Boulevard bitte ohne Bellingham BVB watscht Zwayers Angebot deutlich ab
07.12.2021, 20:53 Uhr
Zwayer wurde 2005 wegen seiner Beteiligung am Hoyzer-Skandal gesperrt, das Urteil aber erst 2014 öffentlich.
(Foto: imago images/Norbert Schmidt)
Er habe als junger Mann einen Fehler gemacht, sagt Schiedsrichter Felix Zwayer. Dass BVB-Profi Jude Bellingham ihn deshalb attackiert, hält er jedoch für unangebracht. Eine Anzeige möchte Zwayer, dessen Sperre der DFB jahrelang geheim gehalten hatte, aber nicht stellen.
Für Schiedsrichter Felix Zwayer ist die Verbal-Attacke durch Fußball-Profi Jude Bellingham noch nicht abgehakt - rechtliche Schritte plant der Berliner Referee allerdings nicht. "Ich möchte das am liebsten in einem persönlichen Gespräch mit Jude Bellingham klären und habe gegenüber Borussia Dortmund ein solches angeboten", sagte Zwayer der "Bild"-Zeitung.
Noch am Abend lehnte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke dies aber ab - mit Verweis auf Zwayers Interview. "Wenn Herr Zwayer mir und Michael Zorc (BVB-Sportdirektor, d.Red.) heute ein Schreiben schickt und ein Gespräch anregt, kann man darüber diskutieren", sagte Watzke bei Amazon Prime: "Wenn ich aber eine Stunde später das Gleiche schon in den Medien lese, mit Originalzitaten, muss ich ganz ehrlich sagen: Ich führe keine vertraulichen Gespräche mit irgendjemandem, wo ich es eine Stunde später schon irgendwo im Boulevard stehen habe. So geht das nicht. Ich sehe da keine große Realisationschance."
Zwayer hatte betont, er wolle für Bellingham keine weitere "Bestrafung" erwirken, es gehe "um die Einsicht, dass er zu weit gegangen ist. Eine aufrichtige Entschuldigung würde ich annehmen." Zuvor hatte das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) sein Urteil gesprochen, Bellingham wurde wegen unsportlichen Verhaltens mit einer Geldstrafe in Höhe von 40.000 Euro belegt.
Bellingham verweist auf 2004
Der 18-Jährige hatte Zwayer nach dem Topspiel zwischen dem BVB und Bayern München (2:3) hart angegangen. "Man gibt einem Schiedsrichter, der schon mal Spiele verschoben hat, das größte Spiel in Deutschland. Was erwartest du?", sagte Bellingham nach Abpfiff. Der Engländer bezog sich auf Vorkommnisse, die 17 Jahre zurückliegen. 2004 hatte Zwayer den Akten zufolge als Assistent Geld vom Drahtzieher Robert Hoyzer angenommen. Später deckte er den Skandal mit auf, eine Manipulation wurde ihm trotz Sperre nie nachgewiesen.
Die unterstrich nun auch Zwayer: "Ich habe als junger Mann den Fehler gemacht, nicht sofort, sondern erst nach zu langer Überlegung einen Vorfall anzuzeigen. Das war falsch und ich bin dafür bestraft worden. Damit muss es dann aber auch gut sein."
"Wer einmal Geld angenommen hat..."
Zur Geschichte gehört allerdings auch, dass der DFB das Urteil gegen Zwayer neun Jahre lang nicht veröffentlichte und den Schiedsrichter stattdessen intensiv förderte, dessen Verhalten er zuvor als "grob sportwidrig" eingestuft hatte und "die ihm bekannten Spielmanipulationen des Robert Hoyzer über einen längeren Zeitraum" nicht meldete. Zwayer akzeptierte das Urteil damals, die Staatsanwaltschaft stellte das Strafverfahren gegen Zahlung einer Geldstrafe ein, allerdings "mit nicht unerheblichen Bedenken", wie die "Zeit" berichtete.
Manuel Gräfe, der im Sommer seine Karriere als Bundesliga-Schiedsrichter unfreiwillig aufgrund der Altersregel beenden musste, war ebenfalls an der Aufdeckung der Hoyzer-Manipulationen beteiligt. Er gilt seit langsam als einer der schärfsten Kritiker Zwayers und dessen Aufstieg in die höchste Unparteiischen-Kategorie des DFB. Erst vor wenigen Monaten hatte er seinen Standpunkt deutlich gemacht: "Wer einmal Geld angenommen und Hoyzers Manipulation ein halbes Jahr verschwiegen hat, sollte keinen Profifußball pfeifen."
Trotzdem empfindet Zwayer Bellinghams Kommentar als "persönlich, verunglimpfend und respektlos", dieser habe "beleidigenden und verleumderischen Charakter" und dürfe "so nicht stehenbleiben". Auch die "Strahlkraft" auf den Amateurbereich sei zu bedenken. "Ich sorge mich um die Verrohung im Umgang mit allen Schiedsrichtern - auch mir - abseits des Platzes, vor allem auch in den sozialen Medien", sagte Zwayer: "Ich frage mich persönlich, wo Respekt und Fair Play bleiben."
Quelle: ntv.de, tsi/sid