Fußball

So läuft der 21. Bundesliga-Spieltag Borowka motzt, sein "Werder-Herz blutet"

"Mit Euch wäre ich den Weg wirklich gerne gegangen": Felix Magath und die Fans des Hamburger SV. Hier ein Bild aus dem Jahr 1979.

"Mit Euch wäre ich den Weg wirklich gerne gegangen": Felix Magath und die Fans des Hamburger SV. Hier ein Bild aus dem Jahr 1979.

(Foto: imago sportfotodienst)

Felix Magath schmollt und sagt dem HSV ab, Uwe Seeler hat große Sorgen und Stuttgarts Trainer Thomas Schneider ein Vorbild. Leider nicht Christian Streich, der den Bayern in der Fußball-Bundesliga den Kampf ansagt.

Wie hoch gewinnen die Bayern?

Die Konkurrenz, das muss man ganz nüchtern feststellen, h at angesichts der Münchner Übermacht in der Fußball-Bundesliga die weiße Flagge gehisst. Das äußert sich schon länger in dem Umstand, dass der FC Bayern seine Partien mit dem Status der Unberührbarkeit bestreiten darf und inzwischen 45 Spiele ohne Niederlage angesammelt hat. Gegenwehr? Fehlanzeige. Setzte diese devote Unterwerfung über die vermeintlich zementierten Kräfteverhältnisse zunächst erst mit dem Anpfiff ein, gibt es inzwischen eine Akzentverschiebung: dank Armin Veh. Der Eintracht-Coach hat vor zwei Wochen schon vorab kapituliert, seine besten Spieler gegen die Münchner demonstrativ geschont, eine 0:5-Klatsche hingenommen - und eine Woche später, mit allen Stars an Bord, einen überzeugenden Heimsieg gegen Eintracht Braunschweig gefeiert. Seitdem diskutiert die Liga darüber: Darf man das? Die Forsa hat die Diskussion ins Volk getragen, das ja angeblich aus 80 Millionen Fußball-Bundestrainern besteht. Die Frage war: Ist das Schonen der besten Spieler bei Spielen gegen den FC Bayern in Ordnung? Die eindeutige Antwort lautet: Jein. Was uns das sagt? Dass wir Ihnen an dieser Stelle eigentlich die Reservespieler des SC Freiburg vorstellen müssten, damit sie sich am Samstag an diesem 21. Spieltag ab 15.30 Uhr nicht fragen müssen: Hä, wer ist das denn? Das Wunderbare aber ist, dass der Abstiegskandidat vom wunderbaren Christian Streich trainiert wird. Und der hat vor dem Gastspiel in München angekündigt: "Die Bayern sollen Spaß haben. Und den hat man ja nur, wenn man einen richtigen Gegner hat." Sein Vorsatz: "Wir wollen Fußball spielen." Danke!

Wie spanisch sind die Verhältnisse?

Das hat alles keinen Zweck mehr. Während in der spanischen Primera Divison mit dem FC Barcelona, Real und Atletico Madrid drei Mannschaften punktgleich an der Spitze stehen, mithin also der Titelkampf so spannend ist wie seit Jahrzehnten nicht mehr, ziehen die Bayern einsam und nahezu ungestört ihre Kreis. Deswegen erwägen wir ernsthaft, diese Rubrik ab sofort "Wie schottisch sind die Verhältnisse?" zu nennen. Vorher lassen wir aber Forsa erst einmal völlig unrepräsentativ die Redaktion von n-tv.de befragen. In der Scottish Premiership jedenfalls ist die Lage ebenfalls längst geklärt und noch langweiliger als in der Bundesliga: Celtic Glasgow führt mit 21 Punkten vor dem FC Aberdeen. Unbestätigten Gerüchten zufolge ist der ehemalige Innenminister Hans-Peter Friedrich, mittlerweile - noch - zuständig für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, seit Längerem im Besitz der Information, dass der FC Bayern Meister wird. Der ADAC soll das bestätigt haben.

Was passiert sonst noch an diesem Spieltag?

In einer Liga, in der nur eine Mannschaft ganz oben steht und es daher streng genommen keine Spitzenspiele und auch keine Verfolgerduelle mehr gibt, treffen die Pokalpleitiers aus Leverkusen auf den FC Schalke 04. Der kann für sich in Anspruch nehmen, nach dem FC Bayern die beste Rückrundenmannschaft und von Platz sieben auf Rang vier geklettert zu sein. Da kann die Partie beim Tabellenzweiten ja auch ohne Etikett spannend werden. Zumal bei den Gelsenkirchenern Nationalspieler Julian Draxler nach seinem Sehnenabrisses im linken Oberschenkel vor dem Comeback steht. Trainer Jens Keller, über den ausnahmsweise niemand diskutiert, sagt: "Für die erste Elf wird es sicherlich nicht reichen, aber ich hätte ihn gerne im Kader." Auch sonst klingen die Schalker ganz fröhlich. Nur Manager Horst Heldt gibt den Matthias Sammer und mahnt: "Wir dürfen nicht zufrieden sein."

Guter Mann: Herthas Adrian Ramos.

Guter Mann: Herthas Adrian Ramos.

(Foto: dpa)

Und sonst so? Hat sich Ulrich Borowka gemeldet und seinen Ex-Verein kritisiert, vor allem Trainer Robin Dutt und Sportchef Thomas Eichin. Weil er sich Sorgen macht. Beim SV Werder Bremen laufe derzeit alles schief. "Mit Stillstand wäre ich mittlerweile zufrieden. Aber seit Eichin und Dutt da sind, gibt es einen Rückschritt. Ich kann bei Dutt keine Handschrift oder eine Taktik erkennen. Und da bin ich nicht der Einzige. Das Beste an dieser Saison sind die 20 Punkte. Mein Werder-Herz blutet." Das will niemand, da könnten ihm die Bremer den Gefallen tun, und ihr Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach gewinnen. Ansonsten schicken sich die Augsburger an, in der Partie gegen den 1. FC Nürnberg auch das neunte Spiel in Folge nicht zu verlieren. Die Hertha trifft auf den VfL Wolfsburg. Während die Gäste just das Halbfinale im DFB-Pokal erreicht haben, sind sie in Berlin leicht genervt. Es geht um Adrian Ramos, den mit 14 Toren derzeit erfolgreichsten Torschützen der Liga. Und darum, dass Borussia Dortmund ihn angeblich sehr gerne als Nachfolger für den zum FC Bayern wechselnden Robert Lewandowski verpflichten würde. Manager Michael Preetz sagte allerdings: "Wir lesen jeden Tag von neuen Spekulationen. Es gibt keine Anfrage, keine Angebote." Ein neues Vertragsangebot liege dem 28 Jahre alten Ramos "seit Monaten" vor: "Wir wollen ihn halten, das demonstrieren wir mit dem Angebot."

Welche Mannschaft überrascht?

Gute Frage, sehr gute Frage. Wir bieten mal an: Borussia Dortmund mit einem Heimsieg? Pierre-Emerick Aubameyang mit einer ausnahmsweise unspektakulären Frisur? Eintracht-Verteidiger Carlos Zambrano und BVB-Stürmer Robert Lewandowski, indem sie vor dem Anpfiff vor 80.000 Fans in Dortmund Freundschaftsarmbänder tauschen? Unstrittig ist: Der BVB befindet sich im sportlichen Aufschwung, gegen Braunschweig, Bremen und Frankfurt gelangen drei Pflichtspielsiege in Folge. Kleiner Schönheitsfehler: Alle drei Siege wurden auswärts erkämpft, jetzt muss der BVB aber wieder daheim ran gegen Eintracht Frankfurt. Dort holte Dortmund in den letzten vier Partien nur einen Punkt und Torwart Roman Weidenfeller klagte: "Unser Stadion ist ein Selbstbedienungsladen." Dass gegen Frankfurt die Überraschung in Form eines Dortmunder Heimsiegs glückt, darauf lässt die Opferbereitschaft von Aubameyang hoffen. Im Pokal gegen Frankfurt machte sich der Gabuner vorab die Haare hübsch und sorgte für Fragezeichen bei seinem Trainer Jürgen Klopp: "Bei der Frisur, die er sich vor dem Spiel gemacht hat, habe ich mich schon gefragt: Warum?" Löblich: Für den Siegtreffer per Kopf riskierte Aubameyang das Arrangement. Im Gegensatz zu Sturmkollege Lewandowski erfreut er sich allerdings auch nicht der robust-radikalen Manndeckung von Frankfurts Innenverteidiger Zambrano, der im Ligaduell eventuell wegen einer drohenden Gelbsperre geschont wird. Zumindest in punkto Trikottausch wird Zambrano beim BVB niemand vermissen, verriet Klopp nach dem Pokalspiel. "In der Kabine lagen die getauschten Trikots gewaschen in der Mitte. Die Jungs haben sich ihre runtergenommen. Und bis zum Schluss lag das Trikot von Zambrano noch da, und keiner hat sich gemeldet, als ich gefragt habe: Wer hat das Trikot mit Zambrano getauscht?" Am Ende, so Klopp, habe es der Dolmetscher genommen.

Für welchen Trainer wird es eng?

Da kann es nur einen geben: Felix Magath. Erst bringt er sich als Retter beim Hamburger SV ins Gespräch, dann rechnet er auf Facebook beleidigt mit dem Chaosklub ab, weil nicht alle dort seinen Allmachtsansprüchen als Sportdirektor und Trainer in einer Person wie zuletzt beim VfL Wolfsburg und beim FC Schalke 04 zustimmen wollten. An die Fans schrieb Magath: "Es tut mir sehr leid Euch keine bessere Nachricht zu übermitteln. Mit Euch wäre ich den Weg wirklich gerne gegangen." Nur: Wer hat hier eigentlich wem abgesagt? Vielleicht war es ganz schlau von den Verantwortlichen des HSV, nicht blindlings an die Heilkräfte des Felix Magath zu glauben. Bleibt die Frage, wer das überhaupt noch tut? (Kleine Anmerkung: In England tun sie das. Magath trainiert ab sofort den FC Fulham.) So oder so, es ist ein Trauerspiel um das Gründungsmitglied der Liga. Nun ist angeblich Mirko Slomka im Gespräch. Nur zur Erinnerung: Noch trainiert Bert van Marwijk die Mannschaft.

Wo wird es brisant?

An der Hamburger Straße in Braunschweig. Im Stadion dort tritt die Eintracht, ihres Zeichens Tabellenletzte, am Samstag um 15.30 Uhr zum ultimativen Abstiegsgipfel an. Zu Gast: der Hamburger SV, seines Zeichens noch Vorletzter und bereits jetzt der Verein im Land mit der schlechtesten Außendarstellung der Geschichte des Fußballs. Wir machen uns Sorgen um Uwe Seeler und müssen an dieser Stelle ausnahmsweise den Kollegen vom Fachblatt "Kicker" einen Änderungsvorschlag antragen. In die Aufmacherüberschrift "Bayern verschärft die HSV-Krise" nach der 0:5-Kapitulation im "Scheißegal"-Spiel hat sich leider ein schwerer Fehler eingeschlichen. Unser Korrekturvorschlag zu diesen Debakel im Viertelfinale des DFB-Pokals wäre nach der grandios gescheiterten Initiativbewerbung von Felix Magath als neuer Alleinherrscher, dem ergebnislosen Machtkampf im HSV-Aufsichtsrat und der Hilflosigkeit von Noch-Sportdirektor Oliver Kreuzer und Noch-Coach Bert van Marwijk: "HSV verschärft die HSV-Krise".

Apropos brisant und Abstiegskampf: Falls der VfB Stuttgart auch noch seine Partie an diesem 21. Spieltag bei der TSG Hoffenheim verliert, wird's auch für die Schwaben arg eng. Die Mannschaft von Thomas Schneider steht nach fünf Niederlagen hintereinander nur noch zwei Punkte vor dem Relegationsplatz. Deshalb fordert der Trainer: "Wir brauchen ein Team, das die Trendwende schafft. Es gilt, das eigene Ego hinten anzustellen." Er will jetzt härter durchgreifen und den Schleifer geben. Bedenklich klingt nur seine Aussage: "Vielleicht steckt ein kleiner Felix Magath in mir." Schmollt er jetzt auch? Müssen wir uns Sorgen machen?

Was sagt das Orakel?

"Ich werde mich anders orientieren, ich werde vielleicht sogar in Kürze etwas anderes machen." Hat Felix Magath etwa mit dem Fußball abgeschlossen?

Quelle: ntv.de

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