FC Bayern? "Können wir schlagen" Dominanter BVB watscht die Hertha ab
21.04.2016, 01:54 UhrWährend die Dortmunder Borussia ins Endspiel des DFB-Pokals spaziert und gleich mal einen schönen Gruß nach München schickt, schaut die Berliner Hertha nur zu. Und es ist wie stets: Die Party steigt ohne sie.
Tore: 0:1 Castro (20.), 0:2 Reus (75.), 0:3 Mkhitaryan (83.)
Berlin: Jarstein - Weiser, Niklas Stark, Brooks, Plattenhardt - Skjelbred, Lustenberger - Kalou, Hegeler (62. Baumjohann), Haraguchi (65. Schieber) - Ibisevic.
Dortmund: Bürki - Piszczek, Hummels, Bender - Weigl, Castro (77. Gündogan) - Mkhitaryan, Schmelzer (84. Durm) - Kagawa, Reus - Ramos.
Schiedsrichter: Deniz Aytekin
Zuschauer: 76.233 (ausverkauft)
Sie nennen es Traumfinale - und nun ist es perfekt. Im Endspiel des DFB-Pokals messen sich in Berlin der FC Bayern München und Borussia Dortmund. Die Münchner hatten am Dienstag mit 2:0 gegen Werder Bremen gewonnen, an diesem Mittwochabend nun zog der BVB nach. Mit 3:0 (1:0) nach Toren von Gonzalo Castro nach 20 Minuten, Marco Reus (75.) und Henrikh Mkhitaryan (83.) siegten die Dortmunder unbestritten verdient in ihrem Halbfinale bei der Hertha - vor 76.233 Zuschauern im ausverkauften Olympiastadion, also just dort, wo auch am 21. Mai das Endspiel stattfindet. Thomas Tuchel, der vergnügt grinsende Trainer des BVB, der sich "über eine sehr dominante Leistung meiner Mannschaft" freute, kündigte gleich an: "Wir werden uns darauf vorbereiten, dass in diesem Finale alles möglich ist. Das bedeutet, dass wir uns darauf vorbereiten, dass wir sie schlagen können."
Wobei: Ein Traumfinale ist es eben nur für den BVB und die Münchner. Na gut, und für alle, die noch einmal sehen wollen, wie sich der beste Bundesligazweite der Geschichte gegen den Branchenprimus und Abonnementmeister in der dritten Saisonauflage schlägt. In der Liga hatten die Münchner den BVB am achten Spieltag mit 5:1 deklassiert, Anfang März in Dortmund gab es dann ein 0:0. Dennoch: Im Endspiel treffen sich nun eine Woche nach dem letzten Bundesligaspieltag die beiden überragenden deutschen Fußballmannschaften zum nationalen Saisonausklang. Für die Herthaner hingegen ist ein Traum geplatzt. "Das muss man jetzt einfach so akzeptieren", sagte Berlins Trainer Pal Dardai, der bemüht war, der berechtigten Enttäuschung über die Chancenlosigkeit seiner Mannschaft nicht zu viel Raum zu geben. "Man darf jetzt auch nicht alles kaputtreden." Für die Hertha gehe es nun darum, in den letzten vier Spielen dieser Bundesligasaison dafür zu sorgen, sich am Ende die Teilnahme an der Europaliga zu sichern, im allerbesten Fall sogar an der Champions League. "Wir müssen jetzt nach vorne schauen."
Ein Problem beim avisierten Endspurt ist: "Wir spielen am Limit, die Jungs sind müde." Und das andere dürfte sein, dass am Samstag (ab 15:30 Uhr im Liveticker bei ntv.de) der FC Bayern nach Berlin kommt. Und was den Pokal betrifft, bleibt alles so, wie es Manager Michael Preetz im Gespräch dem Berliner "Tagesspiegel" vor diesem Halbfinale gesagt hatte: "Wir hören seit 100 Jahren überall: Wir fahren nach Berlin! Und jedes Mal denken wir: Wir sind doch schon da." Das ist richtig, allein: Die Party steigt wieder ohne sie. Seit 1985, also seit fast 100 Jahren, findet das Finale jedes Jahr in Berlin statt, seither durfte die Hertha nicht ein einziges Mal mitspielen. Nur die Amateure schafften das 1993 - und verloren mit 0:1 gegen Leverkusen. Dass den legendären Hertha-Bubis das gelang, was den Profis nun weiter verwehrt blieb, macht die Sache nur noch bitterer. Und dabei waren die Berliner in ihrem ersten Halbfinale seit 1981 so nahe dran. Gemessen an der Größe der Chance traten sie allerdings erschreckend mutlos auf.
Die Berliner schauen nur zu
Der Auftakt vor dem Anpfiff war durchaus stimmungsvoll, das Licht im Stadion wurde gedimmt, die Aufstellungen verlesen, es blinkte in Blau und eine feine Choreographie der treusten Herthaner in der Ostkurve gab’s auch. Kurzum: Es war angerichtet. Das war’s dann allerdings auch von Seiten der Berliner, zumindest von denen auf dem bemerkenswert gepflegten, weil jüngst frisch verlegten Rasen. Während die Zuschauer weiter wacker ihre auf jedem Sitz bereitgelegten blau-weißen Fähnchen schwenkten, schnappte sich der Favorit aus Dortmund den Ball - und gab ihn kaum wieder her. Knapp 75 Prozent Besitz standen in der ersten Halbzeit zu Buche, während die Herthaner damit beschäftigt waren, ihm und dem Gegner hinterherzulaufen. In der 20. Minute kam es, wie es kommen musste: Der BVB ging in Führung. Castro war’s, belohnte sich und seine Kollegen mit einem schönen Schlenzer aus 18 Metern für ein konsequentes Geduldsspiel, bei dem alle Berliner nur Zuschauer waren. Und Castro wunderte sich hinterher: "Wir hatten uns Hertha aggressiver vorgestellt."
Drei Sekunden vor dem Halbzeitpfiff gab’s dann allerdings tatsächlich doch noch die erste Chance für die Gastgeber. Doch Mittelfeldspieler Jens Hegeler schoss den Ball nach einer Flanke von Mitchell Weiser aus sechs Metern direkt auf Dortmunds Torhüter Roman Bürki, der, selbst wenn er gewollt hätte, nicht mehr hätte ausweichen können. So verkürzten die Berliner immerhin in der Wertung der Torschüsse auf 1:10 - Respekt. Zur Pause lagen die Gäste also völlig verdient vorne, und wenig bis nichts sprach dafür, dass sich daran in der zweiten Halbzeit etwas ändern sollte. Und das tat es auch nicht. Die Frage war: Hatte Dardais Mannschaft noch irgendetwas zuzusetzen? Es ging es doch um ihren Traum vom Finale im eigenen Stadion. Sagen wir es so: Viel kam da nicht mehr. War’s der - zu großen Teilen auch selbst erzeugte - Druck? Oder waren die Dortmunder einfach besser? Für diese These spricht, dass Tuchels Team nicht nur als Zweiter der Bundesliga 22 Punkte mehr auf dem Konto hat als die Hertha, die immerhin auf Rang vier steht. Sondern auch, dass die Dortmunder an diesem Abend sichtlich gewillt waren, sich die Chance aufs Traumfinale nicht entgehen zu lassen. Hochkonzentriert kontrollierten sie das Geschehen. Für einen ordentlichen Fußballabend war einfach eine gute Mannschaft zu wenig auf dem Platz.
Und nach 75 Minuten, also gerade, als sich die Berliner zu so etwas wie einer Sturm-und-Drang-Phase aufgerafft hatten, war es der bis dahin eher unauffällige Reus, der nach einem Konter und einer feinen Vorlage von Shinji Kagawa mit einem ebenso trockenen wie flachen Schuss aus sieben Metern das 2:0 für den BVB erzielte und für die Entscheidung sorgte. Eingeleitet hatte diesen nahezu perfekten Gegenstoß Adrian Ramos, nachdem Berlins John Anthony Brooks ausgerutscht war und den Ball verloren hatte. Und hätte der eine Minute zuvor eingewechselte Ilkay Gündogan aus 23 Metern den Ball nicht krachend an den rechten Außenpfosten, sondern ins Tor hinein geschossen (78.), hätte es schon eher 3:0 gestanden. Doch das besorgte dann Mkhitaryan sieben Minuten vor dem Ende dieser arg einseitigen Partie. Wieder hatten sich die Dortmunder den Ball im Mittelfeld erobert, und letztlich war es Reus, der auf der linken Seite den Herthaner Niklas Stark austanzte und dann dem Torschützen den Ball servierte. Da blieb den derart abgewatschten Berlinern am Ende nur, dem Gewinner artig zu gratulieren. "Das war in hochverdienter Sieg", sagte Dardai. "Am Schluss muss man sagen, dass die Dortmunder zu schnell für uns waren. Man hat gespürt, dass noch etwas fehlte. Ich wünsche ihnen viel Schönes für das Finale."
Quelle: ntv.de