich aber nicht sehen - auch wenn die Entscheidung ihn damals überrascht.
Nach seinem Aus als Trainer von Borussia Dortmund hat sich Thomas Tuchel weitestgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Am 30. Mai, zwei Tage nachdem er mit dem BVB den DFB-Pokal gewonnen hatte, war er entlassen worden. Zu groß waren die Differenzen mit Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Sportdirektor Michael Zorc, die vor der Trennung teils ungewollt, teils gezielt den Weg in die Öffentlichkeit gefunden hatten.
Rund drei Monate später spricht Tuchel nun erstmals über den Tag, an dem er überraschend erfuhr: Nach zwei sportlich sehr erfolgreichen Jahren muss er beim BVB gehen. Denn der Fußball-Lehrer ging nach eigenen Angaben bis zum Schluss davon aus, doch noch eine gemeinsame Basis für eine weitere Zusammenarbeit finden zu können. "Der Termin war in einem Hotel, nicht auf dem Vereinsgelände, wer weiß, dachte ich, vielleicht gibt's ein gemeinsames Essen und ein klärendes Gespräch", sagt der 44-Jährige dem "Zeitmagazin Mann". Erst als er gemeinsam mit seinem Berater, dem Rechtsanwalt Oliver Meinking, den Konferenzsaal betreten habe, wo die Vereinsbosse auf ihn warteten, sei ihm klar geworden, dass seine Frau die Lage von vorneherein besser eingeschätzt habe als er selbst.
Denn die ging schon vor der Unterredung davon aus, dass Watzke und Zorc ihrem Noch-Trainer Tuchel bei dem Termin über die Trennung in Kenntnis setzen würden. "Das war's, du bist in zwanzig Minuten wieder da", habe sie zu ihm gesagt. Er selbst sei sich nicht so sicher gewesen. Doch nach einer guten Viertelstunde wurde die vorzeitige Kündigung dann ausgesprochen. Beim Verlassen des Hotels, erzählt Tuchel dem Magazin, hätten er und sein Berater gemerkt, dass ein Fotograf der "Bild" schon auf sie wartete.
"Kann endlich wieder schlafen"
Seine zweijährige Tätigkeit beim BVB bewertet Tuchel im Nachhinein dennoch positiv, vor allem für seinen Ruf als Coach. "Mir ist schon klar: Wären wir nicht Pokalsieger und nicht Dritter in der Liga, hätte es für mich schlechter ausgesehen", sagt er. Ohnehin ist Tuchel dort nicht an Erfolglosigkeit gescheitert, vielmehr waren es zwischenmenschliche Probleme: "Wenn starke Persönlichkeiten aufeinandertreffen, entsteht Reibung", erklärt Tuchel und fügt durchaus selbstkritisch an, dass er in der Hinsicht keineswegs immer das Opfer sei. "Um Gottes willen."
So schlecht können die Erinnerungen an Dortmund auch unterm Strich nicht sein – denn dort hat Tuchel, der gebürtige Schwabe, mit seiner Familie ein Zuhause gefunden. "Meine Frau und ich fühlen uns in Dortmund wohl. Wir haben hier enge Freunde kennengelernt, wir haben ein schönes Haus gefunden, und außerdem freuen sich unsere Töchter seit einem halben Jahr darauf, im Herbst in dieselbe Klasse zu gehen. Das hat uns überzeugt", so Tuchel im "Zeitmagazin Mann".
Derzeit, so Tuchel, gehe es ihm gut. Er genieße es, weniger Stress zu haben. "In meinem Kopf ist gerade Ruhe", sagte er. "Ich kann endlich besser schlafen, vor allem tiefer und länger."
Quelle: ntv.de, jgu