Fußball

Bellingham erlöst Real Madrid Die gereizte Bestie schlägt im königlichen Stile zu

Sieger unter sich.

Sieger unter sich.

(Foto: IMAGO/Pro Sports Images)

Im "Derby" der Fußball-Giganten hat Jude Bellingham das letzte Wort. Er schießt Real Madrid zum Sieg über Manchester City - treibt damit nicht nur Pep Guardiola zur Frustration. Es ist auch die Antwort an spottende Fans des Gegners.

Reize niemals eine Bestie: Was zahlreiche Figuren in Superhelden-Filmen seit Jahrzehnten konsequent ignorieren, davor scheuten am Dienstagabend auch die Fans von Manchester City nicht zurück. Sie machten sich lustig über Real-Madrid-Profi Vinicius Junior und den gesamten Verein. Provokante Banner mit dem Konterfei von Citys derzeit verletztem Spielmacher Rodri, der den Goldenen Ball als bester Fußballer der Welt küsst, verwiesen auf den Ärger bei der Ballon-d'Or-Verleihung Ende Oktober 2024.

Dort hatte Rodri gewonnen, Real hatte kurz vorher Wind davon bekommen und die Gala in Paris boykottiert. "Stop Crying Your Heart Out", also "Hör auf, so herzzerreißend zu weinen", hieß es in Anlehnung an den gleichnamigen Song der britischen Band Oasis. Die Brüder Noel und Liam Gallagher sind Fans von Man City.

"Hör auf, so herzzerreißend zu weinen."

"Hör auf, so herzzerreißend zu weinen."

(Foto: REUTERS)

Wie gefährlich es ist, die rücksichtslosesten und abgebrühtesten Akteure des Weltfußballs zu reizen, das mussten sie und ihr Team nach Abpfiff erkennen. Real Madrid besiegte Man City mit 3:2 (0:1) - trotz zweimaligen Rückstands. 0:1 und 1:2 hatte Real schon hinten gelegen, beide Male hatte Erling Haaland (11./80., Elfmeter) den Premier-League-Klub im "Derby", wie Trainer Pep Guardiola es aufgrund der häufigen Aufeinandertreffen in den vergangenen Saisons nannte, in Führung gebracht. Zwischenzeitig glich Kylian Mbappé (60.) aus. Dann war es ein weiterer ehemaliger BVB-Profi, der den Cityzens die Niederlage beibrachte: Nach dem Ausgleich von Brahim Diaz in der 86. Minute, schlug Jude Bellingham in der Nachspielzeit (90.+2) final zu.

Guardiola resigniert

Der Siegtorschütze sagte nach der Partie: "Es war komisch. Wir machen unser bestes Spiel in dieser Saison und liegen zweimal hinten. Durch unsere Leistung haben wir den Sieg verdient." Es zeigte sich wieder einmal die unerschütterliche Abgebrühtheit und das Selbstbewusstsein der Madrilenen. Nie glaubt das Team von Trainer Carlo Ancelotti, dass es nicht doch noch gewinnen kann. Und meist haben sie recht. So auch diesmal, als City - das in dieser Saison ohnehin brutal schwächelt und auch diesmal in der zweiten Halbzeit sichtlich nachließ - schon glaubte, es könnte etwas werden mit dem Sieg, da schlug Real doch noch zu. Die Madrilenen führten im gesamten Spiel nur für 90 Sekunden - aber es waren eben die letzten 90 Sekunden und damit die entscheidenden.

Manchester City - Real Madrid 2:3 (1:0)

Tore: 1:0 Haaland (19.), 1:1 Mbappé (60.), 2:1 Haaland (80., Foulelfmeter), 2:2 Diaz (86.), 2:3 Bellingham (90.+2)
Manchester: Ederson - Akanji (46. Lewis), Dias, Aké (61. Kovačić), Gvardiol - Silva, Stones, De Bruyne (84. Gündoğan) - Savio (84. Marmoush), Haaland, Grealish (30. Foden). - Trainer: Guardiola
Madrid: Courtois - Valverde, Asencio, Tchouaméni, Mendy - Ceballos (81. Modrić), Camavinga, Bellingham - Rodrygo (84. Díaz), Mbappé (90.+2 García), Júnior. - Trainer: Ancelotti
Schiedsrichter: Clement Turpin (Frankreich)
Gelbe Karten: keine

"Wir verschenken zu viele Spiele. Es passiert zu oft in dieser Saison. Es sind schlechte Entscheidungen", haderte Guardiola. "Ich nehme das auf mich. Es geht nicht um dich und mich oder nur um die Mannschaft, es geht um alle." Die Diskussionen um den Trainer dürften spätestens im Falle eines Ausscheidens aus der Champions League in der kommenden Woche noch einmal Fahrt aufnehmen. Dass er erst kürzlich bis 2027 verlängert hatte, hilft dabei und nur Platz fünf in der Premier League mit schon 15 Punkten Rückstand auf Tabellenführer FC Liverpool nicht. Es klingt schon nach Resignation: "Dieses Jahr akzeptiere ich, wenn der Gegner besser ist, aber im Moment bin ich nicht gut genug, um dem Team die Gelassenheit zu geben, mit diesen Situationen umzugehen. Das ist die Wahrheit."

"Gefühl von Wut und Frustration"

Sein Verteidiger John Stones sagte: "Ich weiß nicht, wie ich es sofort in Worte fassen soll, es ist so hart und frustrierend für alle. Wir waren bis so spät im Spiel und dann passieren zwei Situationen, in denen wir jeweils ein Gegentor bekommen. Es ist frustrierend, als Verteidiger mit diesem Ergebnis dastehen zu müssen. Es ist ein Gefühl von Wut und Frustration." Weil City mal wieder einmal ein Tor in der Schlussphase kassierte und schon zum fünften Mal in dieser Saison eine Führung herschenkte. Sie hatten gegen Paris St. Germain mit 2:0 geführt und noch 4:2 verloren. Sie hatten gegen Feyenoord Rotterdam gar 3:0 geführt und ab der 75. Minute noch drei Treffer zum 3:3-Endstand kassiert. 2:3 also nun im Playoff-Hinspiel gegen Real Madrid - und in der kommenden Woche müssen die Engländer nach Madrid ins Estadio Santiago Bernabeu reisen (19. Februar, 21 Uhr/DAZN und im ntv.de-Liveticker).

Dann geht das "Derby" in eine neue Runde. Wer in den vergangenen drei Spielzeiten das Duell in der K.-o.-Runde gewonnen hatte - zweimal im Halbfinale, einmal im Viertelfinale - sicherte sich den Titel. Zuletzt Real, der aktuelle Titelverteidiger. Seit der Einführung der Champions League in der Saison 1992/93 sind die Spanier nie vor dem Achtelfinale ausgeschieden.

Es war das Spiel der beiden Ex-Dortmunder Haaland und Bellingham, an dem bis zur Halbzeit auch ein Dritter früherer Dortmunder teilhatte: Manuel Akanji musste dann aber angeschlagen in der Kabine bleiben. Von Juli 2020 bis Juli 2022 hatten Bellingham und Haaland beim BVB zusammengespielt, sich in die Herzen und in den Weltfußball katapultiert. Sie waren zu groß geworden für den Bundesligisten, der sich im vergangenen Jahr erst im Finale der Champions League eben jenem Bellingham und Real Madrid geschlagen geben musste. Sie waren hinausgezogen zu den Granden des Sports und reüssieren dort weiter. Haaland traf nach 19 Minuten als Erstes und brachte Man City dann nach 80 Minuten durch den Strafstoß, den Phil Foden nach einem Foul von Dani Ceballos zugesprochen bekommen hatte, wieder in Führung. Doch auch wenn Bellingham nur einmal traf, konnte er mit einem Lächeln als Sieger des Ex-BVB-Duells hervorgehen, schließlich sicherte er Real die bessere Ausgangslage.

Der Last-Minute-Sieg war letztlich auch die Antwort der Bestie Real Madrid auf den Spott der gegnerischen Fans. Der Verspottete selbst, Vini Jr., trug maßgeblich dazu bei, legte die Tore zum 2:2 und 3:2 auf und erhielt die Auszeichnung zum "Man of the Match". "Ich habe das Banner der City-Fans gesehen, und es hat mich noch mehr motiviert", sagte der Brasilianer. "Wenn gegnerische Fans so etwas unternehmen, gibt mir das mehr Kraft, ein großartiges Spiel zu machen."

Quelle: ntv.de

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