Fußball

Vier Meistertitel, zwei Abstiege Bremens langer Bundesliga-Absturz

In der ewigen Tabelle der Fußball-Bundesliga steht Werder Bremen auf Rang drei. Die vergangenen Spielzeit lesen sich dagegen wie die Chronik eines angekündigten Abstiegs, des zweiten der Vereinsgeschichte. Begonnen hat der lange Niedergang einst unter jenem Trainer, der jetzt als Retter scheitert. Eine Chronik in Wort und Zahlen.

Werder Bremen steigt zum ersten Mal seit 41 Jahren wieder aus der Fußball-Bundesliga ab. Dabei ist der viermalige deutsche Meister immer noch der Verein mit den meisten Bundesliga-Spielen sowie hinter Bayern München und Borussia Dortmund auch die Nummer drei der ewigen Bundesliga-Tabelle.

Doch Werders sportlicher Niedergang begann schon vor vielen Jahren - in der ersten Amtszeit des noch einmal zurückgekehrten Rekordtrainers Thomas Schaaf, der an der Aufgabe als "Rettertrainer" diesmal scheiterte.

2010 bis 2013

Fünf Mal führte Schaaf die Bremer auch nach dem Gewinn der deutschen Meisterschaft 2004 noch in die Champions League. Ab 2010 gelang das aber nicht mehr. Werder hatte im Laufe der Jahre einen Champions-League-Kader zusammengestellt, der ohne Champions-League-Einnahmen aber nicht mehr zu bezahlen war. In dieser Zeit entstand der Sparzwang bei Werder, in genau diesen Jahren verlor der Club sportlich den Anschluss an die Bundesliga-Spitze.

2013 bis 2016

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Er kam, sah und scheiterte: Thomas Eichin folgte auf Bremens Dauer-Manager, blieb aber glücklos.

(Foto: dpa)

Nach dem Abschied von Sportchef Klaus Allofs im November 2012 taten die Bremer genau das, was Kritiker auch heute immer wieder fordern: Sie holten mit Thomas Eichin einen Mann von außen als Geschäftsführer, jemanden, der keine Werder-Vergangenheit als Spieler oder Manager besaß. Nach nur drei Monaten sprach Eichin auch die Trennung von Vereinsikone Schaaf aus und sagte dabei ganz unsentimental: "Das war kein Rücktritt."

Allerdings machte sich der heutige Nachwuchs-Chef von Bayer Leverkusen auch angreifbar, weil er die falschen Trainer (Dutt, Skripnik) oder Spieler (Hajrovic, Makiadi) holte. Sein Ende in Bremen 2016 entsprang einem klassischen Werder-Konflikt: Eichin wollte sich trotz des verhinderten Abstiegs von Trainer Skripnik trennen, der Aufsichtsrat hielt jedoch an dem langjährigen Bremer Profi fest.

2016 bis 2019

Eichins Nachfolger wurde Werders Ehrenspielführer Frank Baumann, der Skripniks Vertrag zunächst verlängerte und den Ukrainer kurz darauf selbst beurlaubte. Der Erfolg stellte sich zwar nicht sofort ein, aber Baumann tätigte in den ersten Jahren viele kluge Transfers wie Max Kruse oder Thomas Delaney, die Werder einen sportlichen Aufschwung und teilweise auch einen hohen Wiederverkaufswert bescherten.

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Florian Kohfeldt war seit 2017 Cheftrainer - und wurde am 33. Spieltag der laufenden Saison nach nur einem Punkt aus neun Ligaspielen gefeuert.

(Foto: imago images / Nordphoto)

Im Herbst 2017 beförderte der Sportchef den bisherigen U23-Coach Florian Kohfeldt zum Cheftrainer, die Saison 2018/19 war mit dem Erreichen des DFB-Pokal-Halbfinals und des achten Platzes in der Bundesliga die erfolgreichste seit langem. Sie weckte die Hoffnung, mit dem Duo Baumann/Kohfeldt eine ähnliche Ära begründen zu können wie fast 20 Jahre zuvor mit Klaus Allofs und Thomas Schaaf.

2019 bis 2021

Was folgte, war ein sportlicher und wirtschaftlicher Einbruch in nie für möglich gehaltener Dimension. Für viel Geld verpflichtete Werder ab 2018 Spieler wie Yuya Osako oder Ömer Toprak, die kaum einen Wiederverkaufswert haben. Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Einnahmeverluste von bis zu 40 Millionen Euro potenzierten die finanziellen Sorgen noch einmal.

Schon vor einem Jahr retteten sich die Bremer erst in der Relegation vor dem Abstieg. Der ist nun nach einem 2:4 gegen Borussia Mönchengladbach sowie neun Niederlagen in den letzten zehn Ligaspielen besiegelt. Die Perspektive wäre selbst im Fall des Klassenerhalts nicht gut gewesen. Werder muss nun dringend Spieler verkaufen, ohne das Geld wieder in die Mannschaft stecken zu können.

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Nach dem erstmaligen Abstieg 1979/80 schaffte Werder den direkten Wiederaufstieg - und feierte nur acht Jahre später den zweiten Meistertitel der Vereinsgeschichte. Diesmal werden viele Werderaner aber mit Sorgen zum großen Nordrivalen Hamburger SV schauen, gegen den es nach drei Jahren nun wieder Profiduelle geben wird. Denn der HSV steckt nach seinem Premieren-Abstieg 2018 inzwischen seit drei Jahren in der 2. Liga fest.

Quelle: ntv.de, cwo/dpa

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