Fußball

"Haben Sie mehr Respekt!" BVB überfordert Hertha, Dardai wütet

Bedient: Hertha-Coach Pal Dardai.

Bedient: Hertha-Coach Pal Dardai.

(Foto: imago/Matthias Koch)

Vorm Pokal-Halbfinale steht Dortmund am Scheideweg, nach der BVB-Gala ist es Hertha BSC. Der geplatzte Heimfinal-Traum könnte ein Trauma einleiten, das der Hertha die Saison ruiniert. Beim Trainer liegen die Nerven blank.

Nicht einmal in der Hauptstadt denken sie, dass sie eine Spitzenmannschaft haben. Wo soll die auch so plötzlich herkommen? In der vergangenen Saison hatte sich die Hertha erst kurz vor Schluss vor dem Abstieg aus der Fußball-Bundesliga gerettet, war am Ende punktgleich mit dem Hamburger SV, der mal wieder in die Relegation musste. Sie wissen in Berlin, wo sie herkommen. So hatte Manager Michael Preetz der "Süddeutschen Zeitung" gesagt: "Dass wir aktuell Vierter sind, ist nicht nur Ausdruck davon, dass wir eine überragende Saison spielen, sondern auch, dass andere Klubs unter ihren Möglichkeiten bleiben."

Hertha BSC - Bor. Dortmund 0:3 (0:1) 

Tore: 0:1 Castro (20.), 0:2 Reus (75.), 0:3 Mkhitaryan (83.) 
Berlin: Jarstein - Weiser, Niklas Stark, Brooks, Plattenhardt - Skjelbred, Lustenberger - Kalou, Hegeler (62. Baumjohann), Haraguchi (65. Schieber) - Ibisevic. 
Dortmund: Bürki - Piszczek, Hummels, Bender - Weigl, Castro (77. Gündogan) - Mkhitaryan, Schmelzer (84. Durm) - Kagawa, Reus - Ramos.
Schiedsrichter: Deniz Aytekin 
Zuschauer: 76.233 (ausverkauft) 

 

Er hat das gesagt, bevor die Berliner an diesem Mittwochabend vor 76.233 Zuschauer im ausverkauften Olympiastadion ihr Halbfinale um den DFB-Pokal mit 0:3 verloren und gegen die zweitbeste Mannschaft der Republik chancenlos waren. Endspieltauglich war allein das Berliner Publikum, das nach dem zweiten Dortmunder Tor großartig reagierte und einfach weiter sang, klatschte und hüpfte.

Denn die Zuschauer wussten spätestens zu diesem Zeitpunkt, dass es mit dem großen Traum vom Pokalfinale im eigenen Stadion wieder nichts wird. Sie hatten es selbst gesehen, weil die Dortmunder es ihnen gezeigt hatten: Die Lücke, die sich hinter dem FC Bayern als Branchenprimus und dem BVB als seinem Herausforderer auftut, ist enorm. Nicht umsonst stehen die Topteams 20 und mehr Punkte vor dem Rest.

"Ich nehme gerne Unterricht"

Aber das ist nicht das Problem der Berliner. Sie befürchten, dass ihnen am Ende einer sehr guten Saison im Endspurt die Luft ausgeht, dass auf den geplatzten Pokal-Traum das Trauma folgt. Trainer Dardai klagte nach der klaren Niederlage gegen Dortmund: "Wir spielen am Limit, die Jungs sind müde." Und er reagiert zunehmend gereizt auf Kritik an seiner Mannschaft.

So redete sich der Mann, der die Hertha binnen eines Jahres von einem Abstiegsplatz in die Spitzengruppe geführt hatte, wenige Minuten nach dem Abpfiff im Interview mit dem Bezahlsender Sky in Rage. Im Kern ging es darum, dass Reporter Thomas Wagner danach fragte, warum die Hertha so mutlos gespielt habe. Eine Eindruck, den der Reporter durchaus nicht exklusiv hatte.

"Wir haben gut gekämpft"

Dardai aber entgegnete gereizt: "Ja, aber wie sollen wir das machen? Sie müssen mir das erklären und dann mache ich gerne mit." Schließlich sei es so gewesen: "Wir haben gut gekämpft, wir haben alles gegeben. Das nötige Glück hat in der ersten Halbzeit gefehlt. Aber sie müssen nicht alles kaputtreden!"

Genau darum geht es Dardai, er will seine Spieler schützen, um das gemeinsame Werk zu retten. Schon zu Beginn des Jahres hatte er einen Wunsch an die Journalisten: "Bitte schreibt nach der guten Hinrunde nicht, dass die Rückrunde schlecht werden kann." Nun, es läuft aber einfach nicht mehr so. In der Rückrundentabelle rangiert die Hertha nur auf Platz zehn. Vor der Pleite gegen den BVB gab's in der Liga ein 1:2 bei der TSG Hoffenheim, ein 2:2 gegen den abgeschlagenen Tabellenletzten aus Hannover und davor ein 0:5 in Mönchengladbach.

Angst vor dem Absturz

Dabei war es bisher so: Immer, wenn die Hertha nur unentschieden spielte oder verlor, patzte auch die Konkurrenz. Seit dem 4:0 in Darmstadt am 16. Spieltag thronte die Hertha auf Platz drei der Tabelle, nur in der 21. Runde zog Bayer 04 Leverkusen mal für kurz vorbei. Nun aber stehen die Leverkusener seit vergangener Woche wieder vor der Hertha, an diesem Samstag nun kommt der FC Bayern ins Olympiastadion. Selbst wenn die Münchner, die am kommenden Mittwoch ihr erstes Halbfinale in der Champions League bei Atlético Madrid bestreiten, einige Spieler schonen, dürfte für die Berliner in dieser Partie wenig bis nichts herausspringen. Am drittletzten Spieltag geht es nach Leverkusen, es folgen die Partien gegen Darmstadt und zu guter Letzt in Mainz.

Sagen wir es so: Einfach sieht anders aus. Dennoch sind die Chancen der Berliner, in der kommenden Saison im Europapokal zu spielen, so schlecht nun auch wieder nicht. Momentan stehen sie auf einem Platz, der zur Teilnahme an der Qualifikation zur Champions League berechtigt. Das könnt eng werden. Um aber auch die Europaliga zu verpassen, müsste die Hertha um vier Plätze auf Rang acht abstürzen. Dort steht derzeit der VfL Wolfsburg - mit zehn Punkten weniger auf dem Konto.

Dardais Interview mit Sky endete dann übrigens so, dass der Trainer den Reporter anblaffte: "Haben Sie ein bisschen mehr Respekt. Bitteschön: bessere Frage stellen! Sonst brauchen wir nicht zu diskutieren." Und: "Wenn Sie eine bessere Idee haben, nehme ich gerne Unterricht von Ihnen." Auch Dardai weiß: Seine Hertha ist noch lange keine Spitzenmannschaft.

Quelle: ntv.de

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