DFL kündigt Einspruch an Bremen gewinnt Streit um Polizeikosten
21.02.2018, 09:46 Uhr
Nicht nur in Bremen fallen bei Polizeieinsätzen Mehrkosten für Bundesligaspiele an - zulasten der Steuerzahler. Das könnte sich nun ändern, denn das Oberverwaltungsgericht entscheidet, dass künftig die Deutsche Fußball-Liga zahlen muss. Die will sich wehren.
Das kann teuer werden für den deutschen Fußball. Das Bundesland Bremen darf die Deutsche Fußball-Liga grundsätzlich an Mehrkosten für Polizeieinsätze bei Hochrisikospielen der Bundesliga beteiligen. Das Bremer Oberverwaltungsgericht kassierte ein Urteil der Vorinstanz und gab der Hansestadt in fast allen Punkten Recht. "Ein guter Tag für den Steuerzahler", sagte Bremens sozialdemokratischer Innensenator Ulrich Mäurer.
Die DFL hingegen kündigte umgehend Revision beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig an. "Der Fußball ist nicht Verursacher von Gewalt, und eine bloße Umverteilung von Kosten führt nicht zur notwendigen Reduzierung der Polizeieinsätze", sagte Präsident Reinhard Rauball. Die Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit sei Kernaufgabe des Staates. Ähnlich äußerte sich DFB-Präsident Reinhard Grindel: "Der Fußball ist nicht Störer. Störer sind Gewalttäter, die die Plattform des Fußballs ausnutzen. Der Kampf gegen Gewalt darf nicht privatisiert und kommerzialisiert werden, sondern ist Aufgabe der Polizei."
Die Richterin und OVG-Präsidentin Ilsemarie Meyer ließ indes in ihrer über einstündigen Urteilsbegründung keinen Zweifel, dass die Forderungen Bremens nach einer Kostenbeteiligung rechtmäßig sind. Die Höhe der Kosten sei nicht zu beanstanden. "Die Kosten sind zwar erheblich, aber sie entsprechen der erbrachten öffentlichen Leistung", betonte sie. Auch sei die DFL als Mitveranstalter zu sehen. Bremen dürfe sie deshalb zu den Gebühren heranziehen. Die Fußballspiele seien auch aufgrund der Sicherheitsleistungen der Polizei wirtschaftlich erfolgreich. Verstöße gegen das Grundgesetz seien nicht gegeben.
"Sieg auf ganzer Linie für den Senat"
Der Streit zwischen Bremen und der Liga dreht sich ganz grundsätzlich um die Frage, ob der Profifußball für polizeiliche Mehrkosten bei Hochrisikospielen zahlen muss. Bei solchen Spielen - wie etwa dem am Samstag im Bremer Weserstadion ausgetragenen Nordderby zwischen dem SV Werder Bremen und dem Hamburger SV - entstehen angesichts potenzieller Fankrawalle erhebliche Mehrkosten für verstärkte Polizeieinsätze. Wegen der Grundsätzlichkeit und der Allgemeinbedeutung der Frage, ließ das Gericht auch die Revision zu.
"Das ist ein Sieg auf ganzer Linie für den Senat", räumte Werders Präsident Hubertus Hess-Grunewald ein. "Es ist aber noch ein bisschen zu früh für große Siegesgesänge." Vollste Zufriedenheit bei Innensenator Mäurer: "Das ist kein knapper Sieg, sondern ein Sieg auf voller Breite." Er will nun bei der Innenministerkonferenz für den Bremer Weg werben. Es sei einfach nicht überzeugend, dass die Liga Milliarden-Umsätzen mache und Millionen-Gehälter zahle, und der Steuerzahler dann allein für die Sicherheitskosten aufkomme.
Thüringens Innenministerium reagierte zunächst verhalten: Bis ein endgültiges Urteil in der Sache stehe, könne noch einige Zeit vergehen, erklärte ein Sprecher. Die Bremer Polizei schickt seit 2015 regelmäßig Gebührenbescheide an die DFL, die das operative Geschäft des Ligaverbandes führt, dem die 36 Vereine und Kapitalgesellschaften der ersten und zweiten Bundesliga angehören. Inzwischen sind für mehrere Spiele fast zwei Millionen Euro aufgelaufen. Vor Gericht ging es exemplarisch um die Partie Werder gegen den HSV vom 19. April 2015. Nach dieser Partie landete aus Bremen eine Gebührenrechnung von über 425.000 Euro für polizeiliche Mehrkosten bei der DFL. Völlig zu Recht, wie das Gericht nun befand.
Quelle: ntv.de, Helmut Reuter, dpa