DFB-Nominierung für Alidou Beim HSV gibts wieder neue Hoffnung
06.11.2021, 15:15 Uhr
Tempodribbler Faride Alidou überraschte in den vergangenen Partien die HSV-Fans mit unbekümmertem Spielwitz.
(Foto: imago images/Michael Schwarz)
Er ist die Hoffnung des einst großen HSV, endlich wieder Bundesligaluft zu schnuppern. Seit drei Wochen hat Faride Alidou beim gefallenen Dino einen Höhenflug. Wird auch er sich die Flügel verbrennen oder wird er fliegen?
Vier Spiele. Mehr nicht. Die haben Faride Alidou gelangt, um als der große Hoffnungsträger zu gelten. Faride Alidou? Noch nie gehört? Der Blick lohnt. Der richtet sich dahin, wo seit Jahren immer wieder das Chaos regiert, die Uhr nun schon seit einigen Jahren in der zweiten Liga tickt, zum in der zweiten Liga gestrandeten Bundesliga-Urgestein Hamburger SV also. Startelf-Debüt erst am elften Spieltag. Beim Sieg in Paderborn. Gleich mit Torbeteiligung und "Kicker"-Note zwei. Nicht verkehrt.
Dabei ist der Profi-Start wenig verheißungsvoll. Erste Chance beim Unentschieden gegen Fortuna Düsseldorf. Eingewechselt in einem Spiel gegen einen Gegner in Unterzahl und einem 1:0 im Rücken. Aber: Unentschieden. Und der 20-Jährige, der in der vergangenen Saison in der Regionalliga Nord für Furore sorgte, wirkt gehemmt, kann seine Läufe nicht anbringen. Es ist eine andere Liga.
Trainer Tim Walter gefällt trotzdem, was er sieht: "Er hat gezeigt, dass er ein guter Eins-gegen-eins-Spieler ist. Dass er das Tempo hat, technisch sauber ist. Er versprüht einfach Spaß." Und deshalb darf er gegen das Zweitliga-Spitzenteam von der Pader in der Startelf ran - und zahlt das Vertrauen zurück. Nach fünf Minuten leitet er das 1:0 durch Moritz Heyer mit einem Pfostentreffer ein und spielt sich frei mit jugendlicher Unbekümmertheit und Tempodribblings. Bis die Kräfte nicht mehr reichen. In Halbzeit zwei. Vorher noch vergibt er eine Chance auf seinen ersten Profitreffer. Freistehend. Aber Hamburg gewinnt dank Joker Thomas Doyle, nach drei Unentschieden in Folge. Alidou ist in aller Munde. HSV-Sportvorstand Jonas Boldt nennt sein Debüt "gut", nicht "super", da fehlt das Tor. Und überhaupt: Talente und Hamburg. Nicht erst seit Ikarus Jann-Fiete Arp ein Problem. Dass der Flug zur Sonne mit Verbrennungen enden kann, weiß auch Walter: "Wir müssen schauen, dass der Junge nicht so in den Himmel gehoben wird."
Das mit dem Lob, mit dem Hype, das erledigen aber ohnehin andere: Die, die einen Heilsbringer brauchen. Die, die den Hamburger SV weiter verfolgen und die in Alidou einen potenziellen Publikumsliebling ausgemacht haben. In Abwesenheit einer Gegenwart, braucht es Versprechen auf die Zukunft. Und dieses Versprechen ist Alidou. Sie feiern ihn in Paderborn, wo sie seinen Namen skandieren und sie feiern ihn in den sozialen Medien, wo sie ihn zum Spieler des Spiels wählen. Die Welle trägt ihn auch im nächsten Spiel. Im Pokal gegen Nürnberg, einem Sieg im Elfmeterschießen, wird er eingewechselt und sorgt für Entlassung, für neuen Schwung, für den Weg aus der Verlängerung.
Alidou ist angekommen. Auch gegen Kiel in der vergangenen Woche. Ein Tor fehlt noch, aber sein Name macht die Runde. Nicht mehr bei Drittligisten, denen er vor der Saison als Leihspieler angeboten worden sein soll, sondern in den Notizbüchern der DFB-Trainer und vielleicht sogar anderer Vereine. Wer weiß. Im nächsten Sommer läuft sein Vertrag aus. Boldt hofft, dass sich dieses Wortbild nicht auf den Rasen überträgt: "Wichtig ist, dass er auf dem Platz nicht nur ausläuft, sondern da Gas gibt und dann werden wir über andere Dinge auch bei Zeiten reden können." Die Scouts werden jedenfalls genau hinschauen und Gelegenheit dazu bietet sich nun auch im Dress der Nationalmannschaft. U20-Trainer Christian Wörns hat ihn eingeladen. Es geht gegen Frankreich und Portugal. Die Zukunft hat gerade erst begonnen.
Quelle: ntv.de, nfi