Fußball

Spannung vor DFB-Urteil zu Relegationsskandal Bekommt Hertha noch eine Chance?

Fußballfans stürmen kurz vor Ende der Begegnung das Spielfeld der Esprit-Arena.

Fußballfans stürmen kurz vor Ende der Begegnung das Spielfeld der Esprit-Arena.

(Foto: dpa)

Mit bangen Blicken schauen Profis, Verantwortliche und Fans von Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC nach Frankfurt. Experten glauben nicht, dass es zu einem von den Berlinern angestrebten Wiederholungsspiel kommen wird. Das mit Spannung erwartete Urteil des DFB-Sportgerichts könnte jedoch nur der Anfang einer zermürbenden Nachspielzeit am Grünen Tisch sein.

Sieht nicht sonderlich zuversichtlich aus: Michael Preetz, Manager von Hertha BSC Berlin.

Sieht nicht sonderlich zuversichtlich aus: Michael Preetz, Manager von Hertha BSC Berlin.

(Foto: dpa)

In Frankfurt am Main verkündet das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes um 15 Uhr das mit Spannung erwartete Urteil zum Düsseldorfer Skandalspiel. Die Berliner hatten nach dem 2:2 (1:1) im Relegations-Rückspiel in Düsseldorf Protest eingelegt und wollen eine Wiederholung erzwingen. Fortuna pocht darauf, dass die Partie ordnungsgemäß beendet wurde.

Die hektische Partie war von Schiedsrichter Wolfgang Stark in der Nachspielzeit für 21 Minuten unterbrochen worden, nachdem etwa 1500 Düsseldorfer Fans kurz vor dem Abpfiff auf den Rasen gestürmt waren. Das DFB-Sportgericht hatte sich am Freitag nach seiner ersten sechseinhalbstündigen Verhandlung auf den heutigen Montag vertagt. Experten gingen danach davon aus, dass es nicht zu dem von den Berlinern angestrebten Wiederholungsspiel kommen wird.

Für den Sportrechtler Siegfried Fröhlich hat der Protest wenig Aussicht auf Erfolg. Er hält es für einen Fehler, dass die Hertha-Spieler nach dem Spielabbruch auf den Platz zurückgekehrt sind und das Spiel noch zu Ende gespielt haben. Die Chancen auf ein Wiederholungsspiel oder eine nachträgliche Wertung der Begegnung wären höher, wenn der Verein die Fortsetzung verweigert hätte. In diesem Fall hätte ein Sportgericht über die Ursache des Abbruchs verhandeln müssen. "Grundsätzlich verliert dann die Mannschaft, deren Fans für den Abbruch sorgen", sagte der Jurist im Gespräch mit n-tv.de. Wäre das Gericht zu dem Ergebnis gekommen, dass die Sicherheit der Spieler gefährdet und eine Fortsetzung des Spiels nicht zumutbar gewesen ist, "hätte man das Spiel 2:0 für Hertha werten müssen". Fröhlich geht davon aus, dass der Abstieg der Berliner in die zweite Fußball-Bundesliga besiegelt ist.

Gut zwei Wochen nach dem Ende der regulären Punktspiel-Saison geht die Angst vor einem Prozess-Marathon um. Beide Seiten haben theoretisch die Möglichkeit, in zweiter Instanz das DFB-Bundesgericht anzurufen. Danach könnte das DFB-Schiedsgericht folgen. Selbst der Internationale Sportgerichtshof CAS könnte als letzte sportrechtliche Instanz noch eine Rolle in der Auseinandersetzung spielen.

Fortuna bittet die eigenen Fans zur Kasse

Dass das Urteil eine immense Tragweite in puncto Fankultur haben wird, weiß auch Hertha-Anwalt Christoph Schickhardt. "Es sollte davon ein Signal ausgehen, bevor es irgendwann Tote gibt. Es geht darum, den Spielbetrieb vor Verrohung, Anarchie und Gewalt zu sichern. Vielleicht ist das die letzte Chance", sagte Schickhardt. In seinem flammenden Plädoyer hatte er wegen der chaotischen Umstände "mit historischen Maßstäben" ein Wiederholungsspiel gefordert: "Dazu bedarf es keines Blutvergießens." Allerdings empfahl der DFB-Kontrollausschuss dem Sportgericht, den Hertha-Protest abzuschmettern. Wohl auch, weil der als wichtigster Zeuge geladene Stark unmissverständlich klargemacht hatte, dass er nach der Spielunterbrechung "ohne Druck der Polizei" wieder angepfiffen habe.

Schiedsrichter Stark war von Hertha-Profis nach der Partie tätlich angegriffen worden. Hertha hatte einen Tag nach der Verhandlung um Entschuldigung für das Fehlverhalten einiger Profis gebeten. "Insbesondere auch bei den Schiedsrichtern. Trotz der enormen Anspannung und Belastung für unsere Spieler kann Hertha BSC solche Verfehlungen nicht akzeptieren", teilte der Hauptstadtklub mit. Stark hat Kobiaschwili inzwischen wegen Körperverletzung angezeigt. Verfahren sind auch gegen die Hertha-Profis Thomas Kraft, Christian Lell und Andre Mijatovic wegen Beleidigung des Referees sowie den Düsseldorfer Andreas Lambertz wegen Nutzung von Pyrotechnik nach dem Abpfiff anhängig.

Fortuna Düsseldorf will sich die zu erwartende Geldstrafe für den verfrühten von den beteiligten Fans zurückholen. "Wir werden das unter denen aufteilen, die wir ausfindig machen können", sagte Finanzvorstand Paul Jäger dem "Express" und rief zugleich zu Spenden auf: "Alle anderen können anonym in einen Pool einzahlen. Dann ist es für den Rest nicht ganz so teuer", sagte Jäger.

In der Hoffnung auf eine Wiederholung haben die Fußballprofis von Hertha BSC unter Leitung von Coach Otto Rehhagel ihr Trainingsprogramm fortgesetzt. Nach einer Reihe von sportärztlichen Untersuchungen wird die Mannschaft am Dienstag erneut trainieren. Dann allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Die Düsseldorfer sagten nach der ausgefallenen Aufstiegsfeier am Samstag auch ihre viertägige Mallorca-Reise ab und nahmen das Training wieder auf. Das Trainingsgelände war total abgeschottet, das gesamte Areal um die Esprit-Arena hermetisch abgeriegelt.

Quelle: ntv.de, cro/dpa/Sid

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