Schon wieder Adeyemi-ÄrgerBVB hat die Schnauze voll von seinen bockigen Spielern

Borussia Dortmund verabschiedet sich erfolgreich aus dem Fußballjahr 2025. Doch der Sieg im Borussen-Duell mit Mönchengladbach wird wieder mal von Nebengeräuschen überlagert. Erneut im Fokus: Karim Adeyemi.
In der 58. Minute war Karim Adeyemi so richtig drin. Und zwei Minuten später so richtig raus. Der Stürmer von Borussia Dortmund hatte zunächst stark gegen Kevin Diks im Strafraum von Borussia Mönchengladbach gearbeitet. Er blockte den Befreiungsschlag des Innenverteidigers, der sich dann gefährlich aufs Tor der Gäste senkte. Dort war Keeper Moritz Nicolas mit einer herausragenden Parade zur Stelle. Er verhinderte das 0:2. Damit begannen die ärgerlichen Minuten für Adeyemi. Sein Block brachte ihm ein kleines Gerangel ein, Sekunden später wurde er ausgewechselt. Er fand das überhaupt nicht gut. Vielleicht, weil er spürte, dass er jetzt so richtig drin war in diesem emotionalen Borussen-Duell. Und nun raus musste.
Adeyemi stapfte auf die Bank, zog sich die dicke Jacke über und wollte in die Kabine flüchten. Doch der Weg wurde ihm versperrt. Sportdirektor Sebastian Kehl fand das Verhalten alles andere als amüsant. Nach einer klaren Ansage ging der Spieler zurück auf seinen Platz. Bereits im Oktober hatte es Ärger um eine Auswechslung gegeben, damals warf er vor Wut eine Flasche. Das nun wiederholt egoistische Verhalten hat Konsequenzen für Adeyemi. "Über die Szene wird zu reden sein, er wird dafür eine Strafe kriegen", sagte Kehl Sky. "Die Reaktion will ich nicht sehen, die will der Trainer nicht sehen, die will keiner sehen."
Unruhe überlagert beim BVB alles
Beim BVB, der das Spiel nach Toren von Julian Brandt (10.) und Maxi Beier (90.+7) übrigens mit 2:0 gewann, kracht es seit Wochen häufiger, als es die sportliche Situation hergeben sollte. Zweimal der unberechenbare Adeyemi, dazu noch sein Strafbefehl wegen illegalen Waffenbesitzes, dann der bockige Serhou Guirassy, der seinem Trainer den Handschlag verweigerte, der kritische Brandt, der die Spielweise von Niko Kovac beklagte, der wütende Nico Schlotterbeck, der sein Team zuletzt vernichtet hatte und dann auch Matthias Sammer, der als Berater ebenfalls zündelte. Die Nebengeräusche sind laut beim Tabellenzweiten, der auf die beste Hinrunde seit langer Zeit zusteuert. Doch das Sportliche hat derzeit nur mittleren Nachrichtenwert. Die Unruhe überlagert alles.
Kehl forderte die bockigen Fußballer auf, sich endlich wieder einzureihen in das Kollektiv. Sie müssten es endlich akzeptieren, wenn der Trainer eine Entscheidung treffe. Dann wurde Kehl konkret: "Wir hatten jetzt einige dieser Situationen und wir wollen diese Situationen nicht sehen und deswegen wird er (Anmerk. d. Red.: Adeyemi) dafür eine Geldstrafe kriegen." Kovac unterstützt das Vorgehen: "Das ist die Entscheidung des Klubs, was ich total verstehe, akzeptiere und für richtig halte." Adeyemi, so forderte der Trainer, müsse nun mal lernen, auch mit schwächeren Spielen umzugehen. "Es war heute nicht sein Tag, von daher war die Auswechslung berechtigt", sagte Kovac. Es gehe zwar um Emotionen, aber man müsse auch einsichtig sein.
Darf Schlotterbeck das?
Für große Emotionen hatte zuletzt vor allem Schlotterbeck gesorgt. Der hatte nach dem schwachen 2:2 in der Champions League gegen den norwegischen Vizemeister FK Bodö/Glimt vor anderthalb Wochen zu einer bemerkenswerten Wutrede ausgeholt. Weil der BVB erneut nicht in der Lage gewesen war, das Spiel erfolgreich über die Ziellinie zu schleppen. Dabei war ungewohnt deutlich auf seine Mitspieler losgegangen. Das löste heftige Debatten aus: Darf er das? Ja, er darf das, findet Kovac. Er sagte nun erneut: "Das ist das, was ein Trainer möchte: Verantwortung. Wir wollen ja alle mündige Spieler und der Schlotti ist ein Führungsspieler."
Bei der Borussia waren sie trotz des erneuten Lärms bemüht, den Blick auf das Sportliche zu lenken. Das gefällt ihnen im Ergebnis nämlich sehr gut. "Es geht hier nicht um Harmonie. Es geht darum, die Dinge richtig einzuschätzen, eine Balance zu finden, auch Vertrauen zu schenken", sagte Kehl. "Zur Wahrheit gehört, dass wir 32 Punkte haben, auf dem zweiten Tabellenplatz stehen, sieben Punkte besser als zu dem Zeitpunkt im letzten Jahr." Der BVB spielt zwar keinen mitreißenden Fußball, ist aber stabil. "Wir haben noch zwei Spiele, könnten auf 38 Punkte kommen - eine Marke, die wir seit vielen, vielen Jahren nicht erreicht haben", sagte Kehl. Der BVB hat in den 15 Saisonspielen nur eine Niederlage kassiert. Beim 1:2 in München wäre auch ein Punkt möglich gewesen. "Das heißt nicht, dass wir zufrieden sind, uns nicht weiterentwickeln wollen und es nicht besser machen können", sagte Kehl. Er sprach auch davon, dass der Klub den Transfermarkt im Winter dazu nutzen will, Dinge zu verändern.
Nach dem frühen und sehenswerten Führungstor durch Brandt (10.) ließ Dortmund nach und musste gegen insgesamt harmlose Gäste einige kritische Situationen überstehen. Um den Treffer gab es Aufregung, weil im Zentrum Guirassy Gegenspieler Philipp Sander umgerissen hatte. "Wir müssen lernen und versuchen, das zweite Tor früher zu machen und das Spiel zu entscheiden", sagte Kehl: "Aber die Mannschaft ist stabiler geworden." In vielen Bereichen sehe er eine "positive Entwicklung." Den Schlusspunkt setzte Beier (90.+7). Anders als gegen Bodö/Glimt gab es dieses Mal kein bitteres Ende. Das wäre am 116. Geburtstag des Vereins auch nicht würdig gewesen. Und so feierten sie gemeinsam erleichtert vor der "Süd". Mit dabei: ein lächelnder Adeyemi.