WM-Countdown (81) "Best Never Rest" ist doppelt dumm
25.03.2018, 10:00 Uhr
Toni Kroos' Ruhe am Ball steht als spielerische Weltklasse im Kontrast zur propagierten Rastlosigkeit.
(Foto: Daimler AG)
Sponsor Mercedes-Benz und der DFB haben sich einen neuen Slogan für die Fußball-Nationalmannschaft ausgedacht: "Best Never Rest." Und feiert damit genau die Arbeitsbelastung, die schon Per Mertesacker krank machte.
Sonntag. Zeit für ein paar Worte über Dummheit und Grammatik.
Dummheit ist, wenn man nach allem, was Per Mertesacker über Burnout und Leistungsdruck gesagt hat, immer noch glaubt, "Best Never Rest" sei ein geeigneter Slogan, um ihn der deutschen Fußball-Nationalmannschaft mit auf den Weg zur WM zu geben. (Nicht ganz so dumm wie das, was Lothar Matthäus zu Mertesacker einfiel, aber gut, wer schafft das schon.)
Ich kann mir das nur so erklären, dass die Marketingmenschen bei Mercedes-Benz die Kampagne fertig hatten, dann kam das Mertesacker-Interview, und dann ließ sich das so schnell alles nicht mehr ändern. Nicht, dass der Claim nicht auch vorher schon gefährlich dumm gewesen wäre. Diesen Mythos eines Übermenschen zu zelebrieren, der sich keine Ruhepausen gönnt, ist genau so schlimm, wie wenn sich irgendwelche Karrieristen mit ihren 70-Stunden-Wochen brüsten.
Man präsentiert etwas als erstrebenswert, das in Wirklichkeit gefährlich ist und krank macht - der Zusammenhang zwischen permanenter Überbelastung und Depressionen ist bekannt und belegt. Anders gesagt: Mercedes und die Fußball-Nationalmannschaft stellen sich auf eine Stufe mit Kate Moss und ihrem "Nothing tastes as good as skinny feels"-Spruch.
Wer Kritik an diesem Slogan twittert, bekommt manchmal sogar eine Antwort vom Mercedes-Fußball-Account. Der verweist dann auf ein Interview mit dem DFB-Mannschaftspsychologen, in dem der erklärt, dass mit "never rest", niemals ausruhen, natürlich auch gemeint ist, dass man sich mal ausruht. Krieg ist Frieden. Freiheit ist Sklaverei. Schon klar. Der Mercedes-Tweet hat auch einen Like bekommen - von einem Mitarbeiter von Jung von Matt, der Werbeagentur hinter der Kampagne.
Von der großen Dummheit zur kleinen - der, die keine Leben gefährdet, sondern nur das Sprachgefühl verletzt. Denn die "Best Never Rest"-Texter haben nicht nur inhaltlich, sondern auch grammatisch daneben gegriffen. Wenn das Englisch sein soll (wovon ich ausgehe), und wenn dieses Englisch "die Besten ruhen nie" bedeuten soll (wovon ich auch ausgehe), dann fehlt da etwas ganz Entscheidendes: das "the" am Anfang.
Man kann das im Oxford Dictionary nachschlagen oder man erinnert sich einfach an Tina Turner. Man kann auch den Englisch-Muttersprachler seines Vertrauens fragen. Nichts davon scheinen die Kampagnenmacher getan zu haben, und das Ergebnis ist durchaus amüsant: Sie haben, indem sie ihn verbockt haben, ihrem Slogan nämlich einen authentisch russischen Touch gegeben.
Denn so, wie wir Deutschen uns beim Englischlernen mit dem "th" schwer tun, haben russische Englischlerner mit dem Artikel zu kämpfen. Der, die, das; einer, eine, ein - das gibt es alles im Russischen nicht, und darum fehlt es auch oft, wenn Russen eine Sprache wie Deutsch oder Englisch sprechen. Das erklärt auch diesen typischen Filmjargon, in dem russische Kinoschurken gerne sprechen: "Ich habe Waffe, Sie haben keine - also geben Sie mir Code für Tresor."
"Best never rest" klingt wie die ungelenke Formulierung eines russischen Englischschülers im ersten Lernjahr. Und darum schenke ich uns allen jetzt einen Ohrwurm: Möge, wann immer dieser doppeltdumme Hashtag uns in den nächsten Wochen begegnet, er in unseren Köpfen von einer Stimme mit schwerem russischen Akzent gesprochen werden. Dann ist er wenigstens für etwas gut: zur Erheiterung. Einfach einmal hier anhören, und ich bin mir sicher: Ab sofort klingt der Satz im Kopf nie wieder anders.
Quelle: ntv.de